Uri Geller lief ahnungslos in die Falle. 1973 trat der Löffelbieger in der «Tonight Show» auf – doch statt nur harmlose Fragen zu stellen, präsentierte ihm der Moderator Johnny Carson eine Reihe von Gegenständen, an denen Geller seine vermeintlichen übersinnlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen sollte. Geller druckste herum – und gab auf. Schuld am Debakel des selbsternannten Mentalisten war ein Mann, der sich selbst bestens mit Zaubertricks auskennt: James Randi.
«The Amazing Randi», wie der Magier und Entfesselungskünstler sich während seiner aktiven Zauberkarriere nannte, hatte Carsons Team vor dem Auftritt Gellers hinter den Kulissen instruiert. Geller, so hatte Randi erklärt, dürfe keine der Utensilien, mit denen er im Studio zu tun haben würde, zuvor in die Hände bekommen. Prompt liessen Gellers «Kräfte» ihn im Stich.
Der denkwürdige TV-Auftritt begründete eine Feindschaft zwischen Geller und Randi, die noch heute anhält und in mehreren Gerichtsverfahren gipfelte – die Geller allesamt verlor. Nach Gellers Pleite in der «Tonight Show» stellte Randi seine Expertise als Magier in den Dienst der Entlarvung von Zauberkünstlern, Scharlatanen und Quacksalbern.
Dabei hat Randi nichts gegen Zauberkünstler an sich. Sein Furor richtet sich einzig gegen jene Vertreter der Zunft, die wie Geller behaupten, sie verfügten tatsächlich über übersinnliche Fähigkeiten. Wie eines von Randis bekanntesten «Opfer», der Fernsehprediger Peter Popoff. Popoff trat in den 80er Jahren in grossen Hallen auf und «heilte» willkürlich ausgewählte Leute aus dem Publikum von ihren Krankheiten.
Randi entlarvte den Wunderheiler, als er ihm nachwies, dass er seine Informationen über diese Leute und ihre Gebrechen nicht etwa von Gott erhielt, sondern von seiner Frau über einen Funkempfänger im Ohr. Zusammen mit einem Radiotechniker gelang es Randi, die Nachrichten über einen Funkscanner abzuhören. Damit war Popoff erledigt.
Randi, 1928 in Kanada als Randall James Zwinge geboren, trat bereits als Teenager als Gedankenleser auf. Er erkannte damals schon, dass manche Leute bei Zaubervorführungen partout übersinnliche Kräfte am Werk sehen wollen – eine Steilvorlage für skrupellose Scharlatane, die von der Leichtgläubigkeit des Publikums leben. Gerade Zauberkünstler mit ihrem Insiderwissen waren deshalb in Randis Augen besonders geeignet, solche Machenschaften zu entlarven.
In seiner ersten Karriere als Entfesselungskünstler – er liess sich beispielsweise gefesselt in Swimming Pools versenken oder in einer Zwangsjacke über den Niagara-Fällen aufhängen – war Randi durchaus erfolgreich. Es gelang ihm, mehrere Rekorde seines Vorbilds Harry Houdini zu brechen. Doch berühmt wurde Randi – Ironie der Geschichte – erst durch Uri Geller. Die Pleite des Löffelbiegers in der «Tonight Show» verhalf Randi zu Prominenz, während Gellers Karriere davon kaum Schaden nahm.
Mit der Zeit wurde der Ex-Magier mit dem weissen Rauschebart zu einer Ikone der Skeptikerbewegung, die sich die Aufklärung über aussersinnliche Wahrnehmungen, Wunderheilungen Aberglauben und dergleichen auf die Fahnen geschrieben hat. 2014 wurde sein Leben unter dem Titel «An Honest Liar» («Ein ehrlicher Lügner») verfilmt. Die «New York Times» nannte ihn «den am meisten gefeierten lebenden Aufklärer». Und der «Guardian»-Kolumnist Chris French schrieb über Randi:
Randi förderte die Anliegen der Skeptikerbewegung mit spektakulären Stunts – so führte er vor laufender Kamera mit blossen Händen eine vermeintlich blutige Operation durch, um Wunderheiler aus den Philippinen blosszustellen, die solche «Operationen» mit dem Anspruch vorgenommen hatten, tatsächlich Gewebe ohne Narkose entnommen zu haben.
