Der Euro kennt derzeit nur eine Richtung: nach unten. Die Lage in Griechenland und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) haben den Euro-Kurs in den ersten Handelsstunden der neuen Woche bis auf 1,1864 Dollar fallen lassen. Das ist der tiefste Stand seit März 2006.
Mit dem Rückgang setzt der Euro die Talfahrt der vergangenen Monate fort. Im Mai des vergangenen Jahres hatte die Gemeinschaftswährung noch fast 1,40 Dollar gekostet, verlor dann aber kontinuierlich an Wert.
Händler begründeten den aktuellen Kursverlust mit der Lage in Griechenland. Drei Wochen vor den dortigen Neuwahlen ist die Debatte über einen Austritt des Krisenlandes aus der Eurozone wieder voll entbrannt. Auslöser ist ein «Spiegel»-Bericht, gemäss dem die deutsche Regierung ein Ausscheiden des hoch verschuldeten Landes aus der Währungsgemeinschaft inzwischen für verkraftbar hält.
Auch die Geldpolitik der EZB spielt eine Rolle. Die Europäische Zentralbank hatte im Sommer als erste grosse Notenbank der Welt «Strafzinsen» für Einlagen von Banken eingeführt. Das heisst, dass die europäischen Geldhäuser für bei der Zentralbank geparktes Geld Zinsen zahlen müssen, anstatt wie sonst üblich welche zu bekommen.
Im Dezember hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) nachgezogen und ebenfalls solche Negativzinsen eingeführt. Dies um eine zu starke Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro zu verhindern und die Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken zu verteidigen.
Der Präsident der EZB, Mario Draghi, will seinerseits mit den Negativzinsen die Kreditvergabe und damit die Wirtschaft ankurbeln und eine zu tiefe Inflation vermeiden. Bisher verpuffte dieser Schritt allerdings grösstenteils.
Draghi hatte daher zuletzt immer wieder angekündigt, zu weiteren Schritten bereit zu sein. Erst am Freitag hatte er in einem Interview mit dem «Handelsblatt» diese Bereitschaft noch einmal bekräftigt und damit den Eurokurs in Richtung 1,20 Dollar gedrückt.
«Das Risiko, dass wir unser Mandat der Preisstabilität nicht erfüllen, ist höher als vor sechs Monaten», sagte er der Zeitung. Die Europäische Zentralbank sei deshalb in technischen Vorbereitungen, «um den Umfang, das Tempo und die Zusammensetzung unserer Massnahmen Anfang 2015 zu verändern, sollte dies notwendig werden, um auf eine lange Periode zu niedriger Inflation zu reagieren.»
Die Aussagen zerstreuten laut Händlern die letzten Zweifel, dass die Notenbank im Kampf gegen die zu niedrige Inflation schon bald mit dem umstrittenen Kauf von Staatsanleihen beginnen wird.
Während die Eurozone damit auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik zusteuert, bewegt sich die US-Notenbank auf eine Straffung ihrer Geldpolitik zu. Die Aussicht auf eine erste Zinserhöhung in den USA nach der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise beflügelt den Dollar. (mbu/sda/dpa)