Etwas Schwimmendes lag in seinem Blick und sein Hals bog sich eigentümlich nach links, sodass er seinen Kopf ein wenig schräg hielt, was viele seiner Freunde und Nachfolger nachzuahmen versuchten.
Doch Alexander liess sich nicht kopieren. Nicht seine fast schon schamlose Schönheit und am allerwenigsten der berauschende Duft seiner Haut. In seinem Körper wallten feurige Säfte, die jenen unvergleichlichen Wohlgeruch hervorbrachten, ebenso wie der heissen Erde die edelsten Gewürze entspringen.
Und um nicht allzu lange staunend an der Schale zu verweilen, lasst uns nun ins Innere dieses Mannes vordringen, dorthinein, wo sein unbändiger Tatendrang wohnt, bereits wild gegen die Tür trommelnd, fast schon flehend, endlich herausgelassen zu werden und zu erfüllen, wozu er geboren worden war.
Doch noch war nicht die Zeit dazu. Noch war sein Vater Philipp II. der makedonische König und kämpfte als solcher tüchtig dafür, die Griechen hinter sich zu versammeln, um gemeinsam mit ihnen gegen die Perser zu ziehen.
Alexander aber wollte kein grosses Erbe. Schon als Junge fürchtete er gar, sein Vater hinterliesse ihm so viel, dass nichts mehr für ihn übrig bliebe, worin er sich aus eigener Kraft würde bewähren können.
Eines Tages nun bot man Philipp ein besonders wildes Pferd zum Kauf an. Bukephalos – der Ochsenköpfige – hiess das schöne Tier, das niemanden auf seinem Rücken duldete. Jeden, der es versuchte, warf es ab. Und als der König schon im Begriffe war, das umzähmbare Ross fortführen zu lassen, forderte der kleine Alexander einen Versuch.
Das Gelächter der Männer erstarb augenblicklich, als sie sahen, wie der Thronfolger Bukephalos mit den Zügeln gegen die Sonne wendete, ihn tätschelte und sodann aufsprang. Alexander hatte beobachtet, dass das Pferd scheute, sobald es seinen Schatten vor sich fallen sah. Oben sitzend, wartete er, spürte, wie jeder Muskel des Tieres sich anspannte, wie sein ganzer Körper zu beben anfing und schier zu platzen drohte von so viel angestautem Eifer. Als es sich aufbäumte, liess Alexander die Zügel nach – und galoppierte davon.
Die Freude darüber trieb dem Vater die Tränen in die Augen. Mit folgenden Worten richtete er sich nun an Alexander:
Er sollte recht behalten. Alexander würde sich in einem zehnjährigen Feldzug das riesige Persien unterwerfen, das fast die ganze bekannte Welt umspannte. Es schien, als würde sich dieser kühne und ehrbegierige Mann nicht nur seine Feinde untertan machen, sondern ebenso über Raum und Zeit herrschen.
Mit 30'000 Fusssoldaten und 4000 Reitern überschritt er im Jahre 334 v. Chr. den Hellespont. Die Mittel für ein so mächtiges Heer waren knapp und so vergab er den Männern fast all seine königlichen Güter. Als sein General Perdikkas fragte, was er denn für sich übrig behalte, antwortete Alexander: «Die Hoffnung.»
Wahrlich gelang es nie, Alexander mit Reichtümern zu verführen. Auch als seine Macht ins Unermessliche wuchs und er aus den eroberten Städten unzählige Schätze fortschleppte, erlag sein Herz nicht dem Luxus. Niemals liess sich dieser eherne Wille versklaven, nicht durch Wein oder gutes Essen, nicht durch Schmeicheleien oder Beteuerungen seiner göttlichen Herkunft. Er fiel nicht der eigenen Verblendung anheim, vielmehr gab er sich den Barbaren aus taktischen Gründen als einen weit über den Menschen stehenden Herrscher aus.
In Wahrheit war ihm seine Sterblichkeit stets bewusst geblieben. Er erkannte sie am Schlaf und besonders an der Liebe, denn Ermüdung und Genuss entsprängen dem Quell menschlicher Schwäche, pflegte er zu sagen.
Und so reagierte er auch mit rasendem Zorn, als ihm ein gewisser Theodoros von Tarent einmal zwei ausserordentlich schöne Knaben für das königliche Liebespiel anbot. Solcherlei Taten machte sich der grosse Alexander nicht schuldig.
Selbst als er Dareios und seinem 600'000 Mann starken Heer bei Issos so hohe Verluste beifügte, dass der Perserkönig vom Schlachtfeld floh, ersparte er diesem die grösste aller Demütigungen.
Alexander hatte nämlich Dareios' Frau und dessen zwei jungfräuliche Töchter gefangen gesetzt. Voller Furcht und Entsetzen weinten sie nun ihrem schrecklich geglaubten Schicksal entgegen. Doch Alexander liess ausrichten, dass ihnen weiterhin alles zu Gebote stünde, dessen sie sich vor ihrer Gefangenschaft gewürdigt sahen.
Er raubte keiner dieser Frauen die Ehre. Mochten sie noch so schön sein – und daran bestand kein Zweifel – er, der bald über die gesamte bewohnte Erde gebieten würde, vergass niemals die wichtigste aller Herrschaften; diejenige über sich selbst.
