Was wir essen, wenn die Schweiz vier Grad wärmer sein wird
Dass der Klimawandel einen Einfluss auf die Produktion unserer Lebensmittel hat, lässt sich heute schon beobachten. In Bordeaux schauen sich die Winzer nach höher gelegen Gebieten für ihre Reben um, weil die angestammten Sorten unter den wärmeren Temperaturen leiden. Kakaopflanzen gehen wegen Hitzestress zugrunde.
Auch die Schweiz bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. Der Hitzesommer letztes Jahr war bloss ein Vorbote dessen, was uns erwartet. Das Bundesamt für Umwelt geht davon aus, dass die Temperaturen im Vergleich zur Periode 1981 bis 2010 bis Mitte dieses Jahrhunderts um mehr als 5 Grad Celsius steigen könnten, sollten wir den Ausstoss von CO2 nicht in den Griff bekommen.
Adrian Müller vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau hat zusammen mit der Agraringenieurin Fausta Borsani und Eva Wyss, Landwirtschaftsexpertin beim WWF, ein Szenario für unsere Nahrung der Zukunft zusammengestellt. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
- Nüsslisalat und Zucchetti werden es bei künftiger Wasserknappheit und Temperaturextremen schwer haben.
- Kartoffeln gehören ebenfalls zu den Klimaverlierern. Weil der Boden gepflügt werden muss, trocknen sie bei den höheren Temperaturen aus. Das führt zu Ernteausfällen.
- Die Qualität des Weizens verschlechtert sich und das Getreide kann nicht mehr zum Backen oder für Teigwaren verwendet werden.
- Milch- und Fleischproduktion werden schwieriger, weil die internationale Konkurrenz für Futtermittel zunehmen wird.
- Bier wird deutlich teurer, weil die Gerstenernte zurückgehen wird.
- Kakao- und Vanillepflanzen wachsen zwar nicht hierzulande. Doch auch die Schleckmäuler müssen zurückstecken. Beide Pflanzen gehören zu den Opfern der Klimaerwärmung.
Gewinner gibt es nur wenige. Weintrinker können sich darauf freuen, dass die Schweizer Reben immer besser gedeihen, und wer sich über gepanschtes Olivenöl aus Italien ärgert, kann darauf hoffen, es durch einheimisches zu ersetzen.
Markus Burkhard gehört zu den Spitzenköchen dieses Landes. Was in seinem Restaurant «Jakob» in Rapperswil auf den Tisch kommt, ist zum grössten Teil lokal oder regional gewachsen, und zwar biologisch. Er hat im Auftrag der Umweltallianz Schweiz drei Vorschläge für ein Menü der Zukunft ausgearbeitet.
Es sieht wie folgt aus: Der Nüsslisalat mit Ei wird ersetzt durch einen Artischockensalat mit Shiitake-Pilzen. Aus Älplermagronen werden Süsskartoffeln mit Hirseschnitte, und das Schoggimousse hat einzig noch ein paar geraffelte Schokospäne. Der Rest ist Erdmandelschaum.
Das alles schmeckt hervorragend, doch es ist leider sehr aufwändig in der Zubereitung. (Watson-Starkoch Oliver Baroni, der an dieser Stelle die Gerichte hätte nachkochen sollen, hat entnervt das Handtuch geworfen.) Doch Markus Burkhard beweist eindrücklich, dass Vegi-Burger nicht die einzige Ess-Alternative der Zukunft sein müssen.
Wer auch künftig nicht auf Speck und Vanille-Glacé verzichten will, der muss die Wahlempfehlung der Schweizer Umweltallianz befolgen. Unter diesem Label haben sich die Umweltorganisationen (Greenpeace, WWF, pro natura, VCS) zusammengeschlossen. Die Umweltallianz will so Druck auf die Parteien ausüben und Empfehlungen für die Wählerinnen und Wähler abgeben.
Die Bilanz der letzten vier Jahre sei unterirdisch, lautet dabei das Fazit einer Analyse der Arbeit der abgelaufenen Legislaturperiode. Als übelster Umweltsünder hat sich dabei nicht wirklich überraschend die SVP profiliert, dicht gefolgt von der FDP.