Mit dem Frühlingsbeginn sollten eigentlich endlich die Kassen klingeln: Doch nun droht den E-Scooter-Firmen wie Lime, Tier oder Bird wegen der Corona-Krise plötzlich die Pleite. Denn seit Mitte März sind weltweit fast alle E-Trottis aus dem Verkehr gezogen worden. Natürlich auch in Basel und Zürich.
Aufgrund des Lockdowns sind auch bei uns viel weniger Menschen draussen unterwegs als normal. Aber warum haben die E-Trotti-Firmen gleich alle Flitzer eingesammelt? «Für uns steht die Sicherheit der Mitarbeiter und unserer Nutzer an erster Stelle. Wir wollen dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen zuhause bleiben und so Social Distancing unterstützen», sagt Lime-Sprecher Florian Anders zu watson.
Für Lime ist das erneute Trotti-Grounding besonders bitter. Das Unternehmen gab erst letzten Herbst in der Schweiz sein Comeback, nachdem Lime die gesamte E-Scooter-Flotte nach diversen Brems-Unfällen monatelang stilllegen musste.
Ob Paris, San Francisco oder Hongkong: Wegen der Corona-Pandemie sind die Leih-Trottis derzeit auf der ganzen Welt gegroundet. Das Coronavirus hat innerhalb weniger Tage die Nachfrage nach Mobilität in den Städten in Luft aufgelöst.
Die hochfliegenden Pläne der E-Trotti-Firmen könnten damit ein jähes Ende nehmen. Der in Kalifornien ansässige Marktführer Lime hat zwar von Investoren Risiko-Kapital in der Höhe von über 700 Millionen Dollar gesammelt. Nach einem Bericht des Tech-Portals The Information hat das Unternehmen aus San Francisco nur noch maximal 70 Millionen Dollar in der Kasse. Geben die Investoren kein frisches Kapital, droht in wenigen Monaten die Pleite.
Auch Bird kämpft um sein Überleben. Laut Business Insider hat das Unternehmen gerade 400 Mitarbeiter am Hauptsitz entlassen – und zwar per Zoom-Videokonferenz. Erst Ende Januar hatte das US-Start-up den Konkurrenten Circ übernommen, der in der Schweiz mit der SBB kooperierte.
Der Mobilitätsexperte David Zipper glaubt, dass einige E-Trotti-Firmen nach der Corona-Zwangspause nicht mehr zurückkehren. «Ihr Geschäft ist saisonal und der Virus kam zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt», sagt der Deutsche zum Handelsblatt. Die absehbare Konsolidierung in der E-Trotti-Branche dürfte sich somit innert Wochen und nicht Monaten vollziehen.
Der Schweiz-Chef der E-Trotti-Firma Voi verkündet derweil Durchhalteparolen: «Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach E-Scootern in der Anfangszeit nach der akuten Phase der Coronakrise steigen könnte, da Menschen den öffentlichen Nahverkehr zunächst meiden werden», sagt Claus Unterkirchner.
Aber wann gehen Lime und Co. in der Schweiz wieder an den Start? Lime-Sprecher Anders dazu: «Wann wir unseren E-Scooter-Service in Zürich und Basel wieder anbieten können, hängt von vielen Faktoren ab und ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar.»