Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt ihre Zinsen auf Rekordtiefs. Der Leitzins wird von 0,25 auf 0,15 Prozent gekappt, teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mit. Zudem müssen Banken künftig einen Strafzins bezahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken.
Dafür wird der Einlagezins erstmals unter die Nulllinie auf minus 0,10 Prozent reduziert. Der Strafzins für Banken wird fällig, wenn sie Geld bei der EZB parken, statt es an Unternehmen und Haushalte weiterzuverleihen. Zudem kündigte die Notenbank weitere unkonventionelle Schritte an. Details sollten noch am Donnerstag bekanntgegeben werden, sagte ein Sprecher.
EZB-Präsident Mario Draghi hatte schon vor einem Monat beim letzten Treffen der Notenbanker die Tür für den Einsatz weiterer geldpolitischer Instrumente weit aufgemacht. Letztlich sollen die aktuellen Prognosen der EZB-eigenen Ökonomen für Wachstum und Teuerung in den kommenden Jahren den Ausschlag geben. Es wurde erwartet, dass diese mit einer längeren Phase niedriger Inflation rechnen.
Der deutsche Aktienindex DAX stieg nach dem Zinsentscheid erstmals über die Marke von 10'000 Punkten. Auch der Schweizer SMI reagierte positiv.
Im Mai war die Jahresteuerung im Euroraum auf 0,5 Prozent gesunken. Sie liegt damit deutlich unterhalb der Zielmarke der EZB von knapp unter 2,0 Prozent. «Wir werden nicht zulassen, dass die Inflation zu lange auf zu niedrigem Niveau bleibt», hatte Draghi erst in der vergangenen Woche betont.
Denn der geringe Preisauftrieb schürt Sorgen vor einer Deflation, also einer Abwärtsspirale der Preise quer durch alle Warengruppen. Unternehmen und Konsumenten könnten dann Investitionen und Anschaffungen in Erwartung weiter sinkender Preise hinauszögern. Das würde die ohnehin fragile Konjunkturerholung in Europa abwürgen. (whr/pma/sda)