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Die EU-Sanktionen gegen Russland haben auch Vorteile: Weissrussen können sich erstmals Schweizer Schoggi leisten

Europäische Delikatessen zum Niedrigpreis

Die EU-Sanktionen gegen Russland haben auch Vorteile: Weissrussen können sich erstmals Schweizer Schoggi leisten

21.09.2014, 09:2821.09.2014, 09:46
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Französischer Käse, Schokolade aus Belgien und der Schweiz, Kandiszucker aus Deutschland, echte italienische Pasta und sogar französisches Katzenfutter – Weissrusslands Bürger und Katzen entdecken derzeit europäische Delikatessen – dank einem Embargo.

Denn mit dem Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der EU zwang der russische Präsident Wladimir Putin die Exporteure, sich neue Ziele zu suchen. Nun füllen sie die Regale in Weissrussland.

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«Danke, Wladimir Putin!», sagt der Ingenieur Wladimir Nesterowitsch und kauft seinem Sohn eine Packung italienisches Gebäck für umgerechnet gut 2 Franken in einem Supermarkt in Minsk. Solche Importgüter aus der EU gab es früher nur in ausgewählten Feinkostläden zu Preisen, die drei- oder viermal so hoch waren wie in Europa. 

Somit waren sie für die meisten der 9,5 Millionen Weissrussen unerschwinglich. Doch durch Russlands Embargo-Antwort auf die Sanktionen des Westens landen massenhaft Parmesan, Camembert und spanischer Schinken beim weissrussischen Nachbarn und lassen die Preise sinken.

Mascarpone zum Frühstück

«Ich habe noch nie Käse aus dem Ausland gegessen», sagt der Universitätsdozent Alexander Wassiljew. «Aber jetzt schmiere ich jeden Morgen Mascarpone auf mein Brot. Das hat sich als sehr lecker erwiesen und ich habe keinen Hunger bis zum Mittagessen.»

Mascarpone erfreue sich bei den Kunden besonderer Beliebtheit, sagt eine Verkäuferin in einem Supermarkt der Hauptstadt, ebenso wie Pfirsiche und Peperoni, die es für 1,20 Franken pro Kilo gibt. «In dieser Saison kaufe ich so viel importiertes Obst und Gemüse wie ich will», sagt der Rentner Andrei Fokin.

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Der Erfolg der Lebensmittel aus dem europäischen Ausland ist gross – trotz der wiederholten Mahnungen des staatlichen Fernsehens, die nationalen Produkte wären die besten.

Seit 1994 mit eiserner Hand von dem autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko regiert, wurden gegen Weissrussland von der EU bereits mehrfach Sanktionen verhängt, besonders wegen Unterdrückung der Opposition. Die Regierung legt daher grossen Wert darauf, sich im Zweifel eigenständig versorgen zu können.

So sieht das Nationale Programm für Lebensmittelsicherung vor, dass 80 bis 85 Prozent der konsumierten Nahrung in Weissrussland produziert werden muss. Vor allem in ländlichen Gebieten verkaufen die Geschäfte fast nur regionale Produkte.

Alkohol weiterhin teuer

Weissrusslands Bürger geben im Schnitt mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus, nun verstärkt für europäische. Nur, dass der Preis für Alkohol aus der EU noch so hoch ist, verstimmt die Gemüter leicht. «Es ist wirklich ein Jammer, dass Putin kein Embargo gegen Alkohol erlassen hat», sagt Nesterowitsch.

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Während die Weissrussen Köstlichkeiten aus der Europäischen Union geniessen, wollen auch die lokalen Lieferanten Profit aus dem Konflikt zwischen Russland und dem Westen ziehen und stocken ihre Verkäufe ins Nachbarland auf. Im August sind laut dem weissrussischen Landwirtschaftsministerium die Lebensmittelexporte nach Russland um sieben Prozent gestiegen.

Ein goldenes Zeitalter, ein Goldrausch, habe begonnen, sagt Fjodor Priwalow, Chef des Zentrums für Agrarindustrie an der Nationalen Akademie der Wissenschaften Weissrusslands. «Solche Gelegenheiten ergeben sich einmal alle 20 oder 30 Jahre.» Produkte aus Weissrussland würden derzeit bis in den Ural verkauft.

Einheimisches wird teurer

Das bekommen auch weissrussische Kunden zu spüren: lokale Produkte werden in den heimischen Läden teurer oder verschwinden ganz aus den Regalen. Auch die Qualität nehme in letzter Zeit ab, beschweren sich einige. 

Der Rentner Leonid Deiko beklagt, dass er seine bevorzugte Milchsorte nicht mehr bekomme. «Ich glaube, die ganze gute Milch wird nach Russland geschickt.» Die plötzliche Fülle an Lebensmitteln aus der EU lässt ihn kalt. «Ich brauche keine importierten Produkte, die würdige ich keines Blickes.» (sda/afp)

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