Die erste europäische Stewardess jodelte den Passagieren die Flugangst weg
Eigentlich wollte Ellen Church selbst fliegen, aber allein die Vorstellung einer Frau, die im Cockpit sitzt und Menschen durch die Luft chauffiert, grenzte in den 1930er Jahren an Hochverrat. Also musste sie auf andere Weise dem heimischen Kochherd abtrünnig werden.
Church schlug den Herren der Boeing Air Transport (heutige United Airlines) vor, die Passagiere während des Fluges von Krankenschwestern betreuen zu lassen. Der Betriebsleiter war begeistert: Frauen würden den Leuten die Angst vor dem Fliegen nehmen.
Die Piloten und die Stewards waren von der Anwesenheit der «Sky Girls» an Bord wenig begeistert. Was sollten sie mit weiteren «hilflosen Frauen» an Bord anfangen? Dafür hätten sie nun wirklich keine Zeit.
Auch die Männer der Stewardessen protestierten und die Frauen der Piloten schrieben Hassbriefe an die Fluggesellschaft und forderten mit feurigem Eifer die Abschaffung der fliegenden Begleitdamen.
Nach dem 1937 eine Heiratswelle bei der Boeing Air Transport ausbrach und dabei 17 Hostessen innerhalb von sechs Wochen ihren Dienst quittierten, wurde dieser Personal-Flucht sofort der Riegel vorgeschoben: Fortan sollte es den Flug-Damen der späteren United Airlines verboten sein zu heiraten. Und das bis im Jahr 1968.
Nelly Diener alias «Der Engel der Lüfte»: Jodeln und stricken gegen Flugangst
Die erste europäische Flugbegleiterin ging als «blonde, lockige, langbewimperte Dame» in die Geschichte ein. Dieser «Engel der Lüfte» hiess Nelly Diener und setzte ihre Unterschrift 1934 unter ihren Arbeitsvertrag mit der Swissair.
Die Speisen für die Passagiere bereitete sie selbst zu und wenn einige unter ihnen von Flugangst gepeinigt ihre Finger in die Armlehnen krallten, redete sie ihnen behutsam zu. Dieser «Engel der Lüfte» jodelte sogar mit ihren Fluggästen, spielte Karten mit den Männern und strickte mit den Frauen. Nelly machte schlicht alles, um die Reisenden von der beunruhigenden Tatsache abzulenken, dass sie sich gerade in schwindelerregender Höhe befanden. Einen Absturz würde keiner überleben.
Unglücklicherweise war der unerschrockenen Heldin der Betreuung über den Wolken genau dieses Schicksal beschieden: Am 27. Juli 1934 stürzte die Curtiss AT-32C Condor auf der Strecke Zürich-Berlin bei Tuttlingen vom Himmel und riss Nelly Diener gemeinsam mit neun Passagieren und zwei weiteren Besatzungsmitgliedern in den Tod.
Der Swissair-Bericht erwähnt einen Fehler im Motoreinbau, der dazu führte, dass die «langbewimperte Dame» nur 79 Mal ihre fliegenden Gäste umsorgen durfte.
Die 40er und 50er Jahre: Militärische Uniformen, Motorenkunde und rauchende Passagiere
Die Uniformen der 40er wirkten fast militärisch mit ihrem strengen Schnitt und den soldatischen Berets. Aber mit dieser Erscheinung strahlten sie wohl Kompetenz aus, die ihnen in den 30ern noch nicht wirklich zugestanden wurde.
Dieses Plakat aus dem Jahre 1942 wirbt jedoch schon ziemlich selbstbewusst mit zwei vor Sicherheit strotzenden Stewardess-Gesichtern: Wer will da nicht sofort einsteigen?
Selbst die Strumpf-Industrie bediente sich der Flugbegleiterinnen als Sujet.
Die Zeiten von Plastikverpackungen liegen noch in weiter Ferne: In dieser Privat-Suite der United Airlines wird noch aus richtigen Tellern gegessen. Und das auch noch sehr üppig.
Und geraucht wird hier noch ganz ohne Bedenken.
In der McConnel Air Hostess School lernten die angehenden Stewardessen allerhand: Zum Beispiel, wie man mit einem betrunkenen Passagier verfahren sollte.
Oder wie man auch in stürmischen Situationen das Gleichgewicht hält.
Was die Studentinnen hier genau lernen, ist leider nicht näher bekannt. Fitness vielleicht? Oder: So sausen Sie möglichst flott über die Not-Rutsche?
Natürlich war die Besitzerin der McConnell Air Hostess School auch eine Frau.
Die Hostessen der 40er Jahre wussten nicht nur über die Bordküche Bescheid, sie kannten sich auch mit Flugzeugmotoren aus.
Die 60er Jahre: Farbig, kurz und verrückt
Neben diesem unschuldigen schweizerischen Exemplar gab es durchaus auch ziemlich kecke Hostessen-Uniformen ...
Knapp wurden die Röckchen ...
... und farbig. Bei der amerikanischen Fluggesellschaft Pacific Southwest musste sogar das Flugzeug dran glauben.
Der italienische Modedesigner Emilio Pucci sagte über die Kleidung der Stewardessen seiner Zeit: «Die meisten sehen aus, als wären sie Busfahrerinnen aus dem Jahr 1925.» Er wurde von der Braniff International Airline beauftragt, die Uniformen der Flugbegleiterinnen zu revolutionieren.
Die Swissair setzte stattdessen auf Blau.
Sehr sexy waren die Flugbegleiterinnen der israelischen Fluggesellschaft El Al unterwegs.
Der Preis für die heissesten Stiefel geht aber definitiv an die amerikanische Southwest Airlines.
Und dann kamen leider die 80er
In den 80ern war es dann definitiv vorbei mit den frechen Uniformen. Hier präsentieren Modells 1985 die neue Dienstkleidung der Swissair-Stewardessen. Wohlgemerkt, ein äusserst tantenhaftes Exemplar.