Nur ein ganz besonders reizvolles Angebot vermochte auch er nicht auszuschlagen. Vielleicht lag es daran, dass ihm die Vorstellung allzu sehr gefiel, einen Nachkommen zu zeugen, der alle anderen Sterblichen an Vorzüglichkeit überträfe. Vielleicht war es aber allein die strahlende Schönheit jener geheimnisvollen Amazonenkönigin, die selbst Alexanders Blick seiner gewohnt kontrollierten Richtung beraubte, ihn schmählich starren liess, bis da nichts mehr war als bares Begehren.
Nachdem Alexander Ägypten erobert hatte – wo er eine bedeutend werdende Stadt nach seinem Namen gründete –, nachdem er sich Syrien geholt und ungehindert ins reiche Babylonien eingezogen war, das Reiterheer der Skythen zurückgeschlagen hatte und ihnen trotz Pfeilschuss-Verletzung am Schienbein und üblem Durchfallleiden noch hundert Stadien weit hinterhergejagt war, rastete er am Flusse Jaxartes.
Dorthin nun begab sich Thalestris mit 300 ihrer besten Kriegerinnen. Sie war die Herrscherin über das kaukasische Gebiet zwischen den Flüssen Thermodon und Phasis, die Königin der Amazonen. Sie sass auf einem weissen Pferd und war in eine langärmlige Tunika gehüllt, die mit einem goldenen Gürtel an der Hüfte zusammengebunden war, dazu trug sie einen Reitrock, Lederstiefel und einen Umhang aus Leopardenfell. An ihrer Seite hing ein Dolch, ein mit Pfeilen gefüllter Köcher und Bogen waren auf ihren Rücken gebunden.
Niemand im Heer des grossen Alexanders hatte je eine Frau in solch merkwürdiger Kleidung gesehen. Und noch mehr staunten sie über Thalestris' Ansinnen, das sie nun Alexander vortrug. Die Nachricht von seinen Eroberungen habe sie erreicht, sagte sie, nachdem sie vom Pferd gestiegen war. So sei Alexander zum grössten aller Männer geworden, während sie allen Frauen an Stärke und Mut überlegen sei. Sie begehre deshalb, ein Kind von ihm zu bekommen.
Alexander liess sich nicht lange bitten und führte die Amazone in sein Zelt, das die beiden für die folgenden 13 Tage und Nächte nicht mehr verliessen. Niemand durfte sie in dieser Zeit stören, die Männer vernahmen nur immer wieder grinsend stürmische Laute der Lust.
Erst als Thalestris sicher spürte, dass sie schwanger war, verliess sie die gemeinsame Bettstätte. Alles, was sie hinterliess, war ihr Duft in den schweissdurchtränkten Kissen und das Versprechen, zurückzukehren, falls sie einen Sohn zur Welt bringen würde. Ein Mädchen aber würde sie gemäss den Gesetzen ihres Frauenvolkes behalten und zu einer Kriegerin erziehen.
Thalestris kam nicht wieder. Und Alexander widmete sich schnell wieder den Grenzen seines Herrschaftsgebiets, die er noch weiter auszudehnen gedachte. Persien war ihm noch nicht genug. Dahinter lag Indien, ein Land, in dessen Ecken noch kein Grieche jemals vorgedrungen war. Es gab für jenen Vorstoss keinerlei militärischen Grund, es schien viel eher so, als wolle Alexander Krieg um des Krieges willen führen. Als lauerte hinter den ganzen Eroberungen das Nichts auf ihn, als bestünde sein ganzes Dasein allein aus dem reinen, sich fortwährenden Bewähren im Kampfe.
Und so hinterliess er am Ende seines kurzen Lebens ein Reich, das er mit seinen letzten fiebrigen Worten «dem Besten» hinterlassen wollte. Doch nur ein Mann seines Formats vermochte ein solches Ungetüm zu erschaffen – und nur er hätte es regieren können.
Nun aber bekriegten sich die Hinterbliebenen gegenseitig, seine Mutter, seine Frau, seine Schwester, seine Halbschwester, sein Halbbruder und seine beiden Söhne fanden einen gewaltsamen Tod, während sich seine Feldherren in den viel zu grossen Fussstapfen ihres toten Freundes um die Herrschaft prügelten.
Keiner von ihnen war stark genug. Keiner war ein zweiter Alexander. Und so wie sein Leichnam unter der Honigschicht allmählich zerfiel, so zerfiel auch sein Reich.
Einzig zwischen den Flüssen Phasis und Thermodon mochte noch ein lebendiger Teil von ihm mit Pfeil und Bogen durch die kaukasische Steppe preschen.
Im Spiegel hat eine Berufskollegin von Ihnen aber mal geschrieben wie eine Ärcheologin sich auf die Spur seltsamer Texte auf Griechischen Amphoren machte.
Zu sehen waren Amazonen bei der Jagt aber der Griechische Text war Nonsens.
Nach langem suchen fand sie heraus das die Sprache stark dem Altossetisch glich, im Raum Georgien lebten ja die Skytten und Sarmanten ja. In Altossetisch hiess die eine Amazone der anderen die Hunde zur Jagt zu holen.
Würde heissen die Griechen wussten wo die Amazonen leben.
Link folgt...
Dass der gute Alexander 13 Tage und Nächte lang in seinem Zelt den Reizen der Thalestris verfiel, kann ich nach einem Aufenthalt im heutigen Dagestan sehr gut nachempfinden............