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Wolf ist zurück im Aargau – was man wissen muss

Ein Wolf in der Sonderausstellung ÇWolf Ð Wieder unter unsÈim Zoologischen Museum der Universitaet Zuerich am Montag, 11. Dezember 2017. Die neue Sonderausstellung des Zoologischen Museums der Univers ...
Der gesetzliche Schutz des Wolfes wird derzeit überarbeitet.Bild: KEYSTONE

Der Wolf ist zurück – was auch Städter wissen sollten

Erstmals wurde ein Wolf auf Aargauer Boden fotografiert. Muss man vor dem Tier Angst haben? Wird es abgeschossen? Die Antworten der Experten.
28.03.2019, 16:1929.03.2019, 09:20
Dominic Kobelt / ch media
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Wieviele Wölfe gab es schon im Aargau?

In den letzten paar Jahren hatte es vier Meldungen zu Sichtungen von Wölfen im Aargau oder an der Kantonsgrenze gegeben. Einer davon war im Jahr 2014 in Schlieren im Kanton Zürich unter die S-Bahn geraten und dabei gestorben. Kurz davor war er bei Oberwil-Lieli gesichtet worden. Die anderen drei Meldungen (zwei davon im unteren Fricktal) registrierte der Kanton anhand von plausiblen Beschreibungen, konnte diese aber nicht überprüfen. Nun gibt es den ersten fotografischen Beweis dafür, dass der Wolf den Weg in den Kanton Aargau gefunden hat.

Muss man Angst haben, dem Wolf zu begegnen?

Nein, die Tiere meiden den Kontakt zu Menschen. Angriffe von Wölfen auf Menschen sind extrem selten, sind aber schon vorgekommen. Die «Gruppe Wolf Schweiz» schreibt dazu: «Aus historischer Zeit liegen einige Berichte vor, welche auf Wolfsangriffe hindeuten. Der Wahrheitsgehalt dieser Schilderungen ist aber meistens nicht überprüfbar. Einige wenige gesicherte Wolfsangriffe liegen auch aus dem 20. Jahrhundert vor.» Angriffe würden aber stets spezielle Situationen voraussetzen. Dazu seien drei Faktoren eruiert worden:

  • Tollwut (Symptome der Tollwut sind u.a. eine veränderte Verhaltensweise mit Angst und Aggressivität)
  • Aktive Fütterung durch Menschen (Folge ist eine Futterkonditionierung, d.h. der Wolf bringt Menschen mit Futter in Verbindung)
  • Fehlen von natürlicher Beute (der Wolf ist gezwungen, auf Beute auszuweichen, die nicht seinem Beuteschema entspricht)

Wie gut ist der Wolf geschützt?

Der gesetzliche Schutz des Wolfes wird derzeit überarbeitet: Nachdem 2018 der Ständerat der Revision des eidgenössischen Jagdgesetzes zugestimmt hat, die eine Lockerung des Wolfsschutzes beinhaltet, hat die Umweltkommission des Nationalrats ebenfalls zugestimmt. Am 8. Mai wird das Geschäft im Nationalrat behandelt.

Bereits heute dürfen Wölfe abgeschossen werde, allerdings nur bei grossen Schäden, die nicht mit Herdenschutz verhindert werden können, oder bei einer Gefährdung von Menschen.

Die «Gruppe Wolf Schweiz» schreibt zur Gesetzesrevision:

«Gemäss dem aktuellen Entwurf der Revision, wie ihn die Umweltkommission des Nationalrates beschlossen hat, könnte der Wolf während fünf Monaten im Jahr faktisch bejagt werden, die Kantone könnten die Bejagung selbstständig und ohne Bewilligung des Bundes verfügen und es müsste kein grosser Schaden mehr dafür vorliegen.»

Der Bundesrat dagegen begründet, mit der Revision «sollen die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden, um zukünftig Wolfsbestände regulieren zu können, bevor grosse Konflikte entstehen.»

