Der Glaube an Geister ist so alt wie die Menschheit selbst. Schliesslich wissen wir bis heute nicht, was mit unseren Seelen nach dem Tod geschieht – geschweige denn, ob wir überhaupt eine haben. Aber wenigstens fallen heute nur noch die Wenigsten auf (schlecht gemachte) Geisterfotografien herein. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sah das noch ganz anders aus.
Ausgerechnet Sir Arthur Conan Doyle, der mit seinen «Sherlock Holmes»-Romanen der Überlegenheit kühler Logik ein literarisches Denkmal gesetzt hatte, war ein feuriger Verfechter des Spiritismus. Er glaubte an Geister und an Geisterfotografie und an Menschen mit speziellen Verbindungen zum Jenseits. Diese «Medien» mochten ihn dann auch glauben machen, dass sein im ersten Weltkrieg gefallener Sohn sich als Geist zurück in seine Welt geschlichen hätte. Und so hockte er – von der Existenz übersinnlicher Phänomene restlos überzeugt – bis zu seinem Tod im Jahr 1930 im «Psychic Bookstore», seiner okkultistischen Bibliothek.
Die falschen Grüsse aus dem Jenseits
Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1889: Die beiden Herren fürchten sich auf sehr theatrale Weise vor dem Phantom. Bild: cultureandcommunication via spiegel
Die Fotografie war Mitte des 19. Jahrhunderts noch immer ein zauberhaftes Medium, behaftet mit dem Nimbus des Übernatürlichen. An den Vernunftglauben gefesselt, hofften die Menschen, die fotografische Linse sehe und speichere vielleicht mehr von der Welt. Mache vielleicht sogar das sichtbar, was man mit dem blossen Auge nicht erschauen kann: die Seelen der Verstorbenen, Geister und übernatürliche Wesen. Die Spiritisten beschwörten also eifrig alle Arten von Gespenstern, und die Geisterfotografen lichteten ab, was da anscheinend aus dem Jenseits herauf gekrabbelt kam.
Der Markt war günstig, man konnte viel Geld mit einfachen Methoden machen: Ein bisschen Mehrfachbelichtung hier, ein bisschen Nachbearbeitung da – oder man warf dem Foto-Assistenten einfach ein Laken über den Kopf.
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Falsche Geisterfotos
Der Bostoner Hobby-Fotograf William H. Mumler schoss 1871 das erste «Geisterfoto». Und er hatte Erfolg damit. Bald fingen Fotografen auf der ganzen Welt an, seine Idee zu kopieren, um damit die gutgläubigen Menschen abzuzocken. Die unheimlichen Bilder wurden alle während der Séancen gemacht, also da, wo man die Geister der Verstorbenen kontaktierte. bild: cultureandcommunication via spiegel ... Mehr lesen
Ektoplasma: Das Material, aus dem die Geister sind
Das Medium Mary Marshall während einer ihrer Séancen: Ektoplasma entströmt ihrem Mund. bild: psychictruth
Den Begriff Ektoplasma kennt man aus den «Ghostbusters»-Filmen. Ursprünglich wurde er vom französischen Mediziner Charles Richet in die Parapsychologie eingeführt und sollte eine Substanz bezeichnen, die den Medien bei ihren Geister-Sitzungen aus den Körperöffnungen strömt. Ein grau-weisses Etwas, das mehrere Meter lang werden konnte und sich schliesslich zu einem ganzen, sich selbstständig bewegenden Wesen auswachsen konnte – einem Phantom.
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Ektoplasma
Margery Crandon war eine kanadisch-amerikanische Geisterbeschwörerin. Die Aufnahme (1924) zeigt, wie ihr Ektoplasma aus dem Ohr «fliesst». An dieses «Materialisations-Phänomen» glaubten zumindest die Spiritisten der 20er-Jahre. Margery galt als Medium und wurde auch von Sir Arthur Conan Doyle verehrt. Der Entfesslungskünstler Harry Houdini hingegen versuchte, sie als Betrügerin zu entlarven, was ihm auch gelang. Der Glaube an Margerys Fähigkeiten blieb bei den Spiritismus-Anhängern, vor allem den männlichen, dennoch ungebrochen. Manche munkeln, es habe an ihrem Kimono gelegen – das einzige Kleidungsstück, das die attraktive Frau an ihren Séancen trug. ... Mehr lesen
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