Adidas liefert nicht mehr nach Russland. Nike, Nintendo, Apple, Microsoft und viele andere internationale Konzerne ebenfalls nicht mehr. Nach dem Exodus stellt sich die Frage, ob die (virtuellen) Regale so leer sind, wie man sich das angesichts der Konzernflucht vorstellt? Und wenn nicht, zu welchen Preisen iPhones und Co. feilgeboten werden.
Wir haben uns in den russischen Digitecs, Bracks, Interdiscounts, Microspots, und wie sie alle heissen, umgesehen, und die Preise mit denjenigen in der Schweiz verglichen. Zusammenfassend kann man sagen: Die meisten Produkte kosten etwa doppelt so viel.
Wie viele andere hat sich auch Apple aus Russland zurückgezogen. Eigene Shops hat der Apfel-Konzern dort nie betrieben, online konnten die Produkte aber bestellt werden. Heute ist das nicht mehr der Fall. Die grössten russischen Elektrofachhändler wie M.Video, Citilink oder DNS verfügen über einen Lager-Restbestand oder alternative Beschaffungsquellen. Auswirkungen auf den Preis sind auf jeden Fall ersichtlich.
Am «günstigsten» kann ein iPhone 13 Pro 128 GB in Russland bei DNS erstanden werden. Dort kostet das Apple-Flaggschiff umgerechnet 2046 Franken (117'999 Rubel, Stand 13.6.2022). Etwas teurer, 2081 Franken (119'999 Rubel), ist dasselbe Produkt bei M.Video und Citilink. Vor dem Krieg lag der Preis bei 79'999 Rubel.
In der Schweiz kann das gleiche Gerät ab 1066 Franken erstanden werden.
Bei der 256-GB-Version fällt der Unterschied noch deutlicher aus.
Die Einstiegsdrohne des chinesischen Herstellers DJI richtet sich an jüngere Käufer – und ist mit 88 Franken dementsprechend günstig (in der Schweiz).
Nicht so in Russland. Die Minidrohne ist bei DNS am günstigsten. Sie kostet aber mit stolzen 176 Franken (10'199 Rubel) genau doppelt so viel wie hierzulande.
Hersteller DJI war in die Schlagzeilen geraten, als MediaMarkt Deutschland sich entschied, die Produkte aus den Regalen zu entfernen. Die Begründung: Das russische Militär greife bei seiner Invasion der Ukraine auf DJI-Produkte zurück. Der chinesische Hersteller dementierte die Anschuldigungen vehement und hat sämtliche Geschäftsaktivitäten in Russland und der Ukraine seit April eingestellt.
Wie in der Schweiz gibt es in Russland aktuell keine Playstation 5 im Fachhandel zu kaufen. Im Gegensatz zur Schweiz werden aber keine weiteren Lieferungen erwartet, denn Sony hat sich ebenfalls aus Russland zurückgezogen. Erhältlich sind originalverpackte, ungeöffnete und unbenutzte Konsolen aber trotzdem: auf Russlands eBay- und Ricardo-Verschnitt Avito.
Die günstigste unbenutzte PS5 wird aktuell für 51'000 Rubel angeboten – umgerechnet 884 Franken. Damit ist das russische Angebot nur wenig schlechter als das Schweizer (750 Franken).
Bei den Dual-Sense-Controllern für die PS5 zeigt sich ein deutlicherer Preisunterschied. Was in der Schweiz 68 Franken kostet, muss in Russland für umgerechnet 92 Franken erstanden werden.
Auch der US-Techgigant Microsoft betreibt keine Geschäfte mehr in Russland. Das neue Surface Laptop Studio (in der Version mit 14.4", Intel Core i5, 16 GB RAM, 256 GB SSD) gibt es trotzdem zu kaufen. Aber zu welchem Preis?
Auch dieses Gerät gibt es nicht im Fachhandel und muss von einem Privatanbieter bei Avito erstanden werden. Die Preise unterscheiden sich stark. Offensichtlich wollen sich Importeure mit Fantasiepreisen bereichern. Das günstigste Angebot, das wir ausmachen konnten, belief sich auf 2342 Franken (135'000 Rubel). Das sind ziemlich genau 1000 Franken mehr als in der Schweiz.
Es gibt sie noch, die Nintendo Switch Lite im russischen Fachhandel. Das Angebot ist aber deutlich reduziert. Citilink bietet mit 355 Franken (20'499 Rubel) den günstigsten Preis, allerdings nur noch Geräte in der Farbe Koralle, an.
Bei M.Video ist die Auswahl grösser, aber auch auf zwei Farben beschränkt (gelb und schwarz).
Die Farben haben ihren Preis: 516 Franken (29'999 Rubel) kostet die kleine Nintendo-Konsole, die in der Schweiz ab 199 Franken erhältlich ist.
M.Video ist ausgeschossen, Citilink bietet noch einige iPads mit 2 TB Speicher an – zum Preis von 4266 Franken (247'990 Rubel). Hierzulande bezahlt man dafür nicht einmal die Hälfte (1907 Franken).
Das Einsteigermodell mit weniger Speicher (128 GB) gibt es bei DNS am günstigsten (2147 Franken / 123'799 Rubel). Auch das ist mehr als doppelt so teuer wie in der Schweiz (949 Franken).
Dafür gibt es Ayya, mit dem russischen Aurora OS, damit Chef, Regierung und Geheimdienst immer ganz genau wissen, wo du bist, und was du machst...