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Weihnachten 2025: Die Geschichte des Glühweins

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Weihnachtszeit ist Glühweinzeit. Bild: shutterstock

Die Geschichte des Glühweins: Vom gewürzten Römerwein zum modernen Weihnachtsmarkt-Getränk

Glühwein gehört zur kalten Winterzeit wie Weihnachten. Seit wann es das heisse Getränk eigentlich gibt – und wer es erfunden hat –, ist freilich nicht völlig klar. Sicher ist aber, dass Vorläufer des Glühweins bereits in der Antike existierten.
18.12.2025, 11:1118.12.2025, 11:11

Der Vorläufer: Conditum paradoxum

Die Römer, die den Wein in unsere Gefilde brachten, tranken den Rebensaft nicht unverdünnt. Und sie liebten es, den damals eher sauren Wein anzureichern, etwa mit Honig – was den sogenannten Mulsum ergab. Daneben verwendeten sie auch Gewürze wie Sternanis, Zimt und Lorbeer, um den Wein haltbarer zu machen. Dieser Gewürzwein wurde allerdings in der Regel nicht heiss genossen, sondern in Zimmertemperatur gereicht, so dass man hier streng genommen nicht von Glühwein sprechen kann. Immerhin wurde Mulsum bisweilen erwärmt getrunken; dies galt als Mittel gegen Durchfall.

Ein verfeinerter Mulsum, dessen Rezept im berühmten Kochbuch aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. des Feinschmeckers Apicius – De re coquiniaria – erwähnt wird, kommt unserem Glühwein recht nahe: Bei diesem Conditum paradoxum genannten Getränk wurde Honig mit etwas Wein eingekocht und mit Pfeffer, Lorbeerblättern, Safran und Datteln gewürzt. Da solche exquisiten Gewürze für die breite Masse zu teuer waren, blieb das Conditum paradoxum einer wohlhabenden Oberschicht vorbehalten.

Conditum paradoxum - Ancient red wine from Apicius
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Conditum_paradoxum_-_Ancient_red_wine_from_Apicius_(16822363595).jpg
Wein mit Honig und exquisiten Gewürzen: Conditum paradoxum. Bild: Wikimedia

Das Conditum paradoxum dürfte auf ein älteres und etwas einfacheres altgriechisches Rezept zurückgehen. Die ältesten Wurzeln des Glühweins wären damit wohl im antiken Griechenland zu finden.

Originalrezept des Apicius aus dem Kochbuch De re coquinaria
Conditi paradoxi compositio: mellis pondo XV in aeneum vas mittuntur, praemissis vini sextariis duobus, ut in coctura mellis vinum decoquas. quod igni lento et aridis lignis calefactum, commotum ferula dum coquitur, si effervere coeperit, vini rore compescitur , praeter quod subtracto igni in se redit. cum perfrixerit, rursus accenditur. hoc secundo ac tertio fiet, ac tum demum remotum a foco post pridie despumatur. tum ‹mittes› piperis uncias IV iam triti, masticis scripulos III, folii et croci dragmae singulae, dactilorum ossibus torridis quinque, isdemque dactilis vino mollitis, intercedente prius suffusione vini de suo modo ac numero, ut tritura lenis habeatur. his omnibus paratis supermittis vini lenis sextaria XVIII. carbones perfecto aderunt [duo milia].
15 Sextarien Honig (8 Liter) werden in ein metallenes Gefäss getan, in welches man zuvor 2 Sextarien (1 Liter) Wein gegossen hat: Bei langsamem Feuer wird die Mischung unter ständigem Rühren mit einem Rutenbesen aufgekocht; sobald es zu sieden anfängt, wird es mit einem Guss kaltem Wein abgeschreckt, und zum Erkalten vom Feuer genommen, dies wird zwei bis dreimal wiederholt, dann wird es am nächsten Tag zum Feuer gesetzt und abgeschäumt. Als dann werden 4 Unzen (110 Gramm) geriebenen Pfeffer, 3 Scrupulos Mastix (3,5 Gramm Pistazienharz), je eine Drachme (3,4 Gramm) Lavendel und Safran, 5 Drachmen (17 Gramm) geröstete Dattelkerne, deren Früchte man zuvor mit Wein angefeuchtet hat. Dazu kommt noch soviel Wein als nötig ist, die Mischung (tritura = das Geriebene) dünn zu machen. Wenn dies alles soweit fertig ist, fügt man 18 Sextarien (10 Liter) leichten Wein hinzu. Nun werden glühende Kohlen zugesetzt, falls es bitter geworden ist.Quelle: gluehwein.ch

