Langsam, aber sicher: Das Universum stirbt
Nichts dauert ewig, selbst das Weltall muss offenbar sterben: Astronomen haben über 200'000 Galaxien vermessen und daraus die vom nahen Universum ausgesendete Energie bestimmt. Diese nahm in den letzten zwei Milliarden Jahren um die Hälfte ab.
Das Verblassen ist quer über alle Wellenlängen zu beobachten – von Ultraviolett bis zum fernen Infrarot, wie die Europäische Südsternwarte (ESO), an der auch die Schweiz beteiligt ist, am Montag mitteilte. Die Untersuchung ist Teil des internationalen GAMA-Projekts, das hunderttausende Galaxien spektroskopisch vermisst.
Dazu haben die Forscher möglichst viele der stärksten Teleskope der Welt eingesetzt, von den Riesenteleskopen der ESO in der chilenischen Wüste bis hin zu den europäischen und US-amerikanischen Raumteleskopen Herschel, Galex und Wise. Die Vermessung deckt laut ESO einen grossen Teil des Weltraums ab.
In ungefähr 100 Billionen Jahren werden alle Sterne ausgebrannt sein, übrig bleiben dann vorerst nur schwarze Löcher, weisse Zwerge und Neutronensterne. In einer Sextillion Jahren (eine Zahl mit 36 Nullen) werden alle Atome zerfallen sein. Spätestens nach 10 Septendezilliarden Jahren (106 Nullen) sind die letzten schwarzen Löcher verschwunden. Das ist der Wärmetod des Universums («Big Chill»). Alternativ gibt es noch die These des «Big Rip»: Die Expansionsrate des Universums nimmt in diesem Modell immer schneller zu, bis es in einer Art «Endknall» zerreisst. (dhr)
Sämtliche Wellenlängen sind betroffen
Bereits seit den 1990er Jahren ist bekannt, dass das Universum langsam verblasst. Nun steht fest, dass dies über sämtliche Wellenlängen geschieht. «Das Universum wird nun allmählich ins hohe Alter gleiten und entschlummern», sagte Simon Driver von der University of Western Australia.
Die neuen Daten helfen Astronomen, die Bildung und Evolution von verschiedenen Galaxien-Typen zu verstehen, hiess es in der Mitteilung. Die Forscher wollen nun die Energiekarte auf die ganze Geschichte des Universums ausdehnen; dazu sollen bereits geplante neue Riesenteleskope zum Einsatz kommen.
Die Resultate wurden am Montag an der Jahresversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Honolulu (Hawaii) vorgestellt. (dhr/sda)
