Die «Abzocker-Initiative», vor zwei Jahren deutlich angenommen, habe zu mehr Transparenz geführt, sagte Biedermann im Interview mit der «NZZ am Sonntag». «Die Verwaltungsräte wissen jetzt, dass sie den Aktionären Rechenschaft ablegen müssen.» Vergütungen würden vermehrt an die Leistung gebunden.
Zwar seien damit die «grössten Exzesse bei den Schweizer Banken vorüber». Doch bei der Höhe der Spitzengehälter habe sich noch wenig bewegt. «Bis jetzt sind nur erste kleine Korrekturen zu beobachten.» Biedermann hob den teilweisen Lohnverzicht der Chefs von Lindt & Sprüngli und Clariant hervor, sowie die tiefere Entschädigung für den Novartis-Verwaltungsrat.
Dass Spitzenlöhne im vergangenen Jahr gleich hoch geblieben oder sogar gestiegen sind, ist für Biedermann aber auch damit zu erklären, dass das Geschäft bei vielen Firmen gut gelaufen ist. Die Spitzenlöhne seien aber in der Schweiz generell oft zu hoch. «Eine Korrektur braucht jedoch Zeit, das geht nicht von einem Jahr aufs andere - vor allem, wenn die Leistung stimmt.»
Bei vielen Unternehmen stehen die neu obligatorischen Abstimmungen über Löhne erst in diesem Jahr an. «Wir hoffen, dass die Aktionäre den Mut aufbringen werden, fragwürdige Lohnsummen abzulehnen», sagte Biedermann.
Allerdings dürfte der nächste Kampf um Managervergütungen schon bald anstehen. Biedermann beobachtet, dass Firmen etwa mit längeren Kündigungsfristen oder Antrittszahlungen versuchen, Bestimmungen der Initiative zu umgehen. «Deshalb wird die anstehende Aktienrechtsrevision mindestens so wichtig wie die Minder-Abstimmung», sagte Biedermann.
In einer Studie zu den Managerlöhnen 2013 hatte Ethos im vergangenen Herbst festgehalten, dass die Löhne der Topmanager nur noch moderat gestiegen seien. Die Anlagestiftung kritisierte aber, dass die Unternehmen sich sehr innovativ zeigten, die Initiative entgegen ihren Absichten umzusetzen. (kad/sda)