Gewürzte Weine im Mittelalter

Nach dem Untergang des Weströmischen Reichs ist die Quellenlage in Westeuropa für Jahrhunderte notorisch düster, und dies gilt auch für den Wein. Man kann allerdings davon ausgehen, dass die Weine wegen ihrer allgemein niedrigen Qualität weiterhin stark gewürzt wurden. Kalter gewürzter Wein galt dank seiner ätherischen Öle als Allheilmittel.

Im ausgehenden Mittelalter und in der Renaissance erfreute sich der sogenannte Hypocras in ganz Europa grosser Beliebtheit. Es handelte sich um einen stark gewürzten, meist roten Wein, der kalt oder auch warm getrunken wurde. Er gilt als direkter Vorgänger des modernen Glühweins, dem er in den Zutaten – typisch waren Zimt, Nelken, Ingwer, Kardamom, Muskatnuss und reichlich Zucker oder Honig – und im Geschmack vermutlich recht nahe kam.

Herstellung und Verkostung von Hypocras im Mittelalter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hypocras#/media/Datei:Ypocras.jpg
Herstellung von Hypocras.Bild: Wikimedia

Hypocras ähnelte einem Dessertwein und wurde denn auch häufig am Ende eines Festmahls serviert, um die Verdauung anzuregen. Die weisse Variante des Hypocras hiess lûtertranc oder claret. Dieser besonders in Frankreich weit verbreitete, leicht gewürzte Weisswein wurde kalt getrunken und war eher ein Tafelgetränk als ein Dessertwein.

In der frühen Neuzeit begann man in den kälteren Klimazonen damit, den Wein im Winter zu erwärmen, etwa durch Zugabe von heissen Steinen oder erhitzten Schürhaken. In diesen frühen Glühweinen wurden oft die gleichen Gewürze verwendet, die auch in den altüberlieferten Lebkuchenrezepten zu finden sind, beispielsweise Anis, Kardamomen, Macisblüten, Muskat, Nelken, Orangen- und Zitronenschalen, Piment und Zimt.

Diesen Getränken schrieb man auch heilende Wirkung zu: Im 1580 erschienen Arzneibuch des Arztes Hieronymus Bock steht, der Kräuterwein helfe «wider das Wehtun der Brust, treibt die verhaltene Mondzeit (Menstruation) der Frauen und vertreibt die Schrecken, wovon der Harn schmerzlich gefangen wird.» Zudem sei er gut gegen «feuchten Magen», vulgo: Durchfall.

Hieronymus Bock.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hieronymus_Bock#/media/Datei:Bock.png
Kräuterwein gegen «feuchten Magen»: Hieronymus Bock. Bild: Wikimedia

Das älteste erhaltene deutsche Glühwein-Rezept

Das älteste deutsche Glühwein-Rezept, das noch erhalten ist, stammt aus dem Jahr 1843. Es fand sich im Sächsischen Staatsarchiv in einer Rezeptsammlung im Nachlass von August Josef Ludwig von Wackerbarth, einer schillernden Figur. Sein Weingut, Schloss Wackerbarth, existiert heute noch.

