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Wir haben den chinesischen Tesla getestet und sind begeistert

Xpeng G6
Xpeng betritt den Schweizer Markt mit dem G6, einem Familien-SUV, der zu 100 % elektrisch betrieben wird.Bild: Xpeng
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Wir haben den chinesischen Tesla getestet und sind begeistert

Xpeng kommt diesen Herbst mit zwei Modellen auf den Schweizer Markt. Wir haben uns hinter das Steuer des G6 gesetzt. Seine Stärke liegt nicht nur im Preis, sondern auch in der Batterie, der Ladegeschwindigkeit und dem Selbstbewusstsein eines Herstellers, der sich seiner Sache bereits jetzt sicher ist.
21.10.2025, 09:1421.10.2025, 09:47
Jerome Marchon
Jerome Marchon

Der Name sagt der breiten Öffentlichkeit noch nicht viel, aber das wird sich schon bald ändern. Xpeng wurde vor elf Jahren in Canton gegründet und legt ein rasantes Tempo vor. Nach Skandinavien 2021 und dann Deutschland und Frankreich nimmt die chinesische Marke jetzt die Schweiz in Angriff, mit Hedin Automotive als Partner.

Xpeng G6
Die Produktpalette von Xpeng in der Schweiz besteht derzeit aus dem G6 (l.) und dem G9 (r.).Bild: Xpeng

Der G6, ein elektrisch betriebener Familien-SUV, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, da europäische Kunden gerade beginnen, chinesische Autos danach zu beurteilen, was sie sind, und nicht mehr danach, was sie repräsentieren.

Eine vertraute Silhouette

Es ist schwer, beim Anblick des G6 nicht an das Tesla Model Y zu denken, vor allem, seit das Design des Amerikaners verfeinert wurde: dasselbe Leuchtband an der Front, dasselbe fliessende Heck, dasselbe Streben nach aerodynamischer Effizienz.

Xpeng G6
Kommt Ihnen irgendwie bekannt vor, meinen Sie?Bild: Xpeng

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich allerdings: Die Motorhaube ist modellierter, die Linienführung schlanker, und der integrierte Spoiler betont das Heck, ohne schwerfällig zu wirken. Mit einer Länge von 4,76 m und einer Breite von 1,92 m macht er auf sich aufmerksam, ohne sich als arroganter SUV aufzuspielen.

Xpeng G6 und G9: Verblüffende Gelassenheit

An Bord ändert sich die Gangart. Die Umgebung ist klar, minimalistisch, fast klinisch. Die Oberflächen kombinieren Leder und Wildleder, die Verarbeitung ist tadellos. Doch die Philosophie ist entschieden digital: Tasten sucht man vergebens, alles läuft über den 15,6-Zoll-Bildschirm als eigentliches Gehirn des Autos. Ob Klimaanlage, Fahrmodi, Öffnung des Kofferraums und der Fenster: Alles befindet sich dort.

Xpeng G6
Die Innenausstattung ist minimalistisch, aber nicht minder umfangreich.Bild: Xpeng

Wer klassische Bedienelemente mag, könnte irritiert sein. Selbst die Tasten am Lenkrad ändern ihre Funktion je nach aktivem Menü – eine ganz und gar chinesische Logik, die nicht immer intuitiv ist. Aber das System bleibt nahtlos und schnell, und die Konnektivität ist umfassend: Android Auto und Apple CarPlay sind integriert. Und die hauseigene Navigation, die mit einem intelligenten Routenplaner gepaart ist, erweist sich als ebenso leistungsstark.

Xpeng G6
0 Tasten ... oder fastBild: Xpeng

Das 10,25-Zoll-Kombiinstrument gegenüber dem Fahrer zeigt das Wichtigste an, während der Rückspiegel als hochauflösende Rückfahrkamera fungiert. Kein Head-up-Display, aber eine sehr schöne, übersichtliche Darstellung.

Komfort und Raffinesse in diesem Modell von Xpeng

Die Vordersitze mit Heiz-, Belüftungs- und Massagefunktion bieten Komfort auf höchstem Niveau, während die Passagiere im Fond ein grosszügiges Platzangebot und beheizbare Seitensitze geniessen. Der fünfte Passagier hat wie so oft weniger Glück. Das Lichtambiente ist individuell anpassbar, der Sound – von Dynaudio – kommt aus 18 Lautsprechern. Man fühlt sich fast wie in einer Lounge auf Rädern.

Xpeng G6
Viel Platz für die Passagiere.Bild: Xpeng

Kleine Kuriosität am Rande: Vorn gibt es weder ein Handschuhfach noch Stauraum. Der Kofferraum wiederum erweist sich als gut kalibriert: 571 Liter bzw. 1374, wenn Sie die Sitzbank umklappen. Ausreichend für die Familie oder ein langes Wochenende.

Xpeng G6: 487 PS und 800 V

Herzstück des G6 ist die 800-V-Architektur und die 80-kWh-LFP-5C-Batterie. In der getesteten Performance-Version treiben zwei Motoren alle vier Räder an und liefern insgesamt 358 kW bzw. 487 PS und ein Drehmoment von 660 Nm. Die Masse von 2,7 Tonnen hindert ihn nicht daran, in 4,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu sprinten. Der Allradantrieb bevorzugt leicht das Heck und verleiht echte Natürlichkeit beim Anfahren.

