Vor einer Woche arbeitete ich an einem Artikel zur anstehenden Bitcoin-Hardfork. Leserin Agnesse hatte dies verlangt, nachdem ich die Details dazu vorgängig vernachlässigt hatte.
Der Artikel wurde nie auf unserer Startseite publiziert. Weshalb? Noch am selben Tag überschlugen sich die Ereignisse: Die Hard-Fork wurde überraschend abgesagt. (Interessierte können den Artikel hier trotzdem lesen). Wieder einmal wurde der Kryptomarkt seinem Ruf als ADHS-Kind mit Zuckerschub gerecht.
Die abgesagte Bitcoin-Hard-Fork ist ein Sieg des Core-Lagers über das 2x-Lager (Wem das nichts sagt, der sollte tatsächlich den nicht veröffentlichten Artikel lesen). Eingeknickt waren im 2x-Lager aber «nur» sechs finanzstarke Wortführer (Mike Belshe, Wences Casares, Jihan Wu, Jeff Garzik, Peter Smith and Erik Voorhees). Die zwar kleine, aber doch vorhandene Basis wurde umgangen.
Diese wandte sich in Teilen der ihrer Meinung nach nächstbesseren Alternative zu: Bitcoin Cash. Bitcoin Cash hatte sich am 1. August mit einer Hard-Fork von Bitcoin abgespaltet. Seither herrscht zwischen diesen Lagern eine Art Krieg – vor allem um die Deutungshoheit, welches der beiden Bitcoins denn das echte sei.
Als Folge der kleinen Völkerwanderung stieg der Preis von Bitcoin Cash an – während der Preis von Bitcoin nach unten korrigierte.
Neben frustrierten Usern liefen auch einige Miner zu Bitcoin Cash über – weil sie sich dort höhere Renditen versprachen (das Sprichwort, dass die Miner dem Geld folgen, bewahrheitete sich wieder einmal). Als Folge stieg die Hash-Rate von Bitcoin Cash sprunghaft an.
Die Kursexplosion hatte zur Folge, dass Bitcoin Cash kurzfristig zur Nr. 2 wurde – noch vor Ethereum. Cash-Anhänger träumten bereits von der Spitzenposition. Das auch im Zusammenhang mit Ether immer wieder zitierte «Flippening» werde bald stattfinden.
Wie der Graph weiter oben aber zeigt – der Aufschwung von Bitcoin-Cash war nur von kurzer Dauer. Nach einer kurzen Korrekturphase unter 6000 Franken rast der Bitcoin-Kurs mittlerweile wieder nach oben. Die 7000er-7200er-Schallmauer wurde heute bereits wieder überschritten.
Dank dem regen Handel nahmen auch die Einträge auf der Bitcoin-Blockchain in der letzten Woche zu – und führten die Blockchain an den Rand der Belastbarkeit ...
Die Anzahl Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain ist beschränkt. Im Moment wird der Blockchain alle 11 Minuten ein neuer Block angehängt – jeder davon enthält ein maximales Datenvolumen von einem Megabyte. Deshalb kommt es bei Transaktionen auf der Blockchain* zu Verzögerungen. Phasenweise warteten in den letzten Tagen über 100'000 Transaktionen darauf, auf einem Block unterzukommen. Im Moment sind es «nur» noch ca. 80'000 Einträge.
*Handel auf Kryptobörsen sorgen in den meisten Fällen für keine Einträge auf der Blockchain.
Bei vielen Kryptowährungen – auch bei Bitcoin – gibt es eine Art A-Post. Wer seine Transaktion schneller verifiziert haben will, erhöht die Transaktionsgebühren. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass parallel zu den Wartezeiten auch die Transaktionskosten explodierten. So kostete ein durchschnittlicher Eintrag auf der Blockchain in der letzten Woche bis zu 19 Dollar.
Bitcoin hat zwar die höchste Marktkapitalisierung und ist weiterhin die unangefochtene Nr. 1 im Kryptomarkt – die meisten Transaktionen werden aber mit einer anderen Währung getätigt: Ethereum – hinter Bitcoin (wieder) die Nr. 2 der Kryptowährungen.
Bei einer durchschnittlichen Transaktion von Ether fallen Gebühren von weit unter einem Dollar an. Damit sind Ether-Transaktionen deutlich billiger als Bitcoin-Transaktionen.
Zu erwarten wäre, dass Ether wenigstens bei den Wartezeiten weit hinter Bitcoin liegt. Doch auch dem ist nicht so. Momentan befinden sich nur gerade 212 Transaktionen in der Warteschlange.
Ether transferiert digitales Geld also schneller und billiger? Weshalb ist denn Bitcoin noch immer unangefochten die Nr. 1 im Kryptomarkt?
Laut einem Artikel des «Business Insider» korreliert der Preis von Bitcoin zu 91 Prozent mit der Anzahl Google-Anfragen. Und die haben es in sich. Während Herr und Frau Schweizer, Otto Normalverbraucher, Average Joe und Monsieur Tout-le-monde noch nichts von Ethereum gehört haben, ist Bitcoin bekannt wie ein bunter Hund. Das zeigen auch die Google-Anfragen.
Fans der ältesten Kryptowährung lassen das alleinige Argument des Bekanntheitsgrades als Erfolgsgarant nicht gelten. Die sogenannten Bitcoin-Maximalisten führen ins Feld, dass sich Bitcoin am längsten bewährt habe – und damit am sichersten sei. Und noch viel wichtiger: Bitcoin sei das «digitale Gold» – und benötige damit keine tiefen und günstigen Transaktionen. Was meinen sie damit?
Bitcoin wird von vielen nicht als Zahlungsmittel für Kioskkäufe, sondern als langfristige Anlage beschrieben. Komme es hin und wieder zu einer Transaktion, müsse diese nicht in wenigen Sekunden erfolgen – es habe keine Eile. Ausserdem seien die verschobenen Vermögen derart hoch, dass die paar Dollar Gebühren keine Rolle spielen würden.
Und tatsächlich gibt es Indizien, dass dem so ist. Eine durchschnittliche Ether-Transaktion hat einen Wert von unter 8000 Dollar – bei Bitcoin beträgt diese über 90'000 (Ja, die Huhn-Ei-Problematik darf hier moniert werden).
Der eigentliche Sieger der stetigen Grabenkämpfe ist der Kryptomarkt an sich: Seit Januar 2017 verzehnfachte sich die Marktkapitalisierung. Das bedeutet: Der Wert sämtlicher sich im Umlauf befindenden Coins aller Kryptowährungen hat sich durchschnittlich verzehnfacht. Auch die Schlacht um Bitcoin hat den Trend nicht stoppen können – im Gegenteil.
Das Wort das du suchst ist IOTA. ☺