Salt reitet auf einer Erfolgswelle. Im ersten Halbjahr gewann der Telekom-Anbieter netto 72'000 Mobilfunk-Abos hinzu, mehr als die grossen Konkurrenten. In diesem zentralen Segment erobert die Nummer 3 seit Jahren Marktanteile, vor allem auf Kosten von Swisscom und Sunrise, die bei ihren teuren Kernmarken zuletzt eher auf hohe Erlöse pro Kunde denn auf die Neugewinnung von Abonnenten fokussierten.
Salt-Chef Max Nunziata sieht noch viel Potenzial, insbesondere in der Deutschschweiz. Hier ist seine Firma weniger präsent als in der Westschweiz. Das hat historische Gründe: Salt trat im Jahr 1999 als France-Telecom-Tochter Orange Schweiz in den Markt ein und hatte von Anfang an eine höhere Bekanntheit im französischsprachigen Landesteil. Der Schweizer Orange-Ableger wurde 2012 verkauft und stiess 2015 zum Firmenreich des französischen Investors Xavier Niel, der Firma den neuen Namen gab.
Der Salt-Hauptsitz befindet sich noch immer im waadtländischen Renens. Um in der Deutschschweiz zu wachsen, nimmt Salt viel Geld in die Hand. Im Sommer wurde ein neuer Flagship-Store an der Zürcher Bahnhofstrasse eröffnet, der teuersten Einkaufsmeile der Stadt. Hier werden bis zu 11'000 Franken pro Quadratmeter Miete gezahlt.
Wie Nunziata im Gespräch mit CH Media verrät, hat seine Firma nun auch die darüberliegenden Etagen der Immobilie an der Bahnhofstrasse 76 für mehrere Jahre gemietet. An bester Lage in Steinwurf-Distanz zum Hauptbahnhof soll ein neuer Deutschschweizer Hauptsitz entstehen, an dem etwa 80 Mitarbeitende arbeiten. Das bisherige, unscheinbare Zürcher Büro im Kreis 5 wird dafür aufgehoben.
Das Baugesuch ist laut dem Salt-Chef eingereicht. Er rechnet damit, dass die Büros im Frühling 2025 bezogen werden können. Die repräsentative Niederlassung sage «viel darüber, wie es Salt geht», sagt Nunziata. Mit den neuen Büros wolle Salt in einem umkämpften Markt attraktiver für die Mitarbeitenden werden. «Sie waren begeistert, als wir ihnen von der neuen Örtlichkeit erzählt haben», sagt der Firmenchef.
Zwar dürfen Salt-Mitarbeitende mehrere Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten. Nunziata sagt aber, er sei überzeugt, dass es den Austausch vor Ort brauche. «Im Büro lässt sich effektiver arbeiten.» Der neue Deutschschweizer Hauptsitz habe den Vorteil, dass sich im gleichen Haus auch ein Salt-Laden befinde. «Die Mitarbeitenden spüren die Marke und unsere Produkte besser», zeigt sich Nunziata überzeugt. Das schlage sich positiv auf die Motivation durch.
Wachsen will Nunziata auch mit weiteren Läden. Nachdem er zwei Flagship-Stores in Zürich und Genf eröffnet hat, plant er zwei weitere in Deutschschweizer Städten. Darüber hinaus seien weitere Standorte denkbar, die das Netz von heute 109 Filialen ergänzen. An der Zürcher Bahnhofstrasse ist Salt seit kurzem und noch einige Monate lang mit einem weiteren Pop-up-Laden für das Abo «Post Mobile» vertreten, das Salt im Auftrag der Post betreibt.
Ein Umzug steht auch am Hauptsitz in der Westschweiz an. Dort arbeiten ein Viertel der etwas über 1000 Mitarbeitenden. Sie sollen nächstes Jahr ebenfalls in modernere Büros an einem zentraleren Ort umziehen.
Neben den Wachstumsmöglichkeiten in der Deutschschweiz sieht Nunziata solche im Geschäftskundenbereich sowie im Bereich Internet und Fernsehen für zu Hause. Ein entsprechendes Angebot bietet Salt auf beinahe allen Glasfaser-Anschlüssen in der Schweiz an. Bis Ende 2025 sollen gemäss der aktuellen Planung allen voran der Swisscom als grösste Erbauerin von solchen Netzen 60 Prozent der Schweizer Haushalte mit Glasfaser erschlossen werden, bis 2030 sollen es 80 Prozent sein. Der Kreis der potenziellen Kundschaft wächst deshalb in den nächsten Jahren.
Den Gesamtmarkt schätzt Nunziata als günstig ein. Es helfe, dass Salt im Jahr 2023 im Netztest des deutschen Magazins «Connect» erstmals die Note «überragend» erhalten habe, die Swisscom und Sunrise schon zuvor erlangt hatten. Der Test gilt als wichtigster und aussagekräftigster für die Telekom-Branche.
Zudem dürften Sunrise und Swisscom die nächsten Monate stärker als sonst mit sich selbst beschäftigt sein: Sunrise wegen des eigenen Börsengangs und Swisscom wegen der geplanten Übernahme von Vodafone Italia. Beide Vorhaben werden administrative Ressourcen binden. Salt-Besitzer Xavier Niel hingegen denke langfristig, sagt Nunziata. Die Firma sei nicht von der Börse abhängig. «Strategisch ist das ein Vorteil für uns.» (aargauerzeitung.ch)