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Julius Bär legt Kredit an Benko offen: Es geht um 606 Millionen Franken

Julius Bär legt Kredit an Benko offen: Es geht um 606 Millionen Franken

27.11.2023, 07:5427.11.2023, 16:57
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Die Privatbank Julius Bär legt offen, mit wie viel Geld der österreichische Immobilienunternehmer René Benko und seine schlingernde Signa-Holding bei ihr in der Kreide steht. Weitere Abschreiber auf diese Kreditposition sind nicht ausgeschlossen.

23.01.2020, Country Club, Reith, AUT, FIS Weltcup Ski Alpin, Charity Dinner und Auktion, im Bild Nathalie Benko und Rene Benko // Nathalie Benko and Rene Benko during a charity dinner and auction as a ...
René Benko und seine Frau Nathalie (Archivaufnahme). Bild: www.imago-images.de

Die grösste Einzelposition innerhalb des Private-Debt-Kreditbuchs belaufe sich auf 606 Millionen Franken, teilte Julius Bär am Montag mit, ohne den Namen von Benko zu nennen. Die Bank bestätigt auch, dass die Rückstellungen über 70 Millionen, die seit Anfang November gebildet wurden, «massgeblich» auf diese Position zurückgehen.

Das gesamte Private-Debt-Kreditbuch beläuft sich nach Angaben der Bank auf 1,5 Milliarden Franken. Die nächstgrössere Positionen nach Benko betragen 216 Millionen und 140 Millionen Franken. Diese Kredite gingen nicht an Immobilienunternehmer. Das restliche Portfolio bestehe aus 19 deutlich kleineren Positionen.

Massnahmen ergriffen

Das wackelnde Engagement bei Benko umfasst nach Angaben der Bank drei Kredite an verschiedene Einheiten «innerhalb eines europäischen Konglomerats», hiess es weiter. Die Kredite seien durch mehrere Pakete von Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel besichert. Das Engagement werde nun langfristig restrukturiert.

Julius Bär habe Massnahmen ergriffen, um seine Interessen zu schützen und den Wert der gestellten Sicherheiten zu erhalten, betonte das Finanzinstitut. Sofern weitere Wertberichtigungen erforderlich seien, werde man diese weiterhin «umsichtig» buchen, betonte Julius Bär.

Auch bei Totalverlust profitabel

Selbst in einem hypothetischen Szenario eines Totalverlusts hätte die Pro-forma-Quote des harten Kernkapitals (CET1 Kapital) per Ende Oktober 2023 bei über 14 Prozent gelegen, rechnet die Bank vor. Julius Bär wäre damit deutlich profitabel geblieben.

Die Kredite an Signa sind gefährdet, weil die stark verschachtelte und verschuldete Immobiliengruppe ums Überleben kämpft. Einige Tochtergesellschaften mussten bereits Insolvenz anmelden.

«Wir bedauern, dass ein einzelnes Engagement zur gegenwärtigen Verunsicherung unserer Stakeholder geführt hat», liess sich Konzernchef Philipp Rickenbacher in der Mitteilung zitieren. Man werde nun das Private-Debt-Geschäft und den Rahmen, in dem es betrieben wird, überprüfen.

Kapitalpolitik bestätigt

Gleichzeitig versucht die Bank, die entstandenen Wogen zu glätten: Julius Bär bestätige seine Kapitalausschüttungspolitik, hiess es in dem Communiqué.

Konkret strebt die Bank eine Dividendenausschüttungsquote von rund 50 Prozent des den Aktionären zurechenbaren adjustierten Konzerngewinns an. Zudem solle die Dividende pro Aktie mindestens so hoch wie im Vorjahr ausfallen.

Dazu kommt ein möglicher Aktienrückkauf. Julius Bär will das harte Kernkapital, das die Quote von 14 Prozent deutlich übersteigt, im Folgejahr via einen Aktienrückkauf ausschütten. Bedingung ist, dass sich keine attraktive Akquisitionsmöglichkeiten ergeben. (awp/sda)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mustafa_Bin Saud
27.11.2023 08:19registriert November 2023
Ich habe den Hype um René Benko nie verstanden. Er sieht aus wie ein Strassengangster(gab zudem auch nie Interviews was sehr suspekt ist)und dem würde ich keinen Cent an Kredit vergeben. Schlechtes Risikomanagement von der Julius Bär.
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butlerparker
27.11.2023 09:41registriert März 2022
Anders als hier im Artikel beschrieben,sind die Kredite zu einem großen Teil,genauer gesagt zu 250 Mio CHF nur durch Aktien der Sigma Gruppe gesichert,deren Wert demnächst Null sein könnte.

Daß der mit weitem Abstand höchste Einzelkredit mit teilweise zweifelhaften Sicherheiten unterlegt ist verstößt gegen den Grundsatz "mit der Sorfalt eines ordentlichen Kaufmannes" zu arbeiten.Jeder von uns,der "nur" eine Hauskredit beantragt,muss erstrangige+erstklassige Sicherheiten vorlegen.

Aus welchem Grund wurde hier bei Benkö eine Ansnahme gemacht?

Diese Frage gilt es für J. Bär zu beantworten!
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doitforthelove
27.11.2023 09:19registriert Juni 2020
Dies ist ein gravierendes Ereignis für den Bankenplatz. Die Kunden von Julius Bär sind konservative Anleger die ihr Vermögen bei der Bär Bunkern, num erfahren die aus den Medien das die Julius Bär ihr Vermögen sozusagen für riskante Deals mit einem vorbestraften, als dubios geltenden Immo-Guru machen. Das gibt einen grossen Vertrauensverlust. Julius Bär muss von der Finma nun genau beobachtet werden.
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