Wo es sonst überall nach Glühwein und gebrannten Mandeln roch, wir über Weihnachtsmärkte schlenderten und uns auf ein üppiges Festmahl freuen konnten, fehlt jetzt die adventliche Stimmung. Hinzu kommt, dass wir mehr Zeit zu Hause verbringen und es uns da gemütlich machen wollen. Da hilft eine festliche Dekoration – und ein geschmückter Weihnachtsbaum.
Es scheint, als würden Schweizerinnen und Schweizer den Christbaum tatsächlich als Waffe gegen den Coronafrust einsetzen. Entgegen ihren Erwartungen sind die Weihnachtsbaumverkäufer nämlich sehr zufrieden. «Wir haben aktuell mehr Bäume verkauft als in anderen Jahren», sagt Philipp Gut von der IG Suisse Christbaum.
Normalerweise werden pro Jahr zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Aktuelle Zahlen aus dem laufenden Jahr kann Gut noch nicht nennen. Die Rückmeldungen der Produzenten – in der Interessengemeinschaft sind 230 der rund 600 Weihnachtsbaumproduzenten vertreten – sind bisher aber positiv. Und das, auch wenn keine Weihnachtsmärkte stattfinden, Firmen auf ihre Adventsfeiern verzichten und Restaurants weniger Bäume aufstellen. «Es scheint, dass private Käufer den Rückgang im gewerblichen Bereich auffangen können», sagt Gut.
Für ihn macht das auch Sinn. Denn wer in anderen Jahren über die Festtage wegflog, bleibt heuer eher zu Hause. Familien feiern in kleineren Kreisen, mehr Haushalte stellen einen Weihnachtsbaum auf. Sorge bereitet Gut einzig, dass der Verkauf bereits früh sehr gut gestartet ist. Wer einen Baum möchte, könnte ihn bereits besorgt haben. «Ich hoffe einfach, dass die Nachfrage darum nicht noch einbricht.»
Seit der Bund die Sonntagsverkäufe gestrichen hat, ist die Unsicherheit auch bei den Verkäufern wieder gestiegen. Gut beängstigen die neuen Massnahmen aber nicht zusätzlich: «Wer einen Weihnachtsbaum in seiner Stube haben möchte, kauft ihn auch am Montag.»
Dass die Verkaufszahlen von Christbäumen bei hiesigen Produzenten so hoch sind, zeigt auch, dass sich Schweizerinnen und Schweizer immer mehr einheimische Bäume wünschen. Das belegen auch die Zahlen: Bis und mit November wurden gemäss Bundesamt für Statistik rund 3,5 Millionen Kilo Weihnachtsbäume und Nadelholzzweige importiert. Das sind derzeit knapp 2 Millionen Kilo weniger als im Vorjahr. Nach aktuellstem Stand wurden in den vergangenen 20 Jahren nie so wenig Bäume importiert wie im Coronajahr. Weil im Dezember erfahrungsgemäss noch rund eine Million hinzukommt, dürfte die derzeitige Zahl zwar noch steigen, aber sicherlich nicht das Niveau des Vorjahres erreichen.
Gut überrascht das nicht: «Bereits in den vergangenen Jahren hat eine Rückbesinnung auf Schweizer Werte stattgefunden.» Nachhaltigkeit und regionale Produkte stünden dadurch stärker im Fokus. Hinzu komme, dass der Bestand in der Schweiz der Nachfrage eher gerecht wird als in anderen Jahren. «Die Produzenten sind professioneller geworden», sagt Gut. Man hege und pflege die Pflanzen, damit aus ihnen schöne und gleichmässige Bäume werden. «Damit können wir der Konkurrenz aus dem Ausland die Stirn bieten».
Die Produzenten hätten inzwischen auch erkannt, dass die Nordmanntanne bei Schweizerinnen und Schweizern am beliebtesten ist, und bauen diese nun vermehrt an. «Sie wächst sehr gleichmässig und verliert weniger schnell ihre Nadeln», sagt Gut. Auch zum Anbauen eigne sie sich bestens, weil sie weniger schnell vertrockne. Mit einem Preis von 50 bis 70 Franken für einen zwei Meter hohen Baum ist die Nordmanntanne zwar etwas teurer als herkömmliche Fichten. Trotzdem bleibt sie der unangefochtene Star unter den Weihnachtsbäumen.