Es war eine emotionale Rede, mit der Noch-Raiffeisen-Präsident Guy Lachappelle am Donnerstag seinen Rücktritt von allen seinen Ämtern bekannt gab. Die Rede handelte von einer ausserehelichen Liebesbeziehung zu einer Frau, von Trennungsschwierigkeiten, von Liebe, die blind machen könne. Und sie handelte von einem Buch, das diese Frau geschrieben habe und mit dem sie ihn als «Psychopathen» darzustellen versucht habe. Es war dieses Buch, das Lachappelle gerichtlich verbieten liess – und der Rechtsstreit darum spülte die ganze Geschichte erst an die Oberfläche. Es war also das Buch des Anstosses.
Doch hat Lachappelle am Donnerstag wirklich die ganze Wahrheit gesagt? Zum Buch und zu seiner Ex-Partnerin? Dieser Zeitung liegt sowohl die Klage Lachappelles vor als auch die Klageantwort seiner Ex-Partnerin. Das letzte Dokumente datiert vom April 2021. Beides sind Parteischriften. Doch der Grad der Widersprüchlichkeit ist bemerkenswert.
Lachappelle sagte am Donnerstag, seine aussereheliche Beziehung habe 2017 begonnen: «Meine Ehefrau und ich haben uns getrennt, weil ich mich in diese andere Frau verliebt habe». Und weiter: «Ich bin in der Folge mit meiner neuen Partnerin zusammengezogen. Wir sind als Paar aufgetreten und hatten eine kurze und auch intensive Beziehung.»
Zusammengezogen? Auftritte als Paar? Kurze Beziehung? Der renommierte Luzerner Medienanwalt Rudolf Mayr von Baldegg stellt das in der Klageantwort der Ex-Partnerin ganz anders dar: «An dieser Stelle wird indessen bestritten, dass es eine offizielle Trennung des Klägers von seiner Ehefrau gab», heisst es in dem Schriftstück. Einer kurzfristigen Beendigung der Beziehung im Dezember 2017 seien zudem sogleich wieder «Liebesbezeugungen» Lachappelles gefolgt. Die Erzählung der kurzen Beziehung mit klarer Beendigung durch Lachappelle sei, so heisst es in der Klageantwort, «ein erfolgloser Versuch einer ‹Weisswaschgeschichte›», der sich als «blanker Hohn» erweise. Zudem sei Lachappelle – entgegen seinen Angaben – mit seiner Ex-Partnerin «nie als Liebespaar in der Öffentlichkeit oder im privaten Umfeld» aufgetreten.
Trennung von der Ehefrau, Zusammenzug, öffentliche Auftritte als Paar. Was stimmt? Die Fragen sind persönlich und gehen die Öffentlichkeit im Grunde nichts an. Doch Lachappelle selber war es, der am Donnerstag Intimes an die Öffentlichkeit trug. Zudem sind die Fragen zentral, um den Rechtsstreit um das verbotene Buch der Ex-Partnerin zu beurteilen.
Nebst einem wissenschaftlichen Teil zu so genannt «Toxischen Führungspersonen» – also Managern mit manipulativen Eigenschaften – beinhaltet das Buch die Beziehungsgeschichte von «Joe» und «Sophia». In «Joe», eben einer toxischen Führungsperson, will sich Lachappelle erkannt haben. In seiner Klage bezeichnete Lachappelle das Buch als «Schmähschrift», die seine Ehre verletze. Doch will nur er sich erkannt haben? Oder konnten ihn andere erkennen? Denn nur, wenn auch andere «Joe» mit Guy Lachappelle identifizieren konnten, könnten die Schilderungen auch ehrverletzend sein.
Hier bringt die Klageantwort der Ex-Partnerin eine bemerkenswerte Erklärung ins Spiel: Lachappelle selber sei es gewesen, der sich als «Joe » geoutet habe. Zum Beispiel indem er dem Verwaltungsrat des Arbeitgebers seiner Ex-Partnerin ein «diffamierendes Schreiben schickte und vorgab, er selbst sei ‹Joe›». Damit sei der Name Lachappelle erst ins Spiel gekommen.
Es sei Lachappelle selber gewesen, «der quasi die Figur des Joe für sich annektiert hatte und sich völlig unmotiviert gegenüber mehreren Personen in seinem Umfeld dahingehend geäussert» habe, heisst es in der Klageantwort der Ex-Partnerin. Es sei davon auszugehen, dass es Lachappelle darum gegangen sei, seine Ex-Partnerin «insbesondere an ihrem Arbeitsplatz in Misskredit zu bringen und beruflich und privat zu verunglimpfen und finanziell zu schädigen».
Damit habe Lachappelle «nicht nur seine Glaubwürdigkeit, sondern vor allem auch seinen Anspruch auf Wahrung seiner Anonymität selbst aufgegeben». Zudem habe er so auch die Persönlichkeitsrechte seiner Ex-Partnerin verletzt: Denn wenn er sich als «Joe» oute, dann erwecke er den Eindruck, dass sie «Sophia» sei.
Am Donnerstag sagte Lachappelle, seine Ex-Partnerin habe ihn um Erlaubnis gebeten, das Buch veröffentlichen zu dürfen. In der Klageantwort bestreitet sie auch dies.
Was ist wahr, an dieser Beziehungsgeschichte, die Guy Lachappelle vor den nationalen Medien am Donnerstag ausgebreitet hat? Was ist unwahr? Und was lässt sich überhaupt beweisen? Fest steht: Die Basler Justiz wird sich aufgrund einer Strafanzeige mit sehr Persönlichem befassen müssen, das nicht an die Öffentlichkeit gehört. Die Affäre Lachappelle ist damit – trotz Rücktritt – noch lange nicht ausgestanden. (bzbasel.ch)
Ich schlage deshalb Sepp Blatter als Nachfolger vor. Keine Weibergeschichten. Und er kann Geld von A nach B verschieben.
Ich freu mich auf jeden Fall schon auf Season 3!