Es ist turbulent an den Aktienmärkten. Die Indizes der wichtigsten Aktienmärkte kennen seit mindestens einem Monat nur noch eine Richtung: südwärts. Das gilt auch für Bitcoin und Co., Krypto-Anlegerinnen und -Anleger brauchen aktuell starke Nerven beim Blick auf die Kurse.
Besonders am Donnerstag dürfte es ein böses Aufwachen gegeben haben: Der Bitcoin ist auf den tiefsten Stand seit knapp anderthalb Jahren gefallen. Der Tiefpunkt wurde um sieben Uhr morgens erreicht, als die Digitalwährung auf unter 26'000 Dollar rutschte. Zum Vergleich: Noch vor einem halben Jahr wurde ein Bitcoin zum Preis von über 64'000 Dollar gehandelt.
Dieser Absturz ist insofern bemerkenswert, als dass Kryptos wie Bitcoin und Co. von vielen als von den Finanzmärkten unabhängige Währung bezeichnet wurde. Hat sich die noch junge Währung langfristig etwas stabilisiert, so lautete die Hoffnung, könnte sie als Versicherung gegen gängige Anlagen wirken – eine Art «digitales Gold».
Alle wichtigen Aktienmärkte sind in letzter Zeit stark abgerutscht, doch die Kryptowährungen trifft es – nicht zuletzt aufgrund ihrer nach wie vor hohen Volatilität, also ihrer starken Schwankungen, – momentan aber besonders hart. Viele argumentieren, dass damit die Hoffnung auf das Prädikat des «digitalen Goldes» vorerst gegessen sein dürfte. Doch was sind eigentlich die Gründe für den Abwärtstrend? Wir erklären es dir in drei Punkten:
Anfang Mai kündigte die US-Notenbank Fed an, den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte zu erhöhen. Es war die kräftigste Zinserhöhung in den letzten 22 Jahren. Um die stark anziehende Inflation zu bekämpfen, werden auch andere Notenbanken ihre Zinsen weiter erhöhen. Und auch vom Fed wird erwartet, dass es die Zügel noch weiter anziehen wird, lag doch die Inflation in den letzten zwei Monaten jeweils über acht Prozent.
Grundsätzlich ist es noch unklar, wie sich Kryptowährungen bei steigenden Zinsen verhalten, da seit Bestehen der Währungen die Zinsen global fast nur gesenkt wurden. Es fehlt demnach an Erfahrungswerten. Dass Kryptowährungen an Wert verlieren, wenn die Zinsen steigen, macht aber Sinn, wenn man ökonomische Logik ins Feld führt:
Unsichere Anlagen – wie sie es Kryptowährungen nach wie vor sind – werden unattraktiv, wenn die Zinsen steigen. Der Grund: Wer mit Anlegen Geld verdienen will, kann dies nun besser mit sogenannten festverzinslichen Anlagen – also mit Anlagen, die einen Zins abwerfen. Bei sehr tiefen oder gar Negativzinsen macht dies weniger Sinn, da es fast nichts zu verdienen gibt.
Hingegen sind risikohafte Anlagen wie Kryptowährungen bei tiefen Zinsen beliebt. Sie werfen zwar keinen Zins ab, aber durch starke Kursschwankungen kann viel Geld verdient werden (vorausgesetzt, man kauft und verkauft im richtigen Moment). Bei steigenden Zinsen – wie im Moment – kann es also für viele lohnend sein, nicht mehr mit Kryptos, dafür mit sichereren Anlagen, die einen regelmässigen Zins abwerfen, Geld zu verdienen.
Eine ähnliche ökonomische Logik gilt auch in Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine löst zahlreiche Gefahren auch in der Wirtschaftswelt aus, von Nahrungsmittelknappheit über die Turbulenzen am Ölmarkt bis hin zu Fonds, in denen auch russische Wertpapiere stecken.
In solchen Zeiten wollen Börsianer zusätzlich risikohafte Anlagen meiden. Das kann derzeit auch an den Aktienmärkten beobachtet werden, die stark im Sinkflug sind. Und da in letzter Zeit eher ein Gleichschritt der Kryptowährungen mit den Aktienkursen beobachtet wurde – und nicht, wie erhofft, ein digitaler «sicherer Hafen» –, sinken in Tagen der Unsicherheit auch die Kurse von Bitcoin und Co.
Der erwähnte Gleichschritt der Kryptos mit den Aktienmärkten gilt zurzeit insbesondere für Techaktien: Stiegen die Kurse von solchen Aktien, so stieg der Kurs von Kryptowährungen tendenziell auch – und umgekehrt. Kryptowährungen scheinen also ähnliche Investoren anzuziehen wie die Techbranche. Und auch den Techaktien geht es derzeit mächtig an den Kragen.
Einer der Gründe: Viele von ihnen sind wahrscheinlich überbewertet. Technologieunternehmen wurden nämlich hochgejubelt – obschon eine grosse Anzahl davon noch gar keinen Gewinn abwerfen konnte. Viele Anlegerinnen überdenken in unsicheren Zeiten ihre Entscheidungen und setzen lieber auf Rentabilität.
Anfang März, zu Beginn des Krieges, schien es dem Bitcoin noch gut zu gehen. Damals wurde aber spekuliert, dass russische Anleger den Krypto-Markt ausnützen könnten, um die Sanktionen zu umgehen. Das macht insofern Sinn, als dass der Bitcoin in jenem Zeitraum nochmal zunahm, als Russland aus Swift und damit aus dem internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen wurde. Doch wenn die Währung nun so stark an Wert verliert, dürften auch viele von diesen Anlegern flüchten.
Im Unterschied dazu lässt sich für Kryptowährungen kein fairer Wert errechnen. Bitcoin kann also nicht über- oder unterbewertet sein. Der Preis ist einzig und allein ein aktueller Konsens der „Anleger“. Und „stable“ ist auch nicht immer stabil…
Ich hoffe dass diejenigen die für diese Marktmanipulation verantwortlich sind (angeblich Blackrock/Citadel) zur Rechenschaft gezogen werden.