Etwa 2700 Filialen betreibt der Kioskkonzern Valora mit seinen verschiedenen Formaten wie k kiosk, Avec oder Brezelkönig. Die Standorte an Verkehrsknotenpunkten und in Innenstädten garantieren in normalen Zeiten viele Verkäufe an Pendler, doch in der Coronakrise bleiben diese aus. Vergangenes Jahr musste Valora denn auch einen Verlust von 6.2 Millionen Franken verzeichnen, der Umsatz ging um 16.7 Prozent zurück.
Nun heizt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) mit einer Analyse zum Retail-Spezialisten Gerüchte an, die schon einmal die Runde machten. Die Analyse bezeichnet Valora als potenzielles Übernahmeobjekt. Insbesondere die beiden grössten Schweizer Detailhändler könnten an einem Kauf des Kioskkonzerns Interesse haben, so die Bank.
«Coop und Migros spüren seit Jahren Herausforderungen in Bezug auf Wachstum und Margen», heisst es im Bericht. «Betreffend Übernahmepotenzialen sehen wir mittelfristig die Möglichkeit, dass Valora von einem dieser Retailer übernommen wird.» Mit Retailer sind Detailhändler gemeint.
«Wir sehen für beide Schweizer Grossretailer einen strategischen Beweggrund, da beide unter Margendruck stehen, bereits stark in Travel-Retailflächen investieren, schon im Food-Service tätig sind und auch Grossbäckereien betreiben», schreibt der ZKB-Analyst. Hinzu komme: «Der Übernahmehunger der beiden Riesen ist gross.» Allerdings würde es kartellrechtliche Hürden für ein solches Vorhaben geben. Solche wären kleiner, wenn ein grösserer Private-Equity-Investor einen solchen Schritt täte. Auch das hält die ZKB für möglich.
Doch sind das reine Spekulationen – oder prüfen die hiesigen Detailhändler tatsächlich die Übernahme von Valora, die mit ihren Läden in Bahnhöfen Formate wie Migrolino oder Coop Pronto konkurrenziert? Noch vor zwei Jahren, als Gerüchte aufkamen, dass Coop Interesse hat, war die Situation klar: «Ein Kauf von Valora oder Teilen davon ist kein Thema», sagte der heutige Coop-Chef Philipp Wyss damals gegenüber dieser Zeitung. Und heute? «Zu Spekulationen äussern wir uns grundsätzlich nicht», lässt die Coop-Pressestelle verlauten. Ähnlich einsilbig antwortet die Migros: «Zu Gerüchten nehmen wir wie immer keine Stellung», bescheidet Medienchef Marcel Schlatter.
Ein Branchenkenner hält die Übernahme von Valora durch Coop oder Migros denn auch für eher unrealistisch. Für den Insider wäre allenfalls ein Kauf durch die Fenaco-Gruppe denkbar, die etwa die Formate Volg und Landi und Tankstellenshops betreibt. Die Agrargenossenschaft ist mit ihren 10'000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 7 Milliarden Franken ein heimlicher Riese im Schweizer Handel.
Valora könnte der Fenaco mit einem starken Draht zur Landwirtschaft einen neuen Absatzkanal eröffnen, glaubt der Insider. Auf Fragen zu einer allfälligen Übernahme antwortet auch die Genossenschaft zurückhaltend: Man äussere sich grundsätzlich nicht zu Übernahmegerüchten, beantwortet eine Sprecherin Fragen von CH Media.
Valora selbst will sich zu «Annahmen und persönlichen Einschätzungen von Analysten nicht äussern», wie es ein Sprecher sagt. Als eigenständiges Unternehmen sei Valora finanziell und strategisch stark aufgestellt und mit ihrem «fokussierten Foodvenience-Angebot» – eine Wortkreation aus «Food» und «Convenience» – «erfolgreich positioniert».
Doch der Markt der Sandwiches, Kaffees und Brezelstände ist umkämpft. Ausländische Gruppen mit viel Finanzkraft könnten ihn der Valora streitig machen. Die ZKB sieht etwa den Markteintritt von Coca-Cola mit ihrer Kaffeekette Costa Coffee als realistisch an, ebenso wie einer von «Pret A Manger». Letztere Snack-Kette gehört zur milliardenschweren JAB Holding, die auch bekannte US-Marken wie «Krispy Kreme Doughnuts» und «Panera Bread» im Portfolio hat.
Mit «Pret A Manger» hat die Holding kürzlich den Schritt in den Schweizer Markt gewagt und am Flughafen Zürich ihren ersten Ableger eröffnet. Zu den weiteren Expansionsplänen in der Schweiz gibt sie sich bedeckt, eine Übernahme von Valora sei aber kein Thema, so eine Sprecherin.
Der US-Getränkeriese Coca-Cola hatte einen Schweizer Markteintritt von «Costa Coffee» bereits 2019 angekündigt, und zwar fürs vergangene Jahr. Daraus wurde allerdings nichts. Das Thema ist bei Coca-Cola aber nach wie vor auf der Pendenzenliste, wie ein Sprecher sagt. (aargauerzeitung.ch)
Da muss die WEKO dann schon genauer hinschauen....