Die Post schliesst 2024 ihren Werbezusteller Direct Mail. Damit fallen 3855 Stellen weg, meist tiefe Teilzeitpensen. Der Schritt erfolgt wegen des Rückgangs bei Werbesendungen und Gratiszeitungen, wie die Post am Mittwoch mitteilte. Die Post prüft ihren Angaben zufolge «umfassende Abfederungsmassnahmen» und eine möglichst sozialverträgliche Umsetzung. Am Mittwoch startete das bei Massenentlassungen gesetzlich vorgeschriebene Konsultationsverfahren.
Die Direct Mail ist eine Tochtergesellschaft der Post, die sich seit 2012 zu 100 % in deren Besitz befindet. Mit dem Wegfall der Direct Mail verlieren nun auch alle Angestellten ihre Stelle. Die meisten von ihnen sind auf Stundenlohnbasis im Zustelldienst tätig und arbeiten drei bis acht Stunden pro Woche – das entspricht Teilzeitpensen von 8 bis 20 Stellenprozent. Zudem fallen die Stellen von 72 in Vollzeit oder mit höheren Pensen beschäftigten Personen weg.
Die Post-Tochter Direct Mail Company (DMC) verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren einen Rückgang der Werbesendungen um einen Drittel. Unter solche Sendungen fallen etwa Flyer, Prospekte, Gratiszeitungen und andere unadressierte Werbung. Die Hälfte des Rückgangs schreibt die Post den «Stopp-Werbung»-Klebern an den Briefkästen zu. Hinzu kamen der Verlust mehrerer Grossaufträge, regionale Mindestlöhne und die Teuerung.
Die Post stehe in der Pflicht, soziale Verantwortung für Mitarbeitende der Direct Mail Company wahrzunehmen, teilt die Gewerkschaft Syndicom mit. Sie erwarte weiter, dass die Post nun allen Betroffenen ein Stellenangebot im Konzern unterbreite. Für jene, die ein solches nicht annehmen könnten oder wollten, müsse die Post einen Sozialplan und substanzielle Abgangsentschädigungen garantieren.
Syndicom wird den Angaben zufolge Informationsanlässe durchführen und mit den Angestellten das weitere Vorgehen festlegen. Sollte es zu Entlassungen kommen, wird Syndicom die Mitglieder bei den Sozialplanverhandlungen vertreten.
Die Post hatte die Übernahme im Juli angekündigt. Sie war auf das Verkaufsangebot der Besitzerin der beiden Logistikfirmen, der Quickmail Holding, eingegangen. Die Holding gab auf, weil der Betrieb nachhaltig defizitär war. Die Post will die beiden Firmen in ihre Logistiksparte integrieren.
Damit wächst der Mitarbeiterbestand bei Postlogistics von aktuell rund 21'000 um etwa 3500 Quickmail- und Quickpac-Beschäftigte. Bei der Kaufankündigung gab die Post an, Synergien nutzen zu wollen. Quickmail ist im gleichen Geschäftssegment wie Direct Mail tätig.
Sollte die Weko den Kauf der beiden Logistiker gutheissen, hätte die Post auf dem Briefmarkt kaum noch Konkurrenz. Bei Briefen unter 50 Gramm verfügt sie bereits über ein Monopol. Auf dem Paketmarkt würde die Quickpac-Übernahme den Konkurrenzdruck senken. (sda)
(rbu/sda)
Schade für die betroffenen Angestellten. Aber mit einem vernünftigen Sozialplan werden sich betriebsinterne Anschlusslösungen finden lassen. Die Zusteller seien ja derart im Stress, da kann man ja in dem Bereich zusätzliche Leute anstellen.