Die Umweltorganisation WWF verlangt schärfere Bestimmungen und Transparenz für den Goldhandel durch Unternehmen in der Schweiz. Es brauche verbindliche Regelungen, damit die Lieferketten nachvollzogen werden könnten. Dies fordert der WWF aufgrund von Daten aus einer neuen Studie.
Der Goldabbau sei oft mit schlechten Arbeitsbedingungen, Sklaverei, Kinderarbeit und Zwangsprostitution verbunden, schrieb der WWF am Montag gestützt auf die Daten aus der neuen Studie. Zudem würde der Goldabbau Flüsse – und somit auch die Landwirtschaft – durch Quecksilber oder Zyanid vergiften.
Die Schweiz spiele im internationalen Goldhandel eine wichtige Rolle, so der WWF. Denn 50 bis 70 Prozent alles weltweit abgebauten Goldes komme in die Schweiz, da vier der sieben weltweit grössten Goldraffinerien und fünf der zehn grössten Uhrenunternehmen ihren Sitz in der Schweiz hätten. Andere Quelle schätzen diesen Anteil tiefer ein.
Der WWF kritisiert, dass ein grosser Teil der Goldimporte offiziell aus Ländern stamme, in denen gar kein Gold abgebaut werde. Denn das Gold gelange über internationale Zwischenhändler in die Schweiz. Dadurch werde auch die Rückverfolgbarkeit des Goldes erschwert. Darum brauche es insbesondere, eine Sorgfaltspflicht bei Einfuhren von Gold, das ursprünglich in Konfliktgebieten abgebaut worden sei.
Der WWF sieht auch die Schweizer Unternehmen in der Pflicht. Sie müssten für Transparenz darüber sorgen, woher die von ihnen verwendeten Rohstoffe stammten. Dazu sagt Damian Oettli, Leiter Sustainable Markets beim WWF Schweiz:
Bereits 2018 hatte der Bundesrat in einem Bericht anerkannt, dass die Schweiz eine wichtige Drehscheibe des internationalen Goldhandels ist – und dass nicht immer klar sei, woher das hier verarbeitete Gold stamme. Allerdings lehnte er Einfuhrverbote damals ab zugunsten freiwilliger Massnahmen der Gold-Branche.
Im September 2020 hatte die Schweiz einen Antrag zum Thema bei der Weltzollorganisation eingereicht. Ziel ist, dass bei Goldeinfuhren künftig zusätzliche Angaben gemacht werden müssen. Auf diese Weise soll etwa unterschieden werden können, ob es um Minen- oder Bankgold handle. Die Schweiz selbst setzt den Vorschlag bereits seit Anfang des laufenden Jahres um.
watson hat bei Schweizer Goldraffinerien nachgefragt, wie sie auf die Forderungen des WWF reagieren. Sobald eine Antwort vorliegt, werden wir sie hier ergänzen.
(yam/sda)