Als ob sie nicht schon unheimlich genug wären, die krabbelnden Überlebenskünstler. Nun haben Forscher der Université Libre de Bruxelles herausgefunden, dass Kakerlaken ausgeprägte individuelle Charakterzüge aufweisen.
Für die Studie liessen die Forscher 16 Kakerlaken auf einen runden Tisch in grellem Licht. In die Mitte stellten sie zwei Unterstände, die den Insekten, die die Dunkelheit lieben, Schatten gewährten. Die Testsubjekte wurden drei Stunden lang alleine gelassen, während eine Kamera und ein Chip auf ihrem Rücken ihr Verhalten aufzeichnete. Das Experiment wurde insgesamt dreimal durchgeführt.
Man würde nun erwarten, dass die Insekten alle sofort in die geliebte Dunkelheit stürmten – dem ist aber nicht so. Die Zeit, die sie brauchten, um zum Unterschlupf zu kommen, variierte. Daraus schliessen die Forscher verschiedene Charakterzüge wie Schüchternheit oder Mut.
Einige Insekten eilten sofort in den Schatten. Mutige verbrachten mehr Zeit damit, die Umgebung auszukundschaften. Zögerliche warteten eher ab, was ihre mutigen Kollegen machen würden, und liessen sich von ihnen inspirieren.
Am Ende kam die Gruppe immer zum selben Schluss und alle fanden sich im Unterschlupf ein. Das sei faszinierend, sagt Studienleiter Issac Planas. «Kakerlaken sind einfache Tiere, sie können aber komplexe Entscheidungen treffen.»
Dass sie kein hierarchisches Gruppenverhalten wie etwa Ameisen an den Tag legen, hilft den Kakerlaken möglicherweise, auf unbekanntem Terrain zu überleben: Die Risikofreudigen kundschaften aus, die Ängstlichen bleiben erstmals auf der sicheren Seite. (rey)