Garden of Wackerbarth castle, DRESDEN, GERMANY - August 23, 2020: Wackerbarth Castle, is a baroque castle surrounded by vineyards in the district of Radebeul which serves as the seat of the Saxon Stat ...
Schloss Wackerbarth. Bild: www.imago-images.de
Glühweinrezept von August Josef Ludwig von Wackerbarth
Pro Kanne (knapp ein Liter) vier Loth (ein Loth entsprach in Sachsen knapp 15 Gramm) Zimt, zwei Loth Ingwer, ein Loth Anis, ein Loth Granatapfel, ein Loth Muskatnüsse, ein Loth Kardamom sowie ein Gran (heute rund 60 Milligramm) Safran, gesüsst mit Zucker oder Honig.

Achtung: Diese Rezeptangaben sind gesundheitsgefährdend, weil die Mengenangaben der Gewürze sehr hoch sind. Allein Muskatnuss kann in hohen Dosen etwa ab fünf Gramm unter anderem zu Bewusstseinsstörungen, Herzrasen und Halluzinationen führen.
Quelle: Wikipedia

Das Wackerbarthsche Glühwein-Rezept bedeutet jedoch nicht, dass der Glühwein in Sachsen erfunden wurde. Das Deutsche Weininstitut in Mainz verweist darauf, dass die Schweden schon im 16. Jahrhundert unter König Gustav Wasa dem warmen Wein die heute charakteristischen Gewürze beimischten. Dieses gewürzte Heissgetränk ist heute unter der Bezeichnung Glögg weltweit bekannt. Möglicherweise verdankten die Schweden den Glühwein aber tatsächlich den Deutschen: Gustav Wasas Gemahlin Katharina von Sachsen-Lauenburg kam aus Sachsen.

Der moderne Glühwein

Den heute omnipräsenten kommerziellen Glühwein – ein in Flaschen abgefülltes, fertiges Produkt – gibt es erst seit 1956. Damals füllte Rudolf Kunzmann in seiner Kellerei in Augsburg erstmals mit Zucker und Gewürzen versetzten Wein in Flaschen ab und verkaufte ihn als Glühwein. Beleg dafür ist ein erhalten gebliebener Bussgeldbescheid des Marktamts der Stadt Augsburg – Zucker im Wein war damals gemäss Weinrecht eine verbotene Zutat. Erst später wurde das Weinrecht geändert und der Glühwein damit legalisiert.

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Heute ist Glühwein fester Bestandteil aller Weihnachtsmärkte.Bild: www.imago-images.de

Der fertig abgefüllte Glühwein zu erschwinglichen Preisen erwies sich als Verkaufsschlager, denn nun musste man sich das populäre Heissgetränk nicht mehr mit aufwändig selbst besorgten Gewürzen zusammenmischen. Schnell eroberte der Glühwein die Weihnachtsmärkte, von denen er nicht mehr wegzudenken ist. Heute gibt es zahllose Varianten mit rotem oder weissem Wein oder auch alkoholfreiem Basisgetränk.

Glühwein in aller Welt

Das beliebte Heissgetränk gibt es nicht nur in den deutschsprachigen Ländern. In unterschiedlichen Varianten, oft mit regional angepassten Zutaten, gibt es Glühwein auch in Skandinavien, wo er wie erwähnt «Glögg» heisst. In Frankreich trinkt man «Vin Chaud», in England «Mulled Wine», in Spanien «Vino caliente» und in Kroatien «Kuhano Vino». Das Grundprinzip des Glühweins – gewürzter, erhitzter Wein – bleibt dabei immer gleich, wobei mitunter noch weitere Zutaten hinzukommen, beispielsweise beim Glögg, der noch zusätzlich Schnaps enthält, etwa Korn oder Wodka.

Glögg in einem Duty-Free-Shop.
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141433360
Glögg in einem Duty-Free-Shop.Bild: Wikimedia/AleWi

(dhr)

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Video: watson/Aya Baalbaki
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