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«Operation Putin»: Die Migros führt Tests mit der Beleuchtung durch

Wird es in den Migros-Supermärkten bald stockdunkel sein? Nein, aber in einigen Filialen der Gruppe laufen Tests, um Energie zu sparen.
Wird es in den Migros-Supermärkten bald stockdunkel sein? Nein, aber in einigen Filialen der Gruppe laufen Tests, um Energie zu sparen.bildmontage: watson.ch/fr

«Operation Putin»: Die Migros führt Tests mit der Beleuchtung durch

Um möglichen Blackouts vorzubeugen und die Härte des kommenden Winters zu zähmen, hat der orangefarbene Riese Tests gestartet, unter anderem in einem seiner Supermärkte in La Neuveville (BE). Bereite dich darauf vor, Migros-Eistee in einer gedämpften Atmosphäre zu kaufen.
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10.09.2022, 08:4510.09.2022, 12:34
Antoine Menusier, Fred Valet / watson.ch/fr
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Der Migros-Supermarkt in La Neuveville, Kanton Bern, am Freitagmorgen. Die Filiale hat soeben ihre Türen geöffnet. Die Angestellten sind mit dem Aufbau beschäftigt, die ersten Kunden füttern ihre Einkaufswagen. Die Neonröhren an der Decke, die sonst viel grelles Licht spenden, halten sich zurück. Es ist nicht dunkel, aber das Licht in den Regalen ist gedämpft. Die grossen Einzelhandelsketten waren schon immer darauf bedacht, ihr Sortiment übermässig dem Heisshunger der Menschen auszusetzen.

Wir können dem Drang nicht widerstehen, unsere eigenen Laternen zu erleuchten, und begeben uns auf die Suche nach Informationen bei einem Angestellten. Er sagt: «Wir befinden uns mitten in der Operation Putin! Derzeit werden Tests durchgeführt, um Personal und Kunden an weniger Licht im Laden zu gewöhnen.»

Die Diskussion wird fortgesetzt. Man erklärt uns, dass im Moment nur das Personal von den Übungen betroffen sei. Im Laufe der Wintermonate würden die Kunden dann auch mit einer gedämpften Beleuchtung zu tun haben. «Die Lichtbeschränkungen werden hauptsächlich morgens stattfinden. Die Monate Januar und Februar werden am kritischsten sein.»

Eine kurze E-Mail an den Sprecher der Migros in Zürich, um etwas mehr zu erfahren. «Die Migros hat ein professionelles und bewährtes Krisenmanagement-System eingerichtet», heisst es. «Verschiedene mögliche Szenarien werden darin regelmässig geübt und vorbereitet.»

Und was steckt hinter den Übungen und Vorbereitungen wie denen, die am Freitagmorgen in der Filiale in La Neuveville stattfanden? «Sie werden verstehen, dass wir nicht über Szenarien, Hypothesen oder laufende Übungen kommunizieren, sondern nur über das, was konkret umgesetzt oder beschlossen wurde.» Weiter schreibt die Migros:

«In Ihrem Fall fand es das Filialteam gut, ein bisschen mehr zu erzählen als geplant. Das kam sicher von Herzen und zeigt die Nähe der Migros zu ihren Kunden. Ich kann hingegen weder bestätigen noch dementieren, was gesagt wurde.»
Tristan Cerf, Sprecher der Migros

Wir werden also nicht mehr über das «Trainingslager» in La Neuveville erfahren. Oder ob im Rest des Landes weitere Tests unter realen Bedingungen durchgeführt werden.

Schliessung einiger Filialen im Winter

Dass sich ein grosses Unternehmen wie die Migros auf den harten Winter, drohende Engpässe und mögliche bevorstehende Blackouts vorbereitet, ist natürlich nicht überraschend. «Zu diesem Zweck stehen wir in regelmässigem Kontakt mit den Bundes- und Kantonsbehörden sowie mit den wichtigsten Ansprechpartnern in diesem Bereich», so die Migros.

Die Migros hat kürzlich angekündigt, dass sie auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten wird. In der vergangenen Woche hatte der Chef des orangen Riesen im «Blick» bereits einige Szenarien durchgespielt, bis hin zum schlimmsten Fall: der Schliessung einiger Filialen.

«Wenn wir aufgrund einer Kontingentierung nur noch 80 Prozent des Stroms bekommen, dann müssen wir uns einschränken. Im Notfall müssen wir die Öffnungszeiten anpassen, das heisst, weniger lang öffnen oder gar einzelne Filialen schliessen. Dadurch sinkt der Verbrauch von Strom, da Kassen, Kühlregale, Beleuchtung, Rolltreppen und Lifte abgestellt werden. Wir werden aber immer noch genug Filialen offen halten, damit die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt ist. Mit Sicherheit schliessen wir dort nicht, wenn es im Umkreis einer Gemeinde nur eine Migros hat.»
Fabrice Zumbrunnen, Chef der Migros, im «Blick»
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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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annego
10.09.2022 09:59registriert März 2018
Ich denke das Sparpotenzial wäre viel höher bei den offenen Kühlregalen welche konstant den Laden runterkühlen während dieser wiederum geheizt wird damit es nicht zu kalt ist.
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chrimark
10.09.2022 12:01registriert November 2016
Wenn alle Läden (nicht nur Migros) konsequent ihre Leuchreklamen von 00:30 bis 04:30 abschalten würden, wäre auch schon einiges Strom gespart. Gefühlt 95% der Menschen würdens nicht mal bemerken.
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aaddii
10.09.2022 09:36registriert März 2020
"Die Neonröhren an der Decke, die sonst viel grelles Licht spenden, [...]"

Das sind keine Neonröhren, sondern Leuchtstoffröhren. Neon ist ein Edelgas, welches rot-orange Leuchtet, aber nicht Migros-Orange, eher so Puffbeleuchtung.
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