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Vera Rubin: Revolutionäres Teleskop enthüllt erstes Himmelsbild

Das erste Bild des Vera Rubin-Teleskops zeigt den Trifid- und den Lagunennebel in atemberaubender Detailliertheit
Das erste Bild des Vera-Rubin-Teleskops zeigt den Trifid- und den Lagunennebel in grosser Detailtreue.Bild: NSF-DOE Vera C. Rubin Observatorium

Revolutionäres Teleskop enthüllt erstes Himmelsbild

Mit einem leistungsstarken neuen Teleskop in Chile konnten detaillierte Bilder des Universums hergestellt werden. Die ersten Bilder wurden nun veröffentlicht.
23.06.2025, 10:5223.06.2025, 14:54
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Das Vera C. Rubin-Observatorium, Heimat des leistungsstärksten Teleskops der Welt, ermöglicht nun einen tieferen Blick ins Universum. Auf einem Bild wirbeln riesige, bunte Gas- und Staubwolken in einer Sternentstehungsregion 9000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Wenn es in unserem Sonnensystem einen neunten Planeten gebe, würde dieses Teleskop ihn laut Wissenschaftlern bereits im ersten Jahr seines Bestehens finden.

Es soll Killer-Asteroiden in unmittelbarer Nähe der Erde aufspüren und die Milchstrasse kartieren. Ausserdem soll es wichtige Fragen zur Dunklen Materie beantworten, aus dieser Substanz besteht unser Universum nämlich grösstenteils.

Dieser einmalige Moment für die Astronomie sei der Beginn einer zehnjährigen kontinuierlichen Filmaufzeichnung des südlichen Nachthimmels, schreibt BBC. «Ich persönlich habe etwa 25 Jahre auf diesen Punkt hingearbeitet. Seit Jahrzehnten wollten wir diese phänomenale Einrichtung bauen und diese Art von Untersuchung durchführen», sagt Professorin Catherine Heymans, die auch den Ehrentitel «Astronomer Royal for Scotland» trägt. Das Rubin-Observatorium könnte die Zahl der bekannten Objekte in unserem Sonnensystem verzehnfachen.

Perfekte geografische Bedingungen

Das Vera Rubin-Observatorium befindet sich auf dem Cerro Pachón, einem Berg in den chilenischen Anden. Auf diesem Gelände sind mehrere Observatorien stationiert, die der Weltraumforschung dienen. Der Ort ist wegen seiner Höhe, Trockenheit und Dunkelheit perfekt, um die Sterne zu beobachten.

Rubin Observatorium
Rubin-Observatorium und das Rubin-Hilfsteleskop auf dem Cerro Pachón in Chile.Bild: Rubinobservatory

Im Inneren des Observatoriums ist es nicht anders. Eine ganze technische Einheit ist damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass die Kuppel, die das Teleskop umgibt und sich zum Nachthimmel hin öffnet, dunkel ist. Dazu werden fehlerhafte LEDs oder andere Streulichter ausgeschaltet, die das astronomische Licht stören könnten, das sie vom Nachthimmel einfangen.

Zur Navigation sei das Sternenlicht «ausreichend», erklärt die beauftragte Wissenschaftlerin Elana Urbach gegenüber BBC. Eines der grossen Ziele des Observatoriums, fügt sie hinzu, sei es, «die Geschichte des Universums zu verstehen», was bedeute, dass man in der Lage sein müsse, schwache Galaxien oder Supernova-Explosionen zu sehen, die «vor Milliarden von Jahren» stattfanden. «Wir brauchen also wirklich sehr scharfe Bilder», sagt Urbach.

Diese werden durch das einzigartige Dreispiegeldesign erreicht. Licht gelangt vom Nachthimmel in das Teleskop, trifft auf den Hauptspiegel, wird auf den Sekundärspiegel und zurück auf einen dritten Spiegel reflektiert, bevor es in die Kamera gelangt. Die Spiegel müssen in einwandfreiem Zustand gehalten werden. Schon ein Staubkorn kann die Bildqualität beeinträchtigen. Durch die hohe Reflektivität und Geschwindigkeit kann das Teleskop viel Licht einfangen, was wichtig ist, um Dinge aus grosser Entfernung zu beobachten, was in der Astronomie bedeutet, dass sie aus früheren Zeiten stammen.

