Der Ruf nach einer einheitlichen Nährwert-Kennzeichnung von Lebensmitteln wird lauter. Immer mehr Unternehmen reagieren auf die drohende gesetzliche Regulierung mit hauseigenen Ampelsystemen – und erhöhen damit die Verwirrung aufseiten der Konsumenten. Jetzt reiht sich Disney in den Label-Wirrwarr ein.
Mit dem neu lancierten Label «Disney-Küche» möchte der Unterhaltungsriese den Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkorn fördern, sagt eine Sprecherin von Disney auf Anfrage. Das Nährwert-Banner wurde bereits in mehreren europäischen Ländern ausgerollt, darunter in Deutschland und Frankreich. Nun kommt auch die Schweiz zum Zug. Hierzulande ziert Disney-Küche Produkte von Danone (Dairy, Actimel), Evian und Kellogg’s. Erhältlich sind diese unter anderem bei Migros und Coop.
Ziel sei es, Familien mittels klarer Lebensmittelkennzeichnung bei einer bewussten Ernährung zu unterstützen. Die von Disney lizenzierten und zertifizierten Lebensmittel zeigen nebst dem Food-Label die beliebten Charaktere auf der Verpackung. Damit wird auf die Jüngsten abgezielt: Mithilfe von Pluto und Co. sollen Kinder in Richtung einer nährstoffreichen Ernährung gelotst werden.
Insgesamt entsprechen über 85 Prozent der Produkte mit Disney-Charakteren in der Region Europa, Nahost und Afrika den Disney-Nährwertrichtlinien. Bei den abweichenden 15 Prozent handelt es sich um Produkte für besondere Anlässe, wie Geburtstage.
In Frankreich ist das Disney-Kennzeichnungssystem indes in die Kritik geraten. Bemängelt wird die Willkür des Labels: Die online ausgewiesenen Nährwertrichtlinien würden Disneys eigener Definition entspringen und es mangle damit an wissenschaftlicher Fundierung. Insbesondere da die involvierten Experten nirgends ausgewiesen sind. Zudem fallen die Disney-Ratings teils deutlich lascher aus im Vergleich zum Nutri-Score. So erhalten etwa Kellogg’s Frühstücksflocken, die vom Ampelsystem Nutri-Score generell schlecht bewertet werden, von Disney-Küche ein vorteilhaftes B.
Dass ausgerechnet Danone das Disney-Label übernimmt, überrascht. Schliesslich bildet der französische Konzern seit diesem Jahr den Nutri-Score auf seinen Produkten in der Schweiz ab. «Wenn unsere Partner auf andere Labels setzen, und sofern diese angebracht sind, können wir sie auch auf der Verpackung abbilden», sagt ein Sprecher von Danone auf Anfrage. Bis Ende 2020 sollen jedoch alle Milchfrischprodukte in der Schweiz mit dem Nutri-Score versehen werden. Dies beinhalte auch jene von Disney.
Beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ist man kritisch: «Das Disney Food-Label entspricht nicht unseren Anforderungen an eine Kennzeichnung zur Unterstützung der gesunden Wahl», sagt ein Sprecher. Ein konsumentenfreundliches Kennzeichnungssystem sollte auf sämtlichen Produkten eines Unternehmens zu finden und einfach verständlich sein sowie sich auf das gesamte Lebensmittel und eine Bezugsgrösse von 100 Gramm beziehen. «Nutri-Score ist im Moment das einzige Label in der Schweiz, das diese Kriterien erfüllt.»
Der Stiftung für Konsumentenschutz sind privatwirtschaftlich lancierte «Kennzeichnungs-Süppchen» gleichermassen ein Dorn im Auge. Sie befürwortet den Nutri-Score. Und auch bei den Konsumenten geniessen Systeme der Industrie wenig Akzeptanz. 2018 arbeiteten fünf Grosskonzerne – darunter Nestlé, Coca-Cola oder Mondelez – an einem eigenen Ampelsystem. Doch gemäss einer Umfrage zogen nur rund 3 Prozent der Befragten das von der Lebensmittelindustrie entwickelte Modell den britischen und französischen Nutri-Score-Originalen vor.
Eine schwierige Ausgangslage, um das «Disney-Küche»-Label hierzulande langfristig zu etablieren, wie es sich der US-Konzern zum Ziel gesteckt hat: «Wir würden uns sehr freuen, wenn auch lokal Schweizer Marken mit uns kooperieren würden.» (bzbasel.ch)
Gibt es in der Schulenoch Hauswirtschaft. Eventuell sollte hier vertieft Ernaehrungswissenschaft gelernt werden damit die Kinder selber Wissen was sie essen und trinken und nicht darauf angewiesen sind den Empfehlungen der Grosskonzerne zu folgen. Eigenverantwortung... Wenn wir das nicht schleunigst besser in den Griff bekommen sehe ich leider Schwarz. Denn weder die Politik noch die Grosskonzerne kuemmert sich um unsere Gesundheit.