Es brodelt schon länger. Die Stimmung beim Swiss-Kabinenpersonal ist seit Monaten angespannt. Die Corona-Krise, Maskenstreitereien mit Passagieren, Quarantäne in Hotels, PCR-Tests, eine Massenentlassung, das rasche Wiederhochfahren des Betriebs, ein unbeliebtes neues Servicekonzept und fehlendes Personal - all das hat Spuren hinterlassen (CH Media berichtete).
Kommt hinzu, dass die Swiss den Krankheitsabsenzen ihrer Crew misstraut, wie sie intern durchblicken liess. «Die Stimmung im Korps ist an einem Tiefpunkt angelangt», schrieb die Kabinen-Gewerkschaft Kapers kürzlich in einem Memo an ihre Mitglieder. Der Hauptvorwurf: Die Entlassungen im vergangenen Sommer seien zu gross angelegt gewesen, der aktuelle Crew-Mangel vermeidbar gewesen. Kapers spricht von einer «Fehlentscheidung der Swiss».
«Dass die Fluktuation bei den aktuellen Arbeitsbedingungen weiterhin hoch ist, überrascht uns - offenbar im Gegensatz zum Management - nicht», heisst es im Schreiben, dass CH Media vorliegt. Als Sozialpartnerin der Swiss habe man in den letzten Monaten zahlreiche Massnahmen vorgeschlagen, um für Entspannung beim Kabinenpersonal zu sorgen. «Bedauerlicherweise wurde nichts unternommen, was unsere Situation erleichtert. Stattdessen setzt das Management auf Führung mit Druck.» Gerade in einer solchen Situation bringe dies das Fass zum Überlaufen.
Die Lage sei derzeit angespannt und höchst emotional. «Die Rufe, dem Management die «rote Karte» zu zeigen, hören wir deutlich.» In der Folge kündigt die Kapers mehrere Massnahmen in den nächsten Tagen und Wochen an. Eine Protestnote ans Management wurde bereits verschickt.
Am Mittwochabend treffen sich die Angestellten in einem Flughafenhotel, um gemeinsam die weiteren Schritte zu planen. Zudem hat die Gewerkschaft 3500 Protest-Pins mit Zitronen-Sujet produzieren lassen, die am Mittwoch und Donnerstag dem Personal verteilt werden. Denn, so heisst es im Schreiben abschliessend: «Die Zitrone ist ausgepresst. Wir sind richtig sauer.» Die Pins würden die prekäre Lage symbolisieren und wie sich die Flight Attendants derzeit von der Firma behandelt fühlten.
Erst kürzlich antwortete die Swiss auf die Kritik des Personals: Die Arbeitsbedingungen seien zurzeit für alle Mitarbeitenden anspruchsvoll, sagte Swiss-Sprecher Michael Stief. Beim fliegenden Personal würden aber die gesetzlichen und gesamtarbeitsvertraglichen Regelungen die nötige Erholung garantieren. Und wer sich nicht einsatzbereit fühle, habe die Möglichkeit und die Pflicht, sich vom Flugeinsatz abzumelden.