6 Beispiele, warum 2 Grad Klimaerwärmung im Vergleich zu 1,5 katastrophal sind
Wir werden das Pariser Klimaziel verpassen. Die Erde wird sich mehr als nur 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmen: «Das bedeutet, dass es nur noch mit enormen Anstrengungen möglich sein wird, die Erwärmung unter der 2-Grad-Grenze zu halten», erklärt Jochem Marotzke. Wenn es jemand beurteilen kann, dann Marotzke. Er ist Direktor für Meteorologie am renommierten Max-Planck-Institut. Aktuell sei man eher auf dem Weg in eine 3-Grad-Welt bis Ende des Jahrhunderts.
Mit diesem ernüchterndem Statement wurde gestern der 13. Extremwetterkongress in Hamburg eingeläutet. Doch was bedeutet der Unterschied einer Erwärmung von 1,5 Grad auf 2 Grad? Mehr, als es die 0,5 Grad Celsius erahnen liessen. Es folgen sechs ausgewählte Beispiele.
Mehr und längere Dürren
Laut einer chinesischen Studie nimmt bei steigender Erderwärmung nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Dauer von Dürren zu.
- Bei 1,5 Grad steigt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit einer lokalen Dürre um 36 Prozent.
- Bei 2 Grad sind es 62 Prozent.
Der Unterschied beträgt 26 Prozentpunkte. Überdurchschnittlich betroffen sind nicht bereits existierende Trockengebiete, sondern Feuchtgebiete. Als potenzielle Gebiete für Dürreherde nennt die Studie Gebiete in Nordamerika, Südamerika, dem südlichen Afrika, Australien und Europa. Eine weitere chinesische Studie aus demselben Jahr präzisiert diese Hotspot-Regionen (Amazonasgebiet, Nordostbrasilien, südliches Afrika und Mitteleuropa). Dort soll es zu durchschnittlichen Dürre-perioden kommen, die statt 2,9 Monate (bei 1,5 Grad Erwärmung) auf 3,2 Monate (bei 2 Grad) ausgedehnt werden.
Weniger Ernte
Laut dem IPCC (IPCC = Intergovernmental Panel on Climate Change / Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) vergrössert sich das Risiko für Hungersnöte signifikant. Dies lässt sich am Beispiel der Maisernte quantifizieren.
- Bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad geht die durchschnittliche Maisernte in den Tropen um 3 Prozent zurück.
- Bei 2 Grad wären dies bereits 7 Prozent.
Das komplette Aussterben von Korallenriffs
- Laut einem grossen IPCC-Bericht sterben bei 1,5 Grad Erwärmung 70 Prozent aller Korallenriffs ab.
- Bei 2 Grad sind es «mehr als 99 Prozent».
Konkret: Korallenriffs würden weltweit ausgerottet. Gleichzeitig steigt der Meeresspiegel bei 2 Grad um mehr als 10 Meter an – über welchen Zeitraum, ist allerdings unklar. Die Rede ist von Hunderten von Jahren.
Die Zunahme von extremen Hitzewellen
- Bei einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius sind etwa 14 Prozent der Weltbevölkerung mindestens einmal alle fünf Jahre schweren Hitzewellen ausgesetzt.
- Diese Zahl steigt bei 2 Grad auf 37 Prozent.
Eisfreies Polarmeer alle 10 Jahre
- Bei 1,5 Grad wird das Polarmeer alle 100 Jahre eisfrei sein.
- Bei 2 Grad alle 10 Jahre.
Damit nimmt der Albedo-Effekt der Erdkugel ab. Albedo ist ein Mass für die Rückstrahlfähigkeit eines Körpers. Je heller ein Körper ist, desto grösser seine Albedo. Der Verlust von weissem Eis macht die Welt weniger hell, weniger Sonnenlicht wird rückgestrahlt.
Auftauender Permafrost
- Bei 1,5 Grad Erderwärmung taut eine Fläche von 4,8 Millionen Quadratkilometern mit Permafrost auf.
- Bei 2 Grad sind es 6,6 Millionen.
Dies – kombiniert mit der Verringerung des Albedo-Effekts, könnte dazu führen, dass ein Kipppunkt erreicht wird und aus zwei Grad automatisch drei Grad werden. Selbstredend würde dies zu noch verheerenderen Folgen führen.
