Späte 1940er Jahre: Eine Stewardess der American Airlines steigt aus dem Flugzeug in New York City. Bild: Michael Ochs Archives
Engel der Lüfte im Bild-Zeitraffer
07.09.2014, 21:0608.09.2014, 14:16
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Eigentlich wollte Ellen Church selbst fliegen, aber allein die Vorstellung einer Frau, die im Cockpit sitzt und Menschen durch die Luft chauffiert, grenzte in den 1930er Jahren an Hochverrat. Also musste sie auf andere Weise dem heimischen Kochherd abtrünnig werden.
Church schlug den Herren der Boeing Air Transport (heutige United Airlines) vor, die Passagiere während des Fluges von Krankenschwestern betreuen zu lassen. Der Betriebsleiter war begeistert: Frauen würden den Leuten die Angst vor dem Fliegen nehmen.
Der dreimonatige Test: Am 15. Mai 1930 gingen in San Francisco die weltweit ersten Flugbegleiterinnen an Bord. Die Boeing Air Transport (heutige United Airlines) verlangte von ihren Stewardessen, dass sie gleichzeitig als Krankenschwestern tätig waren. Links in der Tür der Boeing steht Ellen Church, Chef-Stewardess der «Sky Girls».Bild: AP
Die Piloten und die Stewards waren von der Anwesenheit der «Sky Girls» an Bord wenig begeistert. Was sollten sie mit weiteren «hilflosen Frauen» an Bord anfangen? Dafür hätten sie nun wirklich keine Zeit.
1930er: So hilflos sieht diese Stewardess nicht aus. Die Uniform wies sie als Krankenschwester aus, was eine beruhigende Wirkung auf die Passagiere ausüben sollte. Bild: San Diego Air and Space Museum Archive via flickr Auch die Männer der Stewardessen protestierten und die Frauen der Piloten schrieben Hassbriefe an die Fluggesellschaft und forderten mit feurigem Eifer die Abschaffung der fliegenden Begleitdamen.
Nach dem 1937 eine Heiratswelle bei der Boeing Air Transport ausbrach und dabei 17 Hostessen innerhalb von sechs Wochen ihren Dienst quittierten, wurde dieser Personal-Flucht sofort der Riegel vorgeschoben: Fortan sollte es den Flug-Damen der späteren United Airlines verboten sein zu heiraten. Und das bis im Jahr 1968.
1930er: Eine Stewardess in der Tür einer Douglas DC-2 der Swissair. Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz
Nelly Diener alias «Der Engel der Lüfte»: Jodeln und stricken gegen Flugangst
Die erste europäische Flugbegleiterin ging als «blonde, lockige, langbewimperte Dame» in die Geschichte ein. Dieser «Engel der Lüfte» hiess Nelly Diener und setzte ihre Unterschrift 1934 unter ihren Arbeitsvertrag mit der Swissair.
Nelly Diener, Stewardess des Schnellflugzeuges Condor der Swissair.Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv
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Die Speisen für die Passagiere bereitete sie selbst zu und wenn einige unter ihnen von Flugangst gepeinigt ihre Finger in die Armlehnen krallten, redete sie ihnen behutsam zu. Dieser «Engel der Lüfte» jodelte sogar mit ihren Fluggästen, spielte Karten mit den Männern und strickte mit den Frauen. Nelly machte schlicht alles, um die Reisenden von der beunruhigenden Tatsache abzulenken, dass sie sich gerade in schwindelerregender Höhe befanden. Einen Absturz würde keiner überleben.
Nelly Diener bei der Arbeit.Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/ Stiftung Luftbild Schweiz
«Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte unsere Gesellschaft ihren ersten schweren Flugzeugunfall durch den Absturz der Curtiss-Condor am 27. Juli 1934 bei Tuttlingen zu beklagen.»
Unglücklicherweise war der unerschrockenen Heldin der Betreuung über den Wolken genau dieses Schicksal beschieden: Am 27. Juli 1934 stürzte die Curtiss AT-32C Condor auf der Strecke Zürich-Berlin bei Tuttlingen vom Himmel und riss Nelly Diener gemeinsam mit neun Passagieren und zwei weiteren Besatzungsmitgliedern in den Tod.
Der Swissair-Bericht erwähnt einen Fehler im Motoreinbau, der dazu führte, dass die «langbewimperte Dame» nur 79 Mal ihre fliegenden Gäste umsorgen durfte.
Stewardessen der United Airlines trugen bis in die 1940er Jahre diese Uniformen.Bild: san diego air and space museum archive via flickr Die 40er und 50er Jahre: Militärische Uniformen, Motorenkunde und rauchende Passagiere
Die Uniformen der 40er wirkten fast militärisch mit ihrem strengen Schnitt und den soldatischen Berets. Aber mit dieser Erscheinung strahlten sie wohl Kompetenz aus, die ihnen in den 30ern noch nicht wirklich zugestanden wurde.
Dieses Plakat aus dem Jahre 1942 wirbt jedoch schon ziemlich selbstbewusst mit zwei vor Sicherheit strotzenden Stewardess-Gesichtern: Wer will da nicht sofort einsteigen?
Das Plakat warb mit Flügen von New Orleans nach Jackson, Memphis, St. Louis und Chicago. Bild: Universal Images Group Editorial
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Selbst die Strumpf-Industrie bediente sich der Flugbegleiterinnen als Sujet.
1924: Eine winkende Stewardess auf einem Werbeplakat für Strümpfe von «Airmaid Hosiery» in angesagten «Flying Colors». Bild: Universal Images Group Editorial
Die Zeiten von Plastikverpackungen liegen noch in weiter Ferne: In dieser Privat-Suite der United Airlines wird noch aus richtigen Tellern gegessen. Und das auch noch sehr üppig.