Ein riesiger Galaxienhaufen, darunter Spiralgalaxien im riesigen Virgo-Haufen, der etwa 100 Milliarden Mal so groß ist wie die Milchstraße.
Ein riesiger Galaxienhaufen, darunter Spiralgalaxien im riesigen Virgo-Haufen, der etwa 100 Milliarden Mal so gross ist wie die Milchstrasse.Bild: nSF-DOE Vera C. Rubin Observatorium

3200 Megapixel

Die Kamera im Inneren des Teleskops wird nun zehn Jahre lang alle drei Tage den Nachthimmel erfassen. Dank der schnellen Neupositionierung der beweglichen Kuppel und der Teleskophalterung wird etwa alle 40 Sekunden ein Bild aufgenommen, und zwar etwa 8 bis 12 Stunden pro Nacht. Es verfügt über 3200 Megapixel, was 67-mal mehr als die Kamera eines iPhone 16 Pro ist. Damit ist es so hochauflösend, dass man damit einen Golfball auf dem Mond einfangen könnte und 400 Ultra-HD-Fernsehbildschirme benötigen würde, um ein einziges Bild anzuzeigen.

Die Kamera verfügt über 3200 Megapixel.
Die Kamera verfügt über 3200 Megapixel.Bild: https://rubinobservatory.org/

Hunderte Wissenschaftler auf der ganzen Welt werden die Aufgabe haben, die Menge an Daten zu analysieren.

Die Untersuchung wird sich auf vier Bereiche konzentrieren: die Kartierung von Veränderungen am Himmel oder von flüchtigen Objekten, die Entstehung der Milchstrasse, die Kartierung des Sonnensystems und das Verständnis der dunklen Materie bzw. der Entstehung des Universums. Doch seine grösste Stärke liegt in seiner Beständigkeit. Er überwacht dieselben Gebiete immer wieder und alarmiert die Wissenschaftler, sobald er eine Veränderung feststellt.

Gefährliche Objekte frühzeitig erkennen

«Diese vergängliche Seite ist das wirklich Neue und Einzigartige … Sie hat das Potenzial, uns etwas zu zeigen, woran wir vorher noch nicht einmal gedacht hatten», erklärt Professorin Heymans. Aber es könnte uns auch schützen, indem es gefährliche Objekte erkennt, die sich plötzlich der Erde nähern, darunter Asteroiden wie YR4, bei dem Wissenschaftler Anfang des Jahres kurzzeitig befürchteten, er könnte auf unserem Planeten einschlagen.

Die sehr grossen Spiegel der Kamera werden den Wissenschaftlern dabei helfen, das schwächste Licht und die Verzerrungen zu erkennen, die von diesen Objekten ausgehen, und sie auf ihrer Rasanz durch den Weltraum zu verfolgen.

Derzeit reichen die meisten Daten von Sternen etwa 163'000 Lichtjahre zurück, Vera Rubin konnte jedoch bis zu 1,2 Millionen Lichtjahre zurückblicken. Es wird zudem erwartet, einen Blick in den stellaren Halo der Milchstrasse werfen zu können, also in den Friedhof der im Laufe der Zeit zerstörten Sterne, sowie in kleine Satellitengalaxien, die zwar noch existieren, aber unglaublich schwach leuchten und schwer zu finden sind.

Es wird zudem angenommen, dass Vera Rubin über genügend Macht verfügt, um endlich ein seit langem bestehendes Rätsel um die Existenz des Planeten Nine in unserem Sonnensystem zu lösen. Dieses Objekt könnte bis zu 700 Mal so weit entfernt sein wie die Entfernung zwischen Erde und Sonne, weit ausserhalb der Reichweite anderer erdgebundener Teleskope. (kek)

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Chrisbe
23.06.2025 13:15registriert Oktober 2019
Ich habe 2 abgeschlossene Studien (technisch u. Betriebswirtschaftlich), 3 Meistertitel sowie verschiedene zusätzliche Qualifikationen.
Halte mich für handwerklich geschickt, technisch auch nicht ganz dumm, ... aber bei so etwas werde ich ganz klein und still ob der genialen Köpfe, die so etwas planen und bauen.
RESPEKT !!
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