Am 28. Februar verkündete der Gesundheitsminister Alain Berset die Hiobsbotschaft: «Der Bundesrat verbietet öffentliche und private Veranstaltungen in der Schweiz, an der sich gleichzeitig mehr als 1000 Personen aufhalten», hiess es an der Pressekonferenz. Das ist nun elf Tage her. Die Eventbranche spürt die Massnahmen mit voller Wucht. Drei Betroffene erzählen:
«So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt Serge Woog, Geschäftsführer von tempSTAFF. Seit 2003 vermittelt das Unternehmen Servicepersonal und Hosts/Hostessen für Veranstaltungen – die Mehrheit der 800 freien Mitarbeitenden sind Studierende. Viele finanzieren sich mit den Kurzeinsätzen ihr Leben.
Doch wegen des Coronavirus und der damit verbundenen Restriktionen sitzen sie nun auf dem Trockenen. «Wir haben Absagen, die bis in den Sommer reichen. Es herrscht eine grosse Unsicherheit bei Banken und Grossunternehmen», so Woog.
Die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) verordneten Massnahmen treffen die Branche hart, weiss Woog. «Jetzt wäre die Zeit der Generalversammlungen, bis Juni haben die Grossevents Hochsaison.» Aktuell geht er die Situation von Tag zu Tag an. Er freut sich, wenn wieder bei allen Normalität einkehrt. «Was wir jetzt noch hoffen können, ist, dass die Eishockey-WM stattfindet. Sonst weiss ich auch nicht mehr weiter.» Einen positiven Aspekt bringe die ausserordentliche Lage jedoch mit sich: «Die Eventbranche rückt enger zusammen», so Woog.
«Momentan werden rund 95 Prozent der Anlässe abgesagt, auch viele, die man gesetzlich eigentlich noch durchführen könnte», berichtet Heinz Roduner, Geschäftsführer der Flashlight Event- und Mediatechnik AG. Seine Firma unterstützt Events unter anderem mit Ton- und Lichttechnikern.
Doch aktuell herrscht Flaute. Man führe keine Statistik, es seien aber «wohl so gegen 100 Auftragsabsagen in einer Woche», berichtet Roduner. Die Absagen werden Konsequenzen haben. «Die Verluste werden massiv sein. Der Schaden der Absagen beläuft sich jetzt sicher schon auf über 600'000 Franken.»
Seine Mitarbeiter seien verunsichert. «Viele langweilen sich zu Hause ohne Arbeit», erzählt Roduner. Auch eine weitere Planung sei derzeit unmöglich. Man warte auf den Entscheid des BAG, ob das Veranstaltungsverbot aufgehoben oder verlängert wird.
Auch das Hallenstadion in Zürich, mit 15'000 Plätzen eine der grössten Mehrzweckhallen Europas, musste bereits neun Veranstaltungen verschieben. Laut Mediensprecher Philipp Musshafen sei das logistisch ein enormer Aufwand. «Unsere Arbeitsbelastung ist aktuell sehr hoch. Es muss immer alles passen, damit ein Event überhaupt verschoben werden kann.»
Auch Musshafen spricht von massiven Verlusten. «Je länger das Veranstaltungsverbot geht, desto höher werden die Einbussen sein.» Die ganze Branche werde einige Zeit brauchen, um sich von den Auswirkungen des Coronavirus zu erholen. «Die Konsumenten sind verängstigt. Auch für Veranstaltungen, die erst in ein paar Monaten stattfinden, ist der Ticketverkauf markant zurückgegangen», so Musshafen.
Auch er warte nun gespannt auf den Entscheid des BAG und darauf, ob das Veranstaltungsverbot nach dem 15. März verlängert wird. Vom Bundesrat wünscht er sich mehr Gehör für die ganze Branche. «Wenn dieses Verbot weiter verlängert wird, sind definitiv einige Firmen in einer sehr bedrohlichen Lage und müssen um ihre Existenz bangen.»