Die Schweizer Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2021 deutlich gewachsen. Nach einem coronabedingt schwachen ersten Jahresviertel hat die Wirtschaft mit den zunehmenden Lockerungen ab Frühling wieder stark Fahrt aufgenommen.
Konkret stieg das Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Periode von April bis Juni 2021 gegenüber dem Vorquartal um 1.8 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Die Zahl für das erste Quartal wurde zudem leicht nach oben revidiert auf -0.4 von -0.5 Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahr bzw. zum zweiten Quartal des Corona-Jahres 2020 ist der Anstieg mit 7.7 Prozent gar massiv. Die Schweizer Wirtschaft war bekanntlich vor allem in der Periode von April bis Juni 2020 wegen des ersten Lockdowns stark rückläufig, was nun zum starken Wachstum im Vorjahrsvergleich geführt hat. Insgesamt war die Wirtschaft im vergangenen Jahr um 2.4 Prozent geschrumpft.
Wie das Seco in der heutigen Mitteilung schreibt, stieg die Wertschöpfung im Dienstleistungssektor im Berichtsquartal nach der Lockerung der Corona-Massnahmen aus der zweiten Welle markant. Auch der Konsum erholte sich kräftig. Die Industrie wuchs ebenfalls, wenn auch weniger stark als in den Vorquartalen.
Das Gastgewerbe (+48.9%) etwa erholte sich spürbar von den Rückschlägen des Winterhalbjahrs, da die Betriebe schrittweise wieder öffnen durften und der Inlandtourismus wieder anzog. Der Vorkrisenstand der Wertschöpfung wurde hier gemäss den Seco-Angaben allerdings trotzdem noch um rund die Hälfte unterschritten. Der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (+52.9%) registrierte gar noch ein stärkeres Wachstum. Auch hier befinde sich die Wertschöpfung aber noch weit unter dem Niveau von vor der Krise, merkt das Seco an.
Ein überdurchschnittliches Wachstum gab es auch im Handel (+4.8%), der ebenfalls von der Wiedereröffnung der entsprechenden Geschäfte profitierte. Als einzige Dienstleistungsbranche registrierten hingegen die Finanzdienste (-0.7%) einen spürbaren Rückgang der Wertschöpfung.
Mit den Lockerungen stieg der private Konsum (+4.1 %) nach den markanten Rückgängen des Winterhalbjahrs stark an. Die Haushalte hätten ihre Konsumausgaben in fast allen Sparten erhöht, so das Seco. Noch stärker wuchs gar der Staatskonsum (+5.5%), bedingt durch ausserordentliche Ausgaben zur Bewältigung der Pandemie. Schliesslich wurden auch die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen (+1.6%) nach einem negativen Vorquartal wieder ausgeweitet.
In der Summe sei die Binnennachfrage denn auch kräftig gestiegen. Weniger dynamisch ging es im Baugewerbe zu und her, das allerdings von der Pandemie auch nicht so stark betroffen war. Die Bauinvestitionen (+0.1%) haben praktisch stagniert, dies im Einklang mit der verhaltenen Entwicklung des Baugewerbes (-0.3 %) insgesamt.
In der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe (+0.9%) normalisierte sich laut Seco die Dynamik nach der starken Aufholbewegung der Vorquartale. Die Wertschöpfung war bereits im ersten Quartal über das Vorkrisenniveau geklettert, im zweiten Quartal lag sie 4.7 Prozent darüber. Zuletzt hätten das nachlassende Wachstum der globalen Industrie und des Welthandels Teile der Schweizer Wirtschaft etwas gebremst, heisst es. Die Exporte von konjunkturreagiblen Industriegütern wie Maschinen und Präzisionsinstrumenten gingen denn auch zurück.
Auf die ganze Wirtschaft bezogen lag das BIP im zweiten Quartal gemäss den Seco-Angaben nur noch 0.5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau des vierten Quartals 2019. Und das Wachstum wird wohl weiter gehen. Auch in den ersten beiden Monaten des bereits laufenden dritten Quartales dürfte die Wirtschaft gemäss den bekannten Indikatoren weiter klar gewachsen sein. Die Zahlen für das gesamte Quartal werden dann aber erst Ende November veröffentlicht. (aeg/sda/awp)