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Die US-Notenbank Fed wird morgen bekannt geben, ob sie die Leitzinsen um ein Viertel-, vielleicht sogar nur um ein Achtelprozent erhöhen wird – oder auch nicht. Für Laien erscheint dies irgendwie lächerlich, die Finanzmarkt-Profis hingegen kennen seit Wochen kein anderes Thema.
Sie haben gute Gründe dafür. Seit der Krise von 2008 sind die Notenbanker die wahren Masters of the Universe der Weltwirtschaft geworden, und die Fed die mächtigste Institution der Welt.
Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, wie vermeintlich kleinste Veränderungen des Leitzinses grosse Folgen haben können: Um das britische Pfund zu entlasten, hob die Fed 1928 die Zinsen an – es war das Signal für den Börsencrash von 1929. Im Jahr 2011 erhöhte die Europäische Zentralbank aus Angst vor einer nicht vorhandenen Inflation die Zinsen – bis heute hat sich die Wirtschaft der Eurozone nicht von dieser Fehleinschätzung erholt.
Die Notenbanken senken die Zinsen in Krisenfällen, um der Wirtschaft mit billigem Geld unter die Arme zu greifen. Gleichzeitig versprechen sie hoch und heilig, so rasch wie möglich wieder zu normalen Zuständen zurückzukehren – will heissen, die Zinsen wieder hochzufahren, wenn sich die Wirtschaft erholt hat.
Die Fed hat dieses Versprechen vor allem an die Zahl der Arbeitslosen geknüpft. So gesehen müsste Janet Yellen die Leitzinsen jetzt erhöhen. Die Arbeitslosenquote ist auf rund fünf Prozent gesunken – für US-Verhältnisse ist das gleichbedeutend mit Vollbeschäftigung. In den letzten Monaten sind durchschnittlich jeweils rund 200'000 neue Jobs geschaffen worden. Die Politik des billigen Geldes war erfolgreich, die US-Wirtschaft brummt wieder.
Konservative Kritiker der Fed fordern seit langem eine Zinserhöhung. Für sie war die Politik des billigen Geldes – das sogenannte Quantitative Easing – ohnehin ein Fehler. Gestützt auf die Theorien der österreichischen Ökonomen Ludwig von Mises und Friedrich Hayek warnen sie vor Blasenbildung und Inflation und fordern ein Ende der Schuldenwirtschaft.
Bisher haben sich diese Gefahren als eingebildet erwiesen. Die Inflation wurde in pathetischen Kommentaren zwar viel beschworen, in der Praxis ist die Teuerung hartnäckig unter der von der Fed angestrebten Marke von zwei Prozent geblieben. Ebenso ist es in den USA kaum zu leichtsinnigen Investitionen gekommen. Das bescheinigt sogar die an sich «österreichisch» gesinnte Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in einer kürzlich veröffentlichten Studie.
Die grosse Mehrheit der Finanzmarktexperten rechnet daher vorläufig noch nicht mit einer Zinserhöhung. Eine solche Zinserhöhung der Fed würde die ohnehin angespannte Lage der chinesischen Wirtschaft noch verschärfen, mit unberechenbaren Folgen für die gesamte Weltwirtschaft.
Wie 1928 oder 2011 könnte daher eine falsch getimte Leitzinserhöhung das Signal für eine katastrophale Entwicklung sein. «Eine globale Rezession made in China ist sehr plausibel geworden», warnt etwa Martin Wolf, Chefökonom der «Financial Times». «Sollte sie tatsächlich eintreten, dann wäre die Entscheidung der Fed, die Zinsen zu erhöhen, vollkommen blödsinnig.»