Das Jahr 2019 war für Pornhub ein äusserst erfolgreiches: 42 Milliarden mal wurde die Website besucht. In 39 Milliarden Fällen sei dabei nach speziellen Filmen gesucht worden, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Gegenüber 2018 ist das ein Plus von rund 30 Prozent. Besonders beliebt waren die Suchbegriffe «Amateur» und «Alien».
Pornhub ist die weltweit beliebteste Porno-Website – sie wird in der Schweiz häufiger aufgerufen als die SBB-Seite. Bezahlen muss man für den grössten Teil des Inhaltes nicht und die Betreiber sind bemüht, illegales Material auszusortieren. Dass innerhalb einer Minute im Schnitt dreizehn Videos hochgeladen werden, macht die Sache nicht einfach.
Die eindrücklichen Zahlen beweisen den hohen Stellenwert von Pornografie in unserer heutigen Gesellschaft. Ursina Brun del Re, eine Psycho- und Sexualtherapeutin aus Zürich, beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Thematik: «Man wird von pornografischem Material überschwemmt», wie sie gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagt.
Die Sexualtherapeutin hat in diesem Kontext die Häufigkeit des Pornografiekonsums bei Männern und Frauen, die in Beziehungen leben, untersucht. An der Umfrage teilgenommen haben 1091 Personen. Die Umfrage ergab, dass 93 Prozent der Männer und 57 Prozent der Frauen im vergangenen Jahr mindesten einmal Pornografie konsumiert haben. Brun del Re ergänzt: «Man kann davon ausgehen, dass der Prozentsatz bei Personen, die nicht in Partnerschaften leben, ebenso hoch ist.»
Doch auch der «mehrmals tägliche» Pornokonsum ist mit drei Prozent hoch. «Drei- bis siebenmal pro Woche» konsumieren 14 Prozent der Teilnehmenden, 23 Prozent gaben an, «ein- bis zweimal» pro Woche pornografisches Material anzuschauen. Der Rest – rund 60 Prozent – gaben an, es «weniger als wöchentlich» zu tun. Vor allem Männer konsumieren häufig bis sehr häufig Pornografie – signifikant mehr als die Frauen.
Doch meist bewegt sich der Konsum noch in einem gesunden Rahmen, wie Martin Bachmann, Sexologe und Berater im Mannebüro Zürich, bemerkt: «Die meisten Männer konsumieren Pornografie in einer Art und Weise, die unproblematisch ist.» Doch er erwähnt auch, dass die Beratungen im Mannebüro zum Pornografiekonsum in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Doch nicht nur das: «Es gibt Männer, die gewalthaltige Pornografie konsumieren und die entsprechenden Sexualpraktiken in der Wirklichkeit ausprobieren. Meist erschrecken sie, was sie damit auslösen.»
Die virtuellen Pornos beeinflussen das reale Leben, insbesondere bei Männern. Hinweise darauf, dass übermässiger Pornokonsum die Gefahr sexueller Übergriffe auf Frauen erhöht, finden sich in der therapeutischen Praxis und in der wissenschaftlichen Forschung.
Der leitende Arzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, Andreas Hill, dazu:
Gemäss Hill zeigen sich solche Wünsche vor allem bei Männern, deren Pornografiekonsum sehr hoch ist.
Eine Studie aus Schweden unterstreicht diesen Verdacht: So konsumieren 10,5 Prozent der 18-jährigen Männer täglich Pornos – mehr als die Hälfte davon gaben an, die in den Filmen gesehenen sexuellen Praktiken in Wirklichkeit ausprobieren zu wollen. «Ein gutes Viertel dieser Männer beging auch sexuelle Übergriffe. Das ist deutlich mehr als diejenigen, die seltener Pornografie konsumierten», wie Hill sagt. Doch Pornografiekonsum sei nur einer von mehreren Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit von Sexualstraftaten erhöht.
Die «NZZ am Sonntag» führt das Beispiel eines 58-jährigen Schweizers an. Es handelt sich beim Mann um einen Familienvater, der ein sehr unauffälliges Leben geführt hatte. Als er einer Bekannten eines Abends anbot, sie nach Hause zu fahren, änderte sich das: Er fesselte die Frau an den Autositz, fuhr an einen abgelegenen Ort und zog sie aus, danach griff er ihr an die Brüste und in den Schritt.
Vor Gericht gab der Mann an, die Tat unter Einfluss seines exzessiven Pornokonsums begangen zu haben. Tatsächlich konnte die Polizei auf seinem Handy Dutzende Videos und Fotos mit pornografischem Inhalt sicherstellen. Ein Gutachter urteilte, dass ein Rückfall aufgrund seiner Pornosucht begünstigt werden könnte.
Doch es gibt noch eine weitere Entwicklung bei regelmässigem Pornografiekonsum: Je häufiger solche Inhalte geschaut werden, desto höher die Gefahr, dass immer härteres Material gesucht wird. Dazu zählen Gewaltdarstellungen mit Frauen und Pornos mit Jugendlichen und Kindern. Brun del Re dazu: «