Eigentlich wissen es alle: Das Handy sollte man beim Fahren nicht in die Finger nehmen, denn damit steigt das Unfallrisiko. Diesen Befund stützen auch die Ergebnisse einer neuen Studie des Belgischen Instituts für Verkehrssicherheit (BIVV) über Ablenkung im Verkehr.
Telefonieren hinter dem Steuer führt dazu, dass die Reaktionszeit sich verlängert und die Kontrolle über das Fahrzeug abnimmt. Zudem verringert sich das sogenannte Situationsbewusstsein, was dazu führt, dass Veränderungen im Verkehr weniger schnell bemerkt werden. Manche Fahrer kompensieren dies – oft unbewusst – dadurch, dass sie langsamer fahren und einen grösseren Abstand einhalten.
Nicht ohne Grund: Wer während der Fahrt mit dem Handy telefoniert, geht ein deutlich erhöhtes Unfallrisiko ein. Gemäss der belgischen Studie ist es viermal höher. Die schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) geht sogar von einem fünfmal höheren Risiko aus. Nur wenig sicherer sind die – legalen – Freisprechanlagen, wie Uwe Ewert von der BfU erklärt: Das Unfallrisiko sei immer noch viermal höher als bei nicht-telefonierenden Fahrern.
Noch gefährlicher ist das sogenannte «Texting while driving», also das Schreiben von SMS oder auch das Surfen während des Fahrens. Hier ist der Fahrer nicht nur geistig und motorisch abgelenkt, sondern wendet auch noch den Blick von der Strasse ab. Nach Angaben der BfU dauert dies im Durchschnitt fünf Sekunden. In dieser Zeit legt ein Auto innerorts bei Tempo 50 fast 80 Meter zurück – quasi im Blindflug.
Entsprechend hoch ist das Risiko: Es ist um das 23-Fache erhöht, diesen Wert nennt sowohl die belgische Studie wie die BfU. Das entspricht dem Risiko, das jemand eingeht, der sich mit 1,5 Promille Alkohol im Blut hinter das Steuer setzt. Schon 0,5 Promille genügen bei Lenkern zwischen 25 und 65 Jahren für ein verdoppeltes Unfallrisiko.
Die Mehrheit der Autolenker ist sich dieser Gefahren bewusst: 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung halten «Texting while driving» für sehr gefährlich, sagt Ewert. Die unter 30-Jährigen sind allerdings bedeutend risikofreudiger: Nur 38 Prozent von ihnen findet simsen während der Fahrt gefährlich.
Dennoch greifen viele Fahrer munter zum Handy. In Belgien, wo laut der Studie sogar 85 Prozent der Fahrer das Telefonieren während der Fahrt als gefährlich einstuft, tun es 26 Prozent von diesen trotzdem. In der Schweiz geben gemäss BfU 17 Prozent an, dass sie Text-Messaging (inklusive SMS) während der Fahrt betreiben (international liegen die Werte je nach Untersuchung zwischen 12 und 16 Prozent). Für die Handy-Nutzung inklusive telefonieren betragen die Werte 19 Prozent. Und bei der Nutzung von Freisprechanlagen sind es sogar 32 Prozent.
SMS schreiben ist gefährlicher als sie nur lesen. Dieser Befund der Studie leuchtet unmittelbar ein. Noch gefährlicher ist es, wenn das Gerät ein Smartphone ist: Die glatte Oberfläche des Touchscreens erfordert stärkere visuelle Aufmerksamkeit, was den Fahrer also noch mehr ablenkt. Zudem kann man ein Smartphone auch vielfältiger verwenden als ein herkömmliches Handy. Etwas auf Social Media posten beeinflusst das Fahrverhalten laut der Studie negativer als nur SMS schreiben.