Die viel kritisierten Menschenversuche mit Stickoxid haben laut der Universitätsklinik Aachen nichts mit dem Dieselskandal zu tun. Wie die Uniklinik am Montag mitteilte, lagen die Stickoxid-Belastungen, denen die Versuchspersonen ausgesetzt waren, «deutlich unter den Konzentrationen, wie sie an vielen Arbeitsplätzen in Deutschland auftreten».
Die Studie sei ausserdem bereits lange vor dem Dieselskandal in Auftrag gegeben worden. Hintergrund der Studie sei die Absenkung der zulässigen Höchstkonzentration von NO2 am Arbeitsplatz gewesen. Es hätten Erkenntnisse zur Wirkung von Stickoxid auf Menschen gefehlt, weshalb das Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der Uniklinik 2012 einen Forschungsauftrag der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) angenommen habe. Die Ethikkommission der Uniklinik habe den Auftrag damals geprüft und genehmigt.
Der Verein EUGT war 2007 als Forschungsinstitut von BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründet und vergangenes Jahr wieder aufgelöst worden. Er finanzierte laut eigenem Tätigkeitsbericht auch eine US-Studie, in der Affen mehrere Stunden lang Dieselabgase direkt einatmeten. Die deutsche Studie hatte damit nichts zu tun, wie die Uniklinik Aachen betonte.
Wie die Forscher in der 2016 publizierten Studie schildern, hatten sie in den Jahren 2013 und 2014 insgesamt 25 gesunde Nichtraucher, meist Studenten, für jeweils drei Stunden einer Konzentration von maximal 1.5 ppm (parts per million) NO2 ausgesetzt. Das entsprach 30 Prozent des bis 2009 zulässigen Höchstwerts oder dem Dreifachen des heute zulässigen Höchstwerts.
In der Studie kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass es «keine signifikanten Auswirkungen auf die Lungenfunktion» gab. Dies deute nicht auf beträchtliche und unerwünschte Reaktionen auf die kurzzeitige Aufnahme von NO2 hin. Dieser Deutung schloss sich auch der EUGT in seinem Tätigkeitsbericht an. Es «kam kein Mensch zu Schaden», betonte die Uniklinik Aachen am Montag. (sda/afp)