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MoneyTalks: Was könnte der Krieg für deine Finanzen bedeuten?

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Was könnte der Krieg für deine Finanzen bedeuten?

Was könnte der von Russland geführte Krieg in der Ukraine für deine Finanzen bedeuten? Was du über die aktuelle Situation wissen solltest.
03.03.2022, 14:3803.03.2022, 14:47
Olga Miler
Olga Miler
Olga Miler
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Eigentlich hätte ich anlässlich des anstehenden Weltfrauentages in dieser Ausgabe von «MoneyTalks» einen Artikel über Gender-Smartes Anlegen schreiben wollen. Aber in Anbetracht der Ereignisse und der damit verbundenen humanitären Katastrophe ist es wesentlich wichtiger, darüber zu sprechen, was der Angriff Russlands auf die Ukraine für deine persönlichen Finanzen bedeuten könnte.

Was bedeutet die aktuelle Lage?

Die möglichen Konsequenzen auf unsere Finanzen lassen sich grob in folgende Punkte zusammenfassen:

  • Unsicherheit: so lag z.B. der VIX (CBOE Volatility Index) welcher die vom US-Markt erwartete kurzfristige Schwankungsintensität misst und als Stimmungsindikator oder «Angstbarometer» gilt, in der letzten Woche bei über 30 Punkten.
  • Sanktionen: Weltweit wurden Sanktionen gegen Russland verhängt, diese umfassen den teilweisen Ausschluss aus dem internationalen Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift, erschwerte Importe und Exporte für die russische Wirtschaft, Einschränkungen des Flugverkehrs und russischer Medien und persönliche Sanktionen gegenüber vielen einflussreichen russischen Personen. Der an der Wiener Börse gehandelte russische Aktienindex (RTS Index) ist eingebrochen, der russische Rubel ist auf einem neuen Negativrekord im Vergleich zum US-Dollar angekommen und viele europäische Firmen stossen ihre Anteile an russischen Firmen ab.
  • Anstieg der Öl- und Gaspreise und damit verbunden mögliche Anstiege der Energiekosten, was zu höherer Inflation und verlangsamten wirtschaftlichen Wachstum führen könnte.

Die kurzfristigen Aussichten sind somit stark beeinträchtigt und vieles wird von der weiteren Entwicklung der Situation abhängen.

Drei Punkte für deine persönlichen Finanzen

Finanzielle Prognosen basieren grundsätzlich auf vorherigen Ereignissen – wir nutzen Daten der Vergangenheit, um die Zukunft zu interpretieren. Doch der Angriff auf die Ukraine ist in Europas jüngster Geschichte einzigartig. Vergleiche mit ähnlichen geopolitischen Ausgangslagen gibt es wenige.

Daten aus der Vergangenheit anderer Konflikte zeigen z.B., dass die Erholung des S&P 500 bei Konflikten zwischen wenigen bis über 300 Tage gedauert hat. Eine Aufstellung aus vergangenen Konflikten findest du hier. Aber eine magische Kugel für die Zukunft hat niemand, und so sind die folgenden Punkte als meine persönliche Einschätzung zu verstehen und können sich mit der weiteren Entwicklung des Kriegs entscheidend verändern.

Kurzfristige vs. Langfristige Investitionen

Politische Ungewissheit, Sanktionen und akute Veränderungen in den Rohstoff- und Energiepreisen haben Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Aktienmärkte. Kurzfristig wird die Unsicherheit hoch bleiben und es kommt zu Schwankungen. Über langfristige Anlagen (10 Jahre+) solltest du dir weniger Sorgen machen müssen. Wichtig ist Diversifizierung, um dich breit abzustützen. Zusätzlich abstützen kann man die Anlagen z.B. mit Rohstoffen und Immobilien. Zu berücksichtigen sind auch Währungsrisiken, die sich als Folge des Konfliktes ergeben können, z.B. können in Zeiten grosser Unsicherheit als sicher geltende Währungen wie der Schweizer Franken, aber auch der US$ steigen.

Anlagemöglichkeiten in bestimmten Branchen

Der Angriffskrieg von Russland hat bereits und wird auch in Zukunft unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland verändern. Vor allen Dingen wurde erneut die europäische Abhängigkeit von russischem Gas aufgedeckt und die Abkopplung von diesem wird Veränderungen in der europäischen und weltweiten Energiewirtschaft und -politik bringen. Der Sektor der erneuerbaren Energien könnte dadurch kurz- und langfristig einen weiteren Schub bekommen. Ein weiterer Sektor mit Potenzial umfasst Emerging Markets. Firmen, welche Geschäftstätigkeit mit Russland oder z.B. Produktionsstätten in der Ukraine haben, werden stärker von der Krise betroffen sein, wenn sie keine Möglichkeiten haben, dies wie z.B. viele globale Konzerne anderweitig aufzufangen.

Auswirkungen auf dein Erspartes

Inflation und die Aktivitäten der Zentralbanken sind bereits seit längerem ein Thema und nach der Meinung von Expertinnen wird auch weiterhin mit einer erhöhten Inflation gerechnet, welche durch die aktuelle Situation sogar noch weiterer steigen könnte. Wenn du hohe Beträge gespart hast, wird dein Geld dadurch auf kurz- und langfristige Sicht an Wert verlieren. Investitionen mit diversifizierten ETFs, Fonds oder Aktienindizes könnten eine Alternative darstellen.

Neben der Absicherung deiner persönlichen finanziellen Situation ist es wichtig, die humanitäre Krise bestmöglich abzufedern und den vom Krieg betroffenen Menschen zu helfen und diese zu unterstützen.

Wie glaubt ihr, wird sich die Krise auf unsere Finanzen auswirken, und was macht ihr, um euch abzusichern oder anderen zu helfen?

olga miler, frauen und geld, blog, watson
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Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm und den UBS Gender ETF aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse und Workshops zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Letztes Jahr schrieb Miler den watson-Blog «Frauen und Geld» und wird uns dieses Jahr mit «MoneyTalks» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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