Es rumpelt: Die Kryptowährungen haben in der Nacht deutlich an Wert verloren, aus China kommen schlechte Nachrichten und am Aktienmarkt wird laut Berichten auf einen Absturz spekuliert. Höchste Zeit für einen Überblick.
Der Bitcoin-Kurs hat in der Nacht auf Freitag kräftig nachgegeben. Die Kryptowährung verlor im Vergleich zum Vortag um acht Prozent. Besonders turbulent wurde es um Mitternacht, als der Kurs in nur zehn Minuten um rund 2000 Dollar fiel. Es war der tiefste Stand seit Juni dieses Jahres. Mittlerweile hat sich der Bitcoin wieder etwas erholt und kommt wieder auf über 26'000 Dollar zu liegen.
Doch der Bitcoin hat seine Talfahrt bereits in den Tagen zuvor eingeleitet. Begründet wurde das mit der Nervosität an den Finanzmärkten, insbesondere im Hinblick auf das Sitzungsprotokoll der Federal Reserve (Fed), der US-amerikanischen Notenbank. Konkret wartete man auf Signale, wie es mit der Geldpolitik weitergeht – also ob es erneut eine Erhöhung der Leitzinsen geben könnte.
Das Sitzungsprotokoll wurde schliesslich am Mittwoch veröffentlicht. Es zeigt die Details einer Fed-Sitzung, die bereits am 26. Juli stattgefunden hatte. Diese werden normalerweise erst später der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Allerdings steht im Protokoll wenig Konkretes: Das Fed liess weitgehend offen, ob mit weiteren Zinsschritten zu rechnen ist. Man sehe aber «signifikante Aufwärtsrisiken» für die Inflation. Am 20. September befindet die US-Notenbank erneut über die Leitzinsen.
Das Resultat des Sitzungsprotokolls: Diverse Börsenindizes – zum Beispiel in den USA, Frankreich, Deutschland, aber auch in der Schweiz – setzten ihren Abwärtstrend fort. Begonnen hatte er bereits Anfang Woche.
Allerdings wird auch über einen anderen Schuldigen spekuliert, der den Bitcoin-Sturz initiiert haben könnte: Elon Musk. Das «Wall Street Journal» veröffentlichte nämlich einen Bericht, der «seltene Einblicke» in die Finanzen von SpaceX bot, Musks Raumfahrtunternehmen. Darin war offenbar erkennbar, dass SpaceX seine gesamten Bitcoin-Bestände verkauft hat. Wann genau das geschehen ist, blieb im Bericht allerdings unklar.
Wiederum andere verweisen aber als Grund für die Krypto-Talfahrt auf die grossen Schwierigkeiten der chinesischen Evergrande Group in New York. Womit wir beim nächsten Punkt wären.
Der hoch verschuldete chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat am Donnerstag in den USA Gläubigerschutz beantragt. Der Schuldenberg beläuft sich auf etwa 300 Milliarden Franken – kein anderes Immobilienunternehmen weltweit ist so hoch verschuldet.
Ein Antrag auf Gläubigerschutz heisst dabei nichts anderes als ein Insolvenzantrag: Die China Evergrande Group ersucht damit den Zugang zu US-Gerichten, um sich die eigenen Vermögenswerte vor Gläubigern in den USA zu schützen.
Bereits im Dezember 2021 musste Evergrande Insolvenz anmelden. Daraufhin wurde dem Konzern eine Umstrukturierung auferlegt, gleichzeitig erlitt Evergrande in den Jahren 2021 und 2022 einen Verlust von über 80 Milliarden Dollar. Seit einigen Monaten befindet sich der Immobilienriese nun in Verhandlung mit Geldgebern aus dem Ausland, um eine Restrukturierung seiner Schulden zu erreichen.
Doch die Probleme liegen nicht alleine bei Evergrande: Die chinesische Immobilienbranche befindet sich derzeit in einer grossen Krise. Lange wurde auf Pump gebaut und die Immobilienriesen verschuldeten sich stark. Nun gibt es Befürchtungen, wonach neben Evergrande auch andere chinesische Immobilienkonzerne ins Taumeln geraten könnten.
Die grosse Angst ist dabei, dass die Probleme auf dem Immobilienmarkt beginnen, auf die Finanzmärkte überzugreifen. Auch das trägt nicht gerade dazu bei, dass die internationalen Finanzmärkte ihre Nervosität ablegen könnten.
Zu allem Übel kommt noch eine weitere Nachricht hinzu: Michael Burry, ein amerikanischer Investor, wettet sehr viel Geld auf einen Absturz der US-Börse.
Doch warum ist das überhaupt interessant? Burry war kurz vor dem Börsencrash und der Finanzkrise 2007/2008 einer der wenigen, der das Ereignis hat kommen sehen. Das Ganze wurde von Michael Lewis in seinem Bestseller «The Big Short. Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte» aufgezeichnet und später verfilmt («The Big Short»), wobei Burry von Christian Bale gespielt wurde.
Burry wettete damals mit sogenannten Put-Optionen auf einen Crash und verdiente für sich persönlich sowie mit seinem Unternehmen mehrere hundert Millionen Dollar. Put-Optionen berechtigen zum Verkauf von Aktien zu einem festen Preis in der Zukunft. Sie werden in der Regel gekauft, um sich gegen fallende Aktienkurse zu versichern.
Burry scheint nicht der einzige zu sein, der mit einer fallenden Börse rechnet: Hinzu kommen Berichte, wonach der Milliardär und Börsen-Guru himself, Warren Buffett, ebenfalls auf einen grossen Crash spekuliert. Demnach halte Buffett derzeit viel Geld in möglichst flüssiger Form zurück, damit er bei tiefen Aktienkursen einkaufen kann – ein wichtiger Bestandteil seiner Strategie.
Allerdings soll auch gesagt sein: Beide lagen in der Vergangenheit auch schon falsch.
(Mit Material der SDA)
Er ist wie der Lottogewinner, der anderen Tipps zum Lottospielen gibt.
Also der tiefste Stand seit 2 Monaten.