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Schweizer Forschende finden mögliche Ursache für Depressionen

Schweizer Forschende finden mögliche Ursache für Depressionen

27.01.2020, 15:0428.01.2020, 07:16
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Bild: shutterstock

Den Stoffwechsel des Gehirns ankurbeln, um Depressionen zu bekämpfen: Diesen Ansatz verfolgen Forschende der EPFL. Bei Mäusen erzielten sie vielversprechende Ergebnisse. Versuche am Menschen sind nun in Planung.

Chronischer Stress kann Depressionen auslösen. Dahinter könnte ein Energieverlust im Gehirn stecken, wie neuere Forschungsergebnisse nahelegen. Forschende der ETH Lausanne (EPFL) haben nun an Mäusen getestet, ob sich durch Ankurbeln des Energiestoffwechsels das Risiko für Depressionen senken lässt. Von den Ergebnissen berichten sie im Fachblatt «eLife».

Die Forschenden um Carmen Sandi von der EPFL setzten für ihre Studie auf ein Molekül namens Acetyl-L-Carnitin, wie die Hochschule am Montag in einer Mitteilung schrieb. Dieses Molekül ist natürlicherweise im Körper vorhanden und als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Es stimuliert den Zellstoffwechsel, indem es die Aktivität von Mitochondrien anregt, den «Kraftwerken» der Zellen.

Stress und Verhaltenstests

In Experimenten setzten die Forschenden Mäuse Stresssituationen aus, zum Beispiel indem sie sie in ihrer Bewegung einschränkten. Anschliessend unterzogen sie die Versuchstiere verschiedenen Standardverhaltenstests, die auf Entscheidungsfindung oder auf einem Test der Geselligkeit basierten. So beurteilten sie, ob die Tiere depressive Verhaltensmuster entwickelten. Ein Teil der Tiere erhielt im Zuge der Studie Acetyl-L-Carnitin, der andere nicht.

Das Ergebnis: Die Substanz senkte tatsächlich das Risiko, dass die Tiere depressive Verhaltensweisen entwickelten. Eine genauere Untersuchung ergab, dass Acetyl-L-Carnitin den Stoffwechsel einer bestimmten Struktur im Gehirn, des Nucleus accumbens, stimulierte. Dieser spielt eine Rolle im Belohnungssystem des Gehirns, aber auch für Motivation.

Hin zu Tests am Menschen

Laut Sandi beginnt man gerade erst, die Rolle des Stoffwechsels und der Mitochondrien bei Depressionen zu untersuchen. Sie zitiert zum Beispiel eine kürzlich durchgeführte Studie der Rockefeller-Universität, die zeigt, dass bei Menschen, die an einer multiresistenten Depression leiden, die natürlichen Acetyl-L-Carnitin-Blutspiegel sehr niedrig sind.

«Unser Gehirn macht nur zwei Prozent unserer Körpermasse aus, aber es verbraucht 20 Prozent der Energie», erklärt die Forscherin. «Die Auswirkungen von Stress auf den Stoffwechsel sind also nicht so überraschend.» Bei extremem Stress könne eine gute mitochondriale Aktivität dazu beitragen, Energieverluste und Depressionen zu vermeiden.

Die Forschenden planen in einem nächsten Schritt auch Studien mit Patienten. Man sei dabei, Forschungsmittel dafür zu beantragen, sagte Sandi. (aeg/sda)

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97 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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AntiCapitalism
27.01.2020 16:05registriert September 2017
Es ist durchaus eine interessante Entdeckung. Aber villeicht sollten wir besser am Ursprung des Problems arbeiten anstatt alle die bereits an einer Depression erkrankt sind mit Medikamenten zu behandeln.
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LiquidIce
27.01.2020 15:49registriert Juli 2018
"Chronischer Stress kann Depressionen auslösen." Ist immer noch schwierig zu verstehen, wieso man nicht die Ursache bei einer Depression versucht zu bekämpfen? Ist natürlich immer einfach gesagt als getan, aber so lindert man lediglich wieder nur die Symptome davon, aber der Ursprung bleibt völlig unangetastet. Was kurzfristig sicher etwas Bewirken kann, aber langfristig gesehen wird das Problem bestehen bleiben.
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Cirrum
27.01.2020 15:23registriert August 2019
Sowieso wird die falsche Ernährung der heutigen Gesellschaft und die Folgen auf das Gehirn massiv unterschätzt. Fast Food und ähnliches gibt unserem Körper und unserem Gehirn nicht das was es braucht. Das kann zu Aggressionen und Depressionen führen.
Es gibt eine spannende Doku dazu: Das Hirn ist was es isst.
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