Sturm «Niklas» hat in den letzten Tagen den Piloten arg zugesetzt, wie dieses Video vom Flughafen Zürich zeigte. In solchen Situationen werden die Piloten nach der geglückten Landung zu beklatschten Helden tausender erleichterter Passagiere. Ins Rampenlicht kommen sie deswegen nicht.
Ganz anders erging es den nachfolgenden Piloten. Durch unglaubliche Vorkommnisse in der Luft und ihr kühnes Handeln wurden sie erst zum Objekt zahlloser Stossgebete und dann zu umjubelten Rettern – auch wenn sie darauf sicherlich gerne verzichtet hätten.
Den 10. Juni 1990 werden die 84 Passagiere von British-Airways-Flug 5390 nie vergessen. Der Flieger mit Ziel Malaga ist auf 5200 Metern Höhe, als bei einer Geschwindigkeit von 650 Stundenkilometern plötzlich eine Cockpit-Scheibe herausgerissen wird. Doch das ist noch nicht das grösste Problem für Flugkapitän Tim Lancaster: Er wird vom plötzlichen Unterdruck erfasst und aus dem Fenster gesogen. Sein gesamter Oberkörper baumelt aus dem Fenster, nur seine Knie bleiben in der Steuersäule hängen – und retten ihm das Leben.
Zwei Flugbegleiter kommen Lancaster zu Hilfe und halten ihn mit letzter Kraft fest. Co-Pilot Alistair Atcheson behält während des gesamten Dramas kühlen Kopf. Obwohl er wegen des ohrenbetäubenden Lärms den Funk der Flugsicherung nicht hören kann, landet er den Flieger gegen alle Wahrscheinlichkeit sicher in Southampton. Der Pilot, der die Landung halb im und halb ausserhalb des Fliegers mitmacht, erleidet Erfrierungen, einen Schock und einen gebrochenen Arm.
89 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder der Aloha Airlines waren am 28. April 1988 an Bord der Boeing 737-297. Die Maschine war in Hilo, Hawaii gestartet und sollte nach Honolulu, als das Unfassbare passiert: Auf einer Höhe von über 7000 Metern wird plötzlich ein Teil des Daches inklusive Rumpf weggerissen. Das Flugzeug wird zur fliegenden Sardinenbüchse. Kapitän Robert Schornstheimer sagte später: «Dort, wo die Decke der ersten Klasse normalerweise war, sah ich blauen Himmel». Eine Stewardess wird durch den Sog in den Tod gerissen, eine zweite wird von den angeschnallten Passagieren festgehalten. Ein Astronomieprofessor aus Hawaii sagte später: «Mir war klar, wir würden es nicht schaffen.»
Wie kommt es zum Cabrio-Jet? Um den Passagieren an Bord des Kurzstreckenfliegers eine angenehme Atematmosphäre zu verschaffen, pumpt ein Drucksystem die Kabine gegenüber der dünnen Aussenluft auf. Doch das System pumpt einmal zu oft. Der 35’000 Flugstunden alte Rumpf platzt und reisst ein nahezu sechs Meter langes Loch in den Flieger. Mit einer fliegerischen Meisterleistung gelingt nach einem abenteuerlichen Sinkflug 15 Minuten später die Notlandung auf dem Flughafen in Kahului auf Maui. 61 Passagiere erleiden Schnittverletzungen durch umherwirbelnde Glas- und Metallsplitter, einem Mann platzt das Trommelfell, einer Frau reisst der Luftstrom den Modeschmuck aus den Ohrläppchen. Pilot Robert Schornstheimer sagt danach: «Die Hand Gottes hat das Flugzeug geführt.»
Im Juni 1982 gerät ein Linienflug der British Airways von London Heathrow nach Auckland, Neuseeland in eine Aschewolke. Alle vier Triebwerke fallen darauf aus. Es beginnt ein längerer Gleitflug. Die Crew, die keinerlei Informationen über die Aschewolke oder den Vulkanausbruch hatte, kann schliesslich drei Triebwerke wieder zum Laufen bringen und in Jakarta notlanden.
In Erinnerung bleiben die Worte des Piloten Roger Greaves, der nach dem Ausfall aller Triebwerke in die Maschine funkt: «Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Wir haben ein kleines Problem. Alle vier Triebwerke sind ausgefallen. Wir geben unser Äusserstes, um sie wieder zu starten. Ich vertraue darauf, dass Sie nicht allzu beunruhigt sind.»
Eigentlich soll es ein Routineflug werden, von New York nach Charlotte, North Carolina, mit klarer Sicht. Doch gleich nach dem Start an diesem 15. Januar 2009 gibt es Turbulenzen: Der Pilot Chesley B. Sullenberger meldet einen doppelten Vogelschlag weniger als eine Minute nach dem Abheben. Der einzige Ausweg: Eine Notlandung. Auf dem Hudson River, vor der Skyline Manhattans, mit über 150 Menschen an Bord.
Als die Flugsicherung dem Piloten die Kursänderung für Landebahn 1 auf dem nahe gelegenen Teterboro mitteilt, antwortet er zunächst «wir schaffen es nicht». Auf die Frage nach der gewünschten Landebahn antwortete der Pilot: «Wir werden im Hudson sein». Die spektakuläre Landung auf dem Fluss mitten in New York gelingt, alle 150 Passagiere und die fünf Besatzungsmitglieder überleben das Unglück. Der Pilot geht in die Luftfahrtgeschichte ein als «Held vom Hudson River». Sein Name: Chesley B. Sullenberger, von Kollegen und Freunden «Sully» genannt.
Am 23. Juli 1983 startet eine Maschine der Air Canada mit 61 Passieren und acht Besatzungsmitgliedern an Bord. Sie wissen zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sich bereits zuvor ein katastrophaler Rechenfehler zugetragen hat. Auf 12’500 Metern melden vier Warntöne ein Problem mit dem Treibstoff. Die Piloten gehen zunächst von einem Defekt der Treibstoffpumpe aus und schalten diese aus. Wenig später wird klar: Das Flugzeug hat zu wenig Kerosin getankt, beide Triebwerke schalten sich aus.
Da es im Flugzeug-Handbuch keinerlei Hinweise gab, was in einer solchen Situation zu tun ist, entscheidet sich der Kapitän dazu, den Gleitwinkel so zu stellen, dass er mit einer Geschwindigkeit von 220 Knoten (ca. 407 km/h) weitersegelt, da er bei dieser Geschwindigkeit den besten Gleitwinkel vermutete.
Schnell ist klar: Bis zum Flughafen Winnipeg wird man es im Gleitflug nicht schaffen, worauf sich der Co-Pilot für den Militärstützpunkt in Gimli entscheidet. Beim Anflug steuert der erfahrene Pilot, der auch ein leidenschaftlicher Segelflieger ist, die Maschine in den Seitengleitflug, um die Maschine für die Landung abzubremsen. Nach der Landung wird sofort eine Vollbremsung eingeleitet. Zwei Reifen platzen, das Flugzeug kommt keine 30 Meter vor einer Veranstaltung zum Stillstand. Ausser einigen kleineren Blessuren wird niemand verletzt.
(meg)
(Mit Material von Spiegel Online und Wikipedia)