Xpeng G6
Leise, kraftvoll ... und bequem.Bild: Xpeng

Auf der Strasse überrascht der G6 mit seiner Gefügigkeit. Er ist leicht zu bändigen, geschmeidig bei niedriger Geschwindigkeit und präzise bei hohem Tempo. Nicht der Kommunikativste im Segment, aber nie enttäuschend. Die Lenkung könnte etwas mehr Informationen vermitteln, aber das Verhalten bleibt stets ausgeglichen, berechenbar und effizient.

Und vor allem: Die Fahrhilfen wissen, wie man sich zurückhält, und sind leicht abzuschalten. Keine hysterischen Warnungen oder aufdringlichen Korrekturen, sondern diskrete Unterstützung, die sich um alles kümmert.

Der G6: Realistische Reichweite und blitzschnelles Aufladen

Die wahre Demonstration der Stärke liegt jedoch woanders: bei der Reichweite und beim Aufladen. In der Performance-Version gibt der G6 510 WLTP-Kilometer an. Auf den deutschen Strassen unserer Testfahrt zwischen München und den Autobahnauffahrten ohne Beschränkungen lag der durchschnittliche Verbrauch bei etwas über 17 kWh/100 km, was einer tatsächlichen Reichweite von 470 km entspricht. So können Sie auch lange Fahrten sorgenfrei in Angriff nehmen.

Xpeng G6
Die 80-kWh-Batterie ermöglicht lange Fahrten und verkürzt das Aufladen auf ein Minimum.Bild: Xpeng

Und dann ist da noch das Aufladen. Xpeng gibt bis zu 451 kW in der Spitze an – bislang ein theoretischer Rekord, da es in der Schweiz noch keine Ladestation gibt, an der diese Leistung erreicht werden kann. Aber an einer 300-kW-Säule stellten wir fest, wie die Leistung auf 230 kW kletterte: 7 Minuten, um von 46 auf 76 % zu kommen und 150 km zurückzugewinnen. Im Klartext heisst das: ein Kaffee, ein Besuch auf der Toilette, und schon geht es weiter.

Demonstration des gesunden Menschenverstandes

Bleibt die Frage nach dem Preis, die oft entscheidend ist. Und auch hier trifft Xpeng genau ins Schwarze. Die Einstiegsversion mit Zweiradantrieb (296 PS, 525 km WLTP) kostet 47 600 Franken. Sie ist bereits reichlich ausgestattet, die einzigen Optionen sind Metallic-Lackierung (800.–) und Abschlepphaken (1190.–). Unsere Performance-Version mit Allradantrieb kostet 51 600 Franken oder 1000 mehr für die Black Edition mit ästhetischen Akzenten ... in Schwarz. Rationaler geht es nicht.

Xpeng G6
Schwarz ist schwarz, aussen wie innen.Bild: Xpeng

Xpeng G6 sticht Tesla Model Y aus

Der Vergleich lässt sich nicht vermeiden, da das G6 das Tesla Model Y nicht nur nachahmt, sondern auch dessen Schwächen ausgleicht: eine ansprechendere Optik, höherer Komfort, eine bessere Schalldämmung und schnelleres Aufladen.

Gegen ihn setzen die Neulinge in der Schweiz beim Zeekr 7X auf Design und beim BYD Sealion 7 auf Vielseitigkeit, während der Leapmotor C10 bei der Technologie auf der Stelle tritt. Die Europäer – allen voran Skoda Enyaq Coupé und VW ID.4/ID.5 – haben Mühe, das gleiche Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, ohne die Rechnung zu ruinieren. Der Xpeng G6 versucht also nicht, durch Provokation zu verführen, sondern durch Konsequenz. Er macht alles richtig, oft besser als die anderen, mit einer erstaunlichen Reife für eine hierzulande noch unbekannte Marke.

Über den Autor

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Bild: zvg
Jérôme Marchon ist...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Autofan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der Revue Automobile. Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.
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136 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
21.10.2025 10:08registriert März 2021
Liest sich wie ein Verkaufstext des Herstellers.

Zumal immer Skepsis angebracht ist, wenn nur lobende Worte gewählt werden.

Don't believe the hype
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Nony
21.10.2025 10:22registriert Februar 2019
Toll. Man hypt das nächste Chinamobil, das hochsubventioniert auf unsere Strassen zu rollen kommt. Und morgen wird dann wieder darüber gejammert, dass China ein autokratisches Regime ist, die Menschenrechte missachtet, die europäischen Märkte zerstören will ... ... ....
13124
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Xicotencatl Axayacatl
21.10.2025 11:18registriert August 2024
Man kann es nicht genug sagen: Diese Autos sind Spitzel mit Kameras, Mikrofonen, Sensoren, Chips, und Kartendaten, die alles aufnehmen und auf Server in einem Land schicken, das uns feindlich gesonnen ist und mit Putin unter einer Decke steckt. Sie haben in Europa nichts zu suchen, zumal sie durch staatliche Subventionen einen unfairen Wettbewerbsvorteil geniessen.
Diese unkritische Lobhudelei hier ist daneben. Setz' einem Autojournalisten ein übertechnisiertes Monstrum von einem SUV vor die Nase und schon hat er Herzen in den Augen. Peinlich!
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