1940er: Eine Stewardess bedient ein Pärchen in der Privat-Suite einer United Airlines Maschine.Bild: Archive Photos
Und geraucht wird hier noch ganz ohne Bedenken.
15. Februar 1947: Das waren noch Zeiten!Bild: Picture Post
In der McConnel Air Hostess School lernten die angehenden Stewardessen allerhand: Zum Beispiel, wie man mit einem betrunkenen Passagier verfahren sollte.
1947: Studentinnen der McConnell Air Hostess School lernen, wie man mit betrunkenen Passagieren umgeht.Bild: The LIFE Picture Collection
Oder wie man auch in stürmischen Situationen das Gleichgewicht hält.
1947: Die Studentinnen der McConnell Air Hostess School scheinen sich bei der Balance-Übung prächtig zu amüsieren. Bild: The LIFE Picture Collection
Was die Studentinnen hier genau lernen, ist leider nicht näher bekannt. Fitness vielleicht? Oder: So sausen Sie möglichst flott über die Not-Rutsche?
1947: Und nochmals Studentinnen der McConnell Air Hostess School.Bild: The LIFE Picture Collection
Natürlich war die Besitzerin der McConnell Air Hostess School auch eine Frau.
1947: Zell McConnell aus Karton.Bild: The LIFE Picture Collection
Die Hostessen der 40er Jahre wussten nicht nur über die Bordküche Bescheid, sie kannten sich auch mit Flugzeugmotoren aus.
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1948: Swissair-Stewardessen bei der Motorenkunde. Bild: eth-bibliothek zürich, bildarchiv
1948: Freundlicher geht es kaum. Eine Stewardess der Fluggesellschaft TWA (Trans World Airlines).Bild: The LIFE Picture Collection
1. Mai 1952: TWA (Trans World Airlines, wurde 2001 von American Airlines aufgekauft), BOAC (British Overseas Airways Corporation, aus ihr entstand 1974 die heutige British Airways) und Air France bieten ertmals transatlantische Touristenklasse-Flüge zwischen New York, London und Paris an. Bild: San Diego Air and Space Museum Archive via flickr No Components found for watson.skyscraper.
Ein von der Fluggesellschaft Lufthansa herausgegebenes Foto zeigt Stewardessen in der Uniform des Jahres 1955.Bild: AP LUFTHANSA-BILDARCHIV
Die 60er Jahre: Farbig, kurz und verrückt
Neben diesem unschuldigen schweizerischen Exemplar gab es durchaus auch ziemlich kecke Hostessen-Uniformen ...
1965: Eine Swissair-Stewardess in Uniform. Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/ Stiftung Luftbild Schweiz
Knapp wurden die Röckchen ...
1968 bekommen die Stewardessen der United Airlines neue Uniformen und freche Hütchen dazu, designt vom Modeschöpfer Jean Louis. Bild: san diego air and space museum archive via flickr ... und farbig. Bei der amerikanischen Fluggesellschaft Pacific Southwest musste sogar das Flugzeug dran glauben.
Hach, die 60er! Bild: Seattle Museum of Flight
Auch die Continental Airlines setzte in den 60ern auf rosa, kombiniert mit weissen Hütchen. Bild: Seattle Museum of Flight
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Auch frechere Mustervarianten in verschiedenen Rot-Tönen waren total angesagt. Bild: Seattle Museum of Flight
Die Luftthansa-Mädchen in Blau-Gelb.Bild: Seattle Museum of Flight
Der italienische Modedesigner Emilio Pucci sagte über die Kleidung der Stewardessen seiner Zeit: «Die meisten sehen aus, als wären sie Busfahrerinnen aus dem Jahr 1925.» Er wurde von der Braniff International Airline beauftragt, die Uniformen der Flugbegleiterinnen zu revolutionieren.
«Die meisten Hostessen sehen aus, als wären sie Busfahrerinnen aus dem Jahr 1925.»
Modeschöpfer Emilio Pucci
Einige Entwürfe des italienischen Modedesigners Emilio Pucci für die Braniff International Airline.Bild: flickr Zwei weitere Braniff Airlines Stewardessen in ihren verrückten Pucci-Uniformen.Bild: tumblr/wearcolour Und noch ein letzes Mal Pucci.Bild: fastcult No Components found for watson.skyscraper.
Die Swissair setzte stattdessen auf Blau.
Die Schweizer Variante: Die Uniform wurde von 1960 bis 1970 getragen.Bild: eth-bibliothek zürich, bildarchiv
Sehr sexy waren die Flugbegleiterinnen der israelischen Fluggesellschaft El Al unterwegs.
Die kanadische Fluggesellschaft Transair setzte offensichtlich auf Gelb. Passend zu den Schwimmwesten. Bild: pinterest Das Mäntelchen einer Stewardess der französischen Fluggesellschaft Air Inter (1997 von Air France übernommen). Bild: pinterest Der Preis für die heissesten Stiefel geht aber definitiv an die amerikanische Southwest Airlines.
Eine Treppe voll orangefarbener, gestiefelter Sothwest Airlines Stewardessen.Bild: fastcult Und dann kamen leider die 80er
In den 80ern war es dann definitiv vorbei mit den frechen Uniformen. Hier präsentieren Modells 1985 die neue Dienstkleidung der Swissair-Stewardessen. Wohlgemerkt, ein äusserst tantenhaftes Exemplar.
1985: Die neue Dienstkleidung der Swissair-Stewardessen.Bild: eth-bibliothek zürich, bildarchiv