Dass 2023, das Jahr des Hasen, kein gutes Jahr für die chinesische Wirtschaft sein wird, zeichnete sich schon länger ab. Doch die neusten Zahlen, welche diese Woche veröffentlicht wurden, zeigen ein immer düstereres Bild.
Am Dienstag wurde bekannt, dass die Exporte der zweitgrössten Volkswirtschaft im Juli so stark eingebrochen sind wie zuletzt nur in den ersten Pandemie-Monaten. Und am Mittwoch bestätigten sich nun die Befürchtungen, wonach China sich mit einer Deflation herumschlagen muss.
Zwar versucht die chinesische Regierung, den Konsum und damit die gesamte Wirtschaft wieder anzukurbeln, bislang zeigen ihre Bemühungen aber wenig Erfolg. Eine Übersicht über die grössten Baustellen:
Es ist ein Begriff, der westlichen Ländern derzeit wie ein Fremdwort vorkommen dürfte: Deflation. Zum ersten Mal seit Anfang 2021 erlebt die chinesische Wirtschaft wieder sinkende Preise.
Der Konsumentenpreisindex ist im Juli gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozent gesunken, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten offiziellen Statistiken hervorgeht. Dies, nachdem er im Vormonat unverändert geblieben war. Und der Produzentenpreisindex, der die Preise von Waren direkt ab Werk misst, sank im selben Zeitraum gar um 4,4 Prozent.
Wo liegt der Unterschied zu westlichen Ländern, welche die steigenden Preise nur langsam in den Griff kriegen? Während Europa und die USA zu Pandemie-Zeiten umfassende Konjunkturmassnahmen einleiteten – die in der Folge zu steigenden Preisen beitrugen –, setzte China auf eine dreijährige Zero-Covid-Politik. Zwar versuchte die Regierung nach der Aufhebung dieser Zero-Covid-Politik mit Zinssenkungen und Steueranreizen für Firmen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die erhofften Effekte blieben bislang allerdings weitgehend aus.
In den Augen der meisten Ökonomen ist eine Deflation problematischer als eine – wenn auch nicht allzu hohe – Inflation. Das liegt einerseits an den Erwartungen: Wenn Konsumentinnen und Konsumenten davon ausgehen, dass Produkte immer billiger werden, schieben sie ihren Konsum immer weiter auf. Das kann, andererseits, zu sinkenden Gewinnen, tieferen Löhnen oder Entlassungen bei Firmen führen. Eine Spirale, die, wenn sie an Fahrt gewinnt, nur schwer unter Kontrolle zu bringen ist.
Zu Chinas Unglück können derzeit auch vom sonst so wichtigen Aussenhandel keine positiven Impulse erwartet werden. Im Gegenteil: Der Wert der Exporte, gemessen in US-Dollar, fiel im vergangenen Monat gegenüber dem Vorjahr um 14,5 Prozent. Es ist der stärkste Rückgang seit Februar 2020 und gleichzeitig der dritte Monat in Folge, in dem die Exporte zurückgehen.
Zwar muss man hier etwas relativieren: Die Zahlen werden mit Juli 2022 verglichen, als die Exporte aussergewöhnlich hoch und die Preise noch deutlich tiefer waren. Dennoch: Der Einbruch übersteigt die Erwartungen der Analystinnen und Analysten und ist ein weiteres Zeichen für die anhaltende Baisse in der globalen Nachfrage nach Konsumgütern.
Schwächelnde Exporte versetzen der chinesischen Wirtschaft einen herben Schlag. Schliesslich war der Aussenhandel gerade zu Pandemie-Zeiten ein wichtiger Lichtblick – 2022 waren die Exporte für 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich.
Hinzu kommt, dass die USA, der wichtigste Handelspartner Chinas, immer stärker auf eine Entkopplung der beiden Volkswirtschaften drängt. Gut möglich, dass die Regierung Xi Jin Ping deshalb zurzeit auf Versöhnungskurs ist. Dazu passen Spekulationen, wonach Chinas Aussenminister abgesetzt wurde, weil er einen zu rigorosen anti-amerikanischen Kurs fuhr.
Gleichzeitig mit den Exporten fielen auch Chinas Importe um über zwölf Prozent – deutlich mehr als die von Analysten erwarteten fünf Prozent. Auch das ein Zeugnis dafür, dass die Menschen in China nicht gerade in Kauflaune sind. Angesichts der dürftigen Auftragslage und der schlechten Konjunkturaussichten haben Chinesinnen und Chinesen derzeit wenig Grund, ihr Geld auszugeben. Vielmehr will man sich absichern und sparen – nicht zuletzt, da das soziale Sicherungssystem in China eher schwach ist und die Menschen dazu angehalten werden, sich selbst zu versichern.
