
Man geht in die grosse Box und bekommt später eine kleine Box – mit Kleidern.Bild: Outfittery
Kleider-Shopping der Zukunft
Nicht jeder Mann stöbert gerne im Kleidergeschäft nach neuen Outfits. Dank einer neuen Technologie muss er das bald auch nicht mehr.
21.01.2015, 09:0321.01.2015, 16:39
Ich kaufe mir Jeans, wenn die alten kaputt sind. Und bevor ich aus dem Haus gehe, schaue ich nach, was meine Grösse ist. Kann ich mir nicht merken. Und ich bin nicht der einzige, bestätigt mir Alexander Kell, Schweiz-Chef des Online-Modehändlers Outfittery: «Männer kennen ihre Kleidergrösse oft nicht genau oder schätzen sich falsch ein.»
Dagegen soll das neuste Projekt des Berliner Start-ups Abhilfe schaffen: Der 3-D-Männerscanner. Man betritt eine Box und wird von einer Drehscheibe um 360 Grad gedreht. Zehn Sekunden später ist der Körper vermessen.
Ein Selbsttest zeigt: Es ist kinderleicht
video: youtube/watson
Und so sieht das Resultat aus (inklusive für das Video-Selfie angewinkeltem Arm):
Kurz darauf wird jeder Körperbereich einzeln im System analysiert, dann sind meine Masse gespeichert – «auf einen Zentimeter genau», versichert mir Keil. Aber bei T-Shirt steht L, dabei bin ich doch ein M! Entweder die Maschine lügt, ich trage zu enge Shirts – oder die Festtage machen sich definitiv auf meinen Rippen bemerkbar. Der einzige weitere Wert, den ich kenne, stimmt genau: 32/34 ist meine Hosengrösse (ja, ich habe kürzlich Jeans gekauft).
Nun kann ich mich für eine telefonische Beratung mit einer Stylistin, von denen zehn für die Schweiz im Einsatz sind, anmelden. Sie stellt mir dann ein Outfit zusammen. Der menschliche Kontakt fällt also doch nicht gänzlich weg, wenn ich meine Kleider online shoppe. Wenn ich dann die erste Kleiderbox bestelle, sehen wir auch, ob das T-Shirt passt.

Wenn ich die Arme ausgestreckt hätte, statt ein Video-Selfie zu machen, könnte man mich hier jetzt vermessen (ein richtiger Scan wurde natürlich nachgeholt).Bild: Watson
An den zehn grössten Schweizer Bahnhöfen
Das Outfittery-Team hat den Scanner in Zürich vorgestellt, denn schon Ende Jahr sollen die ersten Boxen in die Schweiz kommen. «Wir wollen sicher je einen Scanner an den zehn grössten Bahnhöfen aufstellen», sagt Keil. Auch mit dem Flughafen Zürich laufen Verhandlungen.
Wie das genau aussehen wird, das hat Outfittery noch nicht entschieden. Eine Möglichkeit ist, dass die Boxen ganz alleine dastehen und von den potentiellen Kunden selbst bedient werden. Eine andere, dass eine Stylistin dabei ist und die Leute gleich berät.
In Kleiderläden in England und den USA sind Körperscanner schon länger im Einsatz – in Zentraleuropa sind wir da noch ein wenig im Rückstand. Doch zu diesen Maschinen gibt es einen grossen Unterschied: Der Scanner von Outfittery läuft mit der Game-Kamera Kinect, und auch andere Teile gibt es im Handel zu kaufen.
So kostet ein Gerät nur 2500 Euro. «Unsere Scanner kosten ein Zehntel dessen, was High-End-Geräte kosten, funktionieren aber genauso gut», sagt Alexander Keil. Outfittery hat sie zusammen mit Studenten der Technischen Universität München entwickelt.
Weniger Rücksendungen
Die Methode ist nicht nur ein Service für die Kunden: Wenn die Masse von Anfang an stimmen, können unnötige Retouren verhindert werden. Bei Outfittery kann man seine Kleider zurückschicken, wenn sie einem nicht gefallen. Oder wenn sie nicht passen – und das ist beim grössten Teil der Rücksendungen der Fall.
Dass es bei der Markteinführung der Scanner um Geld geht, streitet Keil ab. «Wir tun es nicht aus finanziellen Gründen. Wir tun es, weil es Spass macht.»
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