In der Weihnachtszeit des vergangenen Jahres tauchten Gerüchte auf, wonach UBS-Präsident Axel Weber die Bank vorzeitig verlassen könnte. Für alle, die das Gras wachsen hören, war der Nachfolger bereits eine klare Sache. Sie tippten auf Rainer-Marc Frey.
Einiges spricht tatsächlich für den heute 50-jährigen Financier. Er ist ein guter Freund von Konzernchef Sergio Ermotti, hat ein dichtes Beziehungsnetz – so gehören etwa Thomas Schmidheiny und Philipp Hildebrand zu seinem Freundeskreis – und er ist reich, sehr reich sogar. Die «Bilanz» führt ihn auf der Liste der vermögendsten Schweizer und schätzt, dass sein Vermögen die Milliardengrenze überschritten haben dürfte.
Frey wird nicht UBS-Präsident, sondern er scheidet im kommenden Mai aus dem Verwaltungsrat der Bank aus. Das ist vielleicht auch besser so. Der ehemalige Hedgefund-Manager weist auch einige Eigenschaften auf, die nicht unbedingt ins Bild eines klassischen Schweizer Bankiers passen. Er ist ein Trader. Die ersten 500 Millionen Franken hat Frey mit dem Verkauf seiner Firma RMF an die britische Man Group verdient, um danach einen Teil davon wieder mit seiner mehr oder weniger gescheiterten Firma Horizon 21 wieder zu verlieren.
Einmal Trader immer Trader, heisst es. Frey wird unter Börseninsidern auch «Goldhändchen» genannt. Er gilt als genialer Händler. Hunderte von Millionen Franken soll sich Frey mit Beteiligungen an Unternehmen wie DKSH verdient haben, einer vorwiegend in Asien tätigen Handelsfirma. Oder am Zofinger Chemieunternehmen Siegfried und dem Caterer Gategroup.
Trader gelten jedoch auch als Opportunisten, die rasch wieder verschwinden, wenn die Sonne einmal nicht mehr scheint. Diesen Ruf ist Frey nicht losgeworden. So wurde erst kürzlich in der Finanzpresse darüber spekuliert, dass er seine Beteiligung bei DKSH mit grossem Gewinn wieder abstossen wolle, weil die Firma ihren Zenit zumindest an der Börse überschritten habe.
Menschen, die in kurzer Zeit so viel Geld wie Frey scheffeln, sind interessant. In den Klatschspalten sind Frey und seine Gattin Tatjana öfters anzutreffen. Das Paar taucht regelmässig an den einschlägigen Anlässen auf. Auch als Mäzen des elitären Zirkels Zürich Minds setzte Frey sich ins Szene. Der Schriftsteller und Sachbuchautor Rolf Dobelli versammelt in diesem Club regelmässig «Leute, welche die Grenzen unserer Denkens entsperren». Seit Dobelli des Plagiats beschuldigt wird, hat dieser Zirkel allerdings etwas an Glanz verloren.
Nicht alle Journalisten sind «Goldhändchen» Frey wohl gesinnt. Er wird auch dafür kritisiert, dass er seinen Wohnsitz aus Steuergründen in Bäch SZ hat, sich aber gleichzeitig in der Stadt Zürich im Mobimo-Tower eine Zweitwohnung für bescheidene 10 Millionen Franken leistet. Für Irritationen hat auch gesorgt, dass er kurz nach seinem Eintritt bei der UBS im Jahr 2008 eine Million Aktien der Bank verkauft hat. Allgemein wurde dies nicht als Vertrauensbeweise in die Bank gewertet. Nun also verlässt Frey die UBS wegen eigener beruflicher Engagements.