Während Jahrzehnten waren grosse private Baufirmen die grossen Treiber hinter Chinas Urbanisierung: Zahlreiche gigantische Projekte liessen den Immobiliensektor so stark anwachsen, dass die gesamte Branche (inklusive der Dienstleistungen) mittlerweile 25 Prozent der Wirtschaftsleistung Chinas ausmacht. Das war von der Regierung, welche die Branche mit entsprechenden Regulierungen und Anreizen unterstützte und sogar Wachstumsziele vorgab, so gewollt.
Doch seit etwa zwei Jahren holt diese Politik die Regierung ein. Ende 2021 kollabierte der zweitgrösste Immobilienkonzern Chinas, Evergrande, und musste massive Restrukturierungen vornehmen. Er war nicht der einzige Konzern mit grossen Problemen. Der Grund: Die Immobilienbranche baute jahrelang auf Pump. Und da der Markt nach wie vor stark durch die Regierung gesteuert – und massgeblich finanziert – wird, sieht sich die Branche nun mit einem Überangebot konfrontiert. «Die kommunistischen Planer haben es zugelassen, dass am Bedarf vorbei gebaut wurde», formuliert es die NZZ. Das führte unter anderem dazu, dass zahlreiche Immobilien nicht fertig gebaut werden oder leer stehen, gleichzeitig können viele Konzerne ihren riesigen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr oder nur mit Mühe und Not nachkommen.
Jetzt, da der Konsum generell nachlässt, scheint eine Erholung des Immobiliensektors in weite Ferne gerückt. Gemäss der «Financial Times» sinkt die Nachfrage nach Immobilien weiterhin kontinuierlich. Ein Analyst sagt gegenüber der Zeitung: «Das Finanzierungsmodell für chinesische Entwickler ist kaputt und es gibt nichts, was es ersetzen könnte. Letztendlich werden sie an den Punkt kommen, an dem sie nichts mehr verkaufen können und keine Einnahmen mehr haben.»
Sie dürfen nicht zu hohe Ziele haben und bei der Arbeit nicht wählerisch sein, wird den jungen Leuten in China derzeit eingetrichtert. Der Hintergrund: Die Jugendarbeitslosigkeit in städtischen Gebieten ist auf eine Rekordrate von über 21 Prozent geklettert.
Die Gründe für diese Verdoppelung innerhalb von zwei Jahren können so zusammengefasst werden: Einerseits gibt es einen sichtbaren «Mismatch» zwischen Angebot und Nachfrage. Während Chinas Regierung eine höhere Bildungsquote forcierte, bildeten sich die entsprechenden Jobs für Hochqualifizierte nicht mit derselben Geschwindigkeit. Die Folge: Zu viele Jobs für Niedrigqualifizierte, zu viele Chinesinnen und Chinesen mit hohen Abschlüssen.
Darüber hinaus haben das harte Durchgreifen der Regierung und die verschärfte Aufsicht bei Technologiefirmen wie zum Beispiel Alibaba eine gesamte Branche gedämpft, wie die «New York Times» schreibt. Es sind Bereiche, in die junge Menschen strömten, um Arbeit zu finden.
Und nicht zuletzt ist auch die bisher unbekannt hohe Arbeitslosigkeit eine Folge der Konjunkturlage: Seit der Pandemie sträuben sich private Firmen gegen die Schaffung von mehr Jobs. Zwar erhoffte man sich eine schnelle Besserung nach der Öffnung, aufgrund der enttäuschenden Wachstumszahlen im zweiten Quartal sah sich aber auch hier die Regierung gezwungen, nachzuhelfen. So veröffentlichte Peking einen 31-Punkte-Plan, der die Firmen dazu animieren sollte, Arbeitsplätze zu schaffen.
Um nachhaltig auf unserem Planeten zu leben sollten wir hauptsächlich aufhören immer mehr und mehr "schei...." zu konsumieren. Das führt aber zwangsläufig dazu, dass viele welche dieses Zeugs produzieren keinen Job mehr haben.
Paradoxerweise führen auch Probleme mit Demographie und sinkendem Befölkerungswachstum dazu, dass die welche einen Job haben länger arbeiten sollten.
Schlussendlich ist es uns gar nicht möglich weniger zu Konsumieren weil dadurch alles aus den Fugen gerät... Keine change das Rad zu stoppen.