Den Kampf gegen den Obskurantismus führte Randi aber auch auf dem Gebiet der Institutionen: Er war Gründungsmitglied des CSICOP (Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal), heute Committee for Skeptical Inquiry (CSI). Später trat er jedoch aus dem Verein aus; er befürchtete, diesem könnten seine ständigen Rechtsstreitigkeiten mit Geller schaden.
Dafür gründete er dann 1996 die James Randi Educational Foundation (JREF), die vor allem wegen ihres Preisgelds von einer Million Dollar Aufsehen erregte. Diese Summe sollte derjenige erhalten, der unter kontrollierten Bedingungen eine paranormale Fähigkeit unter Beweis zu stellen vermochte, für die es keine rationale Erklärung gibt. Bis 2015, als die «Eine-Million-Dollar-Herausforderung» mit Randis Rückzug ins Privatleben eingestellt wurde, konnte niemand den Preis gewinnen.
Wie Richard Dawkins, dessen Wegbereiter er in gewisser Hinsicht gewesen ist, hat James Randi mehrere Bücher veröffentlicht, in denen er paranormale Irrtümer an den Pranger stellt. In seinem zuweilen missionarischen Eifer hat Randi allerdings nicht immer Augenmass bewiesen. So bezeichnete der britische Biologe Rupert Sheldrake Randi als Lügner.
Sheldrake hatte umstrittene Forschungen zu Hunden gemacht, die im Voraus zu wissen schienen, wann ihr Herrchen nachhause kam. Randi sagte dazu: «Wir haben diese Behauptungen bei der JREF geprüft. Sie treffen nicht zu.» Als Sheldrake die entsprechenden Testdaten verlangte, konnte Randi sie ihm nicht zur Verfügung stellen und entschuldigte sich per Mail bei ihm – nur um ihn später öffentlich erneut anzugreifen.
Kritik erntete Randi auch mit seinen mitleidlosen Bemerkungen über Drogenkonsumenten. Der Skeptiker, der nach eigenem Bekunden nie geraucht, nie Alkohol getrunken oder sonstige Drogen eingeworfen hat, weil er «niemals die Verbindung zur Realität verlieren» wollte, sprach sich für die komplette Legalisierung des Drogenkonsums aus – aber nicht etwa wegen liberaler Grundsätze, sondern weil der ungehinderte Konsum die Drogenabhängigen umbringen würde.
Jene, die Drogen nehmen möchten, würden dies dann einfach tun und daran sterben, und bei allem Gejammer über die armen Opfer handle es sich seiner Ansicht nach nur um Krokodilstränen, bemerkte Randi. Später entschuldigte er sich für seine Äusserungen und räumte ein, er spreche manchmal über Dinge, von denen er nicht viel verstehe.
Dabei gehört Randi doch selbst zu einer lange verfolgten Minderheit: Mit 85 Jahren outetet er sich als homosexuell. Und nicht genug damit: Bei den Dreharbeiten zum Film «An Honest Liar» stellte sich heraus, dass José Alvarez, sein Lebenspartner seit einem Vierteljahrhundert, sich unter falscher Identität in den USA aufhielt.
Doch Randis zahlreiche Fans nahmen dies ihrem Idol nicht übel – diesem humorvollen alten Herrn, der schon mal publikumswirksam auf der Bühne eine «letale Überdosis» eines homöopathischen Schlafmittels einnimmt, um die Wirkungslosigkeit dieser Art Medizin drastisch vorzuführen, kann man einfach nicht böse sein.
Ich sage nicht, dass es das alles nicht geben kann. Jedoch konnte das "Preisgeld" noch niemand abstauben...