«Ich hatte diese Idee schon lange, endlich habe ich was damit gemacht!»
«Ich hatte echt keine Lust mehr, in der Arbeit kam ich einfach nicht vom Fleck.»
«Nach der Kinderpause war es total schwierig, einen Job zu finden.»
«Von einem Tag auf den anderen wurde mir gekündigt.»
«Am Anfang war es nur ein Hobby, und es hat sich dann so entwickelt.»
«Ich wollte nie in einem Grosskonzern arbeiten.»
Gründe, um sich selbstständig zu machen, gibt es viele. Ängste und Zweifel auch. Wie das wohl so gehen wird? Ob das Geld reicht? Die einen bereiten die Selbstständigkeit präzise vor, andere schlittern so irgendwie rein und oder werden vom Leben «hineingeworfen».
Für alle, die darüber nachdenken, oder es bereits tun, habe ich eine Toolbox zusammengestellt und als Inspiration mit zwei Frauen, Sabine und Laura, gesprochen, die den Schritt gewagt haben.
Was hat dich dazu bewogen, gerade jetzt den Schritt in die Selbstständigkeit zu machen?
Sabine Kohler: Schon während meines Architekturstudiums hatte ich den Traum, einmal mein eigenes Unternehmen zu gründen. Mein Weg führte mich dann über die Corporate Welt mit IBM, Accenture und SWISS zum Executive Search Metier. In den vergangenen 6 Jahren habe ich meine Leidenschaft für die Beratung von Unternehmen bei der Suche nach Verwaltungsräten und Konzernleitungsmitgliedern entdeckt. Anfang Jahr bin ich zum Schluss gekommen, dass die Zeit nun reif ist, um meinen Traum zu verwirklichen.
Was hat dir bis jetzt am meisten Freude gemacht oder gab es auch Dinge, die nicht so gelaufen sind?
Der Aufbau meiner Board Boutique ist unglaublich vielseitig. Ich habe das Glück, dass ich auf wertvolle Unterstützung aus meinem Netzwerk zählen darf. Besonders befreiend ist das Gefühl, dass das Herzblut, das ich – neben meinem Ersparten – investiere, nun ausschliesslich auf meine Zukunft einzahlt. Zu den unerwarteten Ereignissen zählt die Corona-Krise und deren ungewisse wirtschaftliche Folgen. Aber Krise ist ja immer auch Chance.
Dein Tipp für andere Frauen?
Ich erlebe in meiner Tätigkeit, dass Frauen Karriereschritte sorgfältig hinterfragen. Es ist richtig, sich klar zu werden, welche Aufgaben einen erfüllen, wo man erfolgreich ist, und wo «Frau» einen Sinn sieht. Aber dann gilt es, diese Aspiration auch zu verfolgen.
Du hast eine Kanzlei gegründet und dich gleichzeitig bei WeSpace engagiert – warum beides auf einmal?
Laura Fontana: Als die Gründerinnen von WeSpace bekannt gaben, das Projekt nicht weiterführen zu können, war der Zeitpunkt (ich war gerade dabei mich als Anwältin und Notarin selbständig zu machen) alles andere als ideal, um das Unternehmen zu übernehmen, und auszubauen. Da mir jedoch die Themen (Gender-)Diversity und Women Empowerment, mit denen ich mich seit meiner Studienzeit intensiv beschäftige, sehr am Herzen liegen, habe ich mich entschlossen die Nachfolge anzutreten, um einerseits die bestehende Community zu stärken und weiter aus- und aufzubauen.
Dein Tipp für andere Frauen?
Holt Euch so viel Wissen von allen Möglichen Events und holt Euch Coaches und Mentoren mit ins Boot!
Neben der Gründung einer eigenen neuen Firma gibt es noch weitere Möglichkeiten, z.B. Mischung aus Teilzeit-Arbeit und Selbstständigkeit, Übernahme oder Einkauf in eine bestehende Firma (z.B. zwecks Nachfolgeregelung), Franchising-Modelle, Gründung zusammen mit Partnern etc.
Businessplan erstellen, Rechtsform wählen, notwendigen Versicherungen, Vorsorge etc. abklären. Dazu gibt es eine Menge Hilfe, einige Beispiele hier:
gruenden.ch, statupticker.ch , innosuisse.ch, ch.ch, venturelab.ch, startupgrind.com, Portal des Bundes für KMU, startupinvest.ch, Global Entrepreneurship Network (GEN) und einen sehr umfassenden und praktischen Guide mit sehr vielen Quellen.
Der ultimative Test ist, ob man entweder Kunden gewinnen kann oder jemanden findet, der einem Geld zu guten Konditionen leiht oder in dich investiert. Von Bankkredit bis Start-Up-Finanzierung, Crowdfunding, Kundenvorauszahlungen ist alles möglich. Zurückhaltung ist bei den eigenen Pensionskassengeldern und Geld von Familie /Freunden angesagt.
Verschiedene Studien zeigen, dass Frauen Selbständigkeit sehr vorsichtig und oft lange planen, von Frauen gegründete Start-Ups weniger Kapital erhalten und oft langsamer, dafür nachhaltiger wachsen. Egal, wie sorgfältig man plant:
Denn ohne Umsetzung bleibt es nur bei einer Idee.
Selbstständigkeit kann ein fantastisches Abenteuer sein. Erscheint vielleicht riskant, aber gute Planung und die eigene Idee der schonungslosen Kritik möglicher Geldgeber auszusetzen, können helfen, das Risiko zu reduzieren. Das Leben ist unvorhersehbar, schliesslich kann auch ein Job in einem Unternehmen innert Kürze plötzlich wegrationalisiert sein.
Wer zuerst einfach mal kucken möchte, anstatt zu probieren, kann sich gemütlich von der Couch z.B. einen von diesen Dokumentarfilmen anschauen, oder einfach mal die Höhle der Löwen reinziehen 😊.