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Schon wenig Alkohol ist womöglich schlecht für das Gehirn

Schon wenig Alkohol ist womöglich schlecht für das Gehirn

07.03.2022, 09:1007.03.2022, 12:30
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Alkohol hat einen negativen Einfluss auf unser Gehirn.Bild: sda

Selbst ein einziges Glas Wein pro Tag könnte die Gehirnstruktur verändern: Gemäss einer Studie im Fachmagazin «Nature Communications» geht mässiger Alkoholkonsum einher mit einem kleineren Hirnvolumen sowie einer verringerten Masse der grauen und weissen Hirnsubstanz.

Dass chronisch übermässiger Alkoholmissbrauch der Gesundheit schadet, ist bekannt. Er wird mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, schnellerem Altern und Veränderungen der Gehirnstruktur und -konnektivität in Verbindung gebracht. Allerdings sind die Erkenntnisse darüber bisher widersprüchlich, ob leichter bis mässiger Alkoholkonsum ähnlich negative Folgen haben könnte.

Forscher unter Leitung der US-Universitäten Pennsylvania und Wisconsin-Madison untersuchten dies nun in einer riesigen Stichprobe von 36'678 Erwachsenen aus der UK Biobank, einer grossen Sammlung von Gesundheitsdaten von rund einer halben Million Menschen aus Grossbritannien.

Demnach seien die negativen Assoziationen zwischen Alkoholkonsum und Gehirnstruktur bei Personen, die durchschnittlich nur ein bis zwei Alkoholeinheiten pro Tag konsumierten, offensichtlich und würden mit steigendem Alkoholkonsum stärker, berichtet das Team, dem auch der Neuroökonomen Gökhan Aydogan von der Universität Zürich angehört. In der Studie galt ein Pint Bier (rund ein halber Liter) oder ein grosses Glas Wein (1,75 Deziliter) als zwei Alkoholeinheiten.

Schlimmer, je mehr man trinkt

«Es gibt einige Hinweise darauf, dass die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf das Gehirn exponentiell sind», sagte Erstautor Remi Daviet von der University of Wisconsin-Madison gemäss einer Mitteilung. «Ein zusätzliches Getränk am Tag könnte sich also stärker auswirken als alle vorangegangenen an diesem Tag.» Demnach könnte ein Verzicht auf den letzten Drink an einem Abend grosse Auswirkungen auf die Gehirnalterung haben.

Tatsächlich gehen die Forscher davon aus, dass die Hirnalterung von einer Alkoholeinheit pro Tag im Vergleich zu überhaupt keinem Alkohol rund ein Jahr beträgt. Vier alkoholische Drinks entsprechen bereits einer Alterung von mehr als zehn Jahren.

Die Autoren betonen allerdings, dass es das Studiendesign nicht darauf ausgelegt war, einen kausalen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und der Veränderung der Hirnstruktur herzustellen, also eine Ursache-Wirkung-Beziehung zu belegen. Weitere Untersuchungen hierzu wären deshalb von hohem Interesse. (aeg/sda)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jep.
07.03.2022 11:33registriert Januar 2022
Habe vor ein paar Jahren eine Zusammenfassung von diversen Studien zum Weinkonsum gelesen. Es gibt ja Studien, die sagen, dass gewisse Stoffe im (Rot-)Wein Herzinfarkte vorbeugen können. Das sei auch korrekt, nur benötigt man über 5 Liter Wein damit ein positiver Effekt wirklich zutage tritt. Das wird erstens verschwiegen, und zweitens wurden diese einzelnen Studien ausschliesslich von Weinbauregionen in Frankreich in Auftrag gegeben. Fazit: Alkohol ist immer schädlich, aber es macht halt auch bitzli Spass.
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In vino veritas
07.03.2022 12:20registriert August 2018
Nicht sehr überraschend. Da bleibt noch die Frage, wie das mit der Alterung genau gemeint ist. Altert das Gehirn um ein Jahr, wenn ich ein Bier trinke? Altert das Gehirn um ein zusätzliches Jahr, wenn ich ein Jahr lang täglich ein Bier trinken (also insgesamt um zwei Jahre)? Ist dieser Effekt dauerhaft? Oder erholt sich das Gerhin nach X Jahren wieder? Was ist Menschen, welche nur am Wochenende, dafür aber deutlich zu viel trinken? Fragen über Fragen...

Ach so, eine Agenturmeldung. Alles klar.
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MarGo
07.03.2022 09:16registriert Juni 2015
hm... Also dass ein halber Liter Bier jeden Tag nicht gut sein kann, ist jetzt nicht so ein "wow-Effekt" ;)
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