Er weist darauf hin, dass solche Eingriffe im Rahmen des Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume (Berner Konvention) erfolgen müssen.

Wann wirds für den Wolf kritisch?

In der nationalen Jagdverordnung heisst es: Wenn im Streifgebiet eines Wolfes innerhalb von vier Monaten mindestens 15 Nutztiere getötet wurden, darf «reguliert» werden. Sprich: Ein Wolf darf zum Abschuss freigegeben werden. Taucht ein Wolf regelmässig in unmittelbarer Nähe von Siedlungen auf und zeigt sich zu wenig scheu oder aggressiv, könnten Menschen gefährdet sein – auch dann ist eine Abschussfreigabe möglich.

Dieser Abschnitt aus der Jagdverordnung des Bundes beschreibt die Regulierung von Wölfen.
Dieser Abschnitt aus der Jagdverordnung des Bundes beschreibt die Regulierung von Wölfen.screenshot: admin.ch

Wird sich der Wolf im Aargau niederlassen?

«Vermutlich nicht», sagt Thomas Stucki von der kantonalen Jagdverwaltung. Der Wolf bevorzuge grosse und weite Gebiete, in die er sich zurückziehen kann und genügend Beutetiere findet.

Im Gegenzug zu alpinen und voralpinen Regionen wie dem Wallis oder Graubünden ist die Nutztierhaltung im Aargau in den meisten Fällen siedlungsnah und die Tiere sind eingezäunt. Dass der Wolf in der Region Schafe reisst, ist also eher unwahrscheinlich.

Woran erkennt man einen Wolf?

Einen Wolf zu erkennen, sei für einen Laien gar nicht so leicht, erklärte Gabor Bethlenfalvy in einem früheren Bericht der Aargauer Zeitung. Er ist Wolfsexperte beim WWF Schweiz. Grundsätzlich sehe das Raubtier ähnlich aus wie ein Schäferhund, «der Wolf ist aber etwas schlanker, hat eine lange Schnauze und abgerundete Ohren.»

Die Fellfarben der Wölfe in der Schweiz variieren laut von Bethlenfalvy zwischen Hellbraun und Ocker, auf dem Rücken findet sich meist ein schwarzer Bereich. «An der Stirn weisen Wölfe eine dunklere Färbung als Schäferhunde auf, die sogenannte Maske ist markanter abgesetzt.»

Bild
grafik: zvg

Die «Aargauer Zeitung» berichtete:

Dieses Foto beweist: Der Wolf ist zurück im Aargau

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Wolfsrudel im Wallis
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Wolfsrudel im Wallis
In einem abgelegenen Teil des Augstbordgebietes abseits von Siedlungen, Wanderwegen und Infrastrukturen ist es der Gruppe Wolf Schweiz (GWS) gelungen, das dortige Wolfsrudel mehrfach mittels Fotofallen und Direktbeobachtungen nachzuweisen.
(Bild: Gruppe Wolf Schweiz GWS)
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Wölfe sind hier willkommen
Video: srf
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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Borki
28.03.2019 16:51registriert Mai 2018
Herzlich willkommen!
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Huelsensack
28.03.2019 16:43registriert Februar 2019
Yupiieee! Sei willkommen. Endlich zurück:-)
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Gawayn
28.03.2019 17:32registriert März 2018
Auch ich heisse den Urvater unseres ältesten und treuestem Freund dem Hund willkommen.

Seit Jahrzehnten lese und folge ich jeder News und schaue Dokus an die mit dem Wolf zu tun haben.

Seit den 70er Jahren habe ich niemals gehört das ein Wolf einem Menschen gefährlich geworden wäre. Zumindest nicht in der Schweiz.
In Indien gab es Todesfälle von Menschen mit Wölfen.
Das war aber einer krass ungewöhnlichen Notsituation geschuldet.

Von Füchsen die zugebissen haben, weil sie angefüttert wurden, ja solche Dinge sind geschehen.

Wegen paar Dutzend Tieren regulieren, lachhaft!
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