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Schweizer Forscher beobachten erstmals Wasserstrom unter der Antarktis

Ein internationales Forschungsteam, zu dem auch Huw Horgan (ETH, WSL) gehört, vermisst in der Antarktis einen Wasserkanal, der unter Oberfläche des Schelfeises liegt.
Mitglieder der Forschungsexpedition bohrten 2021 ein 500 Meter tiefes Loch durch die antarktische Eisschicht, bis sie auf Wasser stiessen.Bild: ETH Zürich

Schweizer Forscher beobachten erstmals Wasserstrom unter der Antarktis

Die Studie von Forschenden aus der Schweiz, Neuseeland und den USA zeigt, wie unterirdische Fluten das Schmelzen des Eises beeinflussen.
12.05.2025, 15:3012.05.2025, 15:30
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Erstmals haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Wasserströme unter dem Eis der Westantarktis beobachtet.

Die neuen Erkenntnisse tragen dazu bei, das Ansteigen des Meeresspiegels genauer vorhersagen zu können, wie die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich) mitteilte. Die Hochschule war an der am Montag in der Fachzeitschrift «Nature Geoscience» veröffentlichten Studie beteiligt.

Die Forschenden hätten zwar schon länger vermutet, dass unter dem Eisschild Wasser fliesse. Mit der Bohrung sei es aber zum ersten Mal überhaupt gelungen, einen solchen Wasserstrom direkt aus unmittelbarer Nähe zu beobachten.

500 Meter tiefes Loch gebohrt

Die Forscherinnen und Forscher um Huw Horgan von der ETH Zürich und der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) bohrten mit einer Hochdruckdüse und 80-grädigem Wasser ein 500 Meter tiefes Loch durch die antarktische Eisschicht, bis sie auf Wasser stiessen.

Mit 30 Zentimetern Durchmesser war das Bohrloch laut Bericht gross genug, um eine Kamera und diverse Messgeräte in die Tiefe hinunterzulassen und die Verhältnisse am Fuss des Eisstroms zu erkunden.

«Am Ende des Bohrlochs stiessen wir auf Wasser, und mit unserer Kamera entdeckten wir hier, 400 Kilometer vom offenen Meer entfernt, sogar einen Schwarm von Hummer-artigen Lebewesen.»
Huw Horgan

Den unterirdischen Wasserstrom filmten und analysierten die Forschenden mit mehreren Messgeräten. Dabei zeigten sie unter anderem, dass es in diesem Bereich immer wieder zu Fluten kommt. Grosse Flutereignisse treten demnach etwa alle zehn Jahre auf.

Der neu entdeckte Wasserstrom fliesst unter dem Ross-Schelfeis, einer schwimmenden Eisplatte, etwa zehnmal so gross wie die Schweiz, ins Meer.

«Die subglazialen Wasserströme spielen eine zentrale Rolle beim Abschmelzen des Schelfeises», sagt Horgan in der Mitteilung der ETH. «Unsere Erkenntnisse sind daher eine Voraussetzung für die Entwicklung neuer Modelle, die das Schmelzen des Schelfeises beschreiben und das Ansteigen des Meeresspiegels noch genauer vorhersagen können.»

Quellen

(dsc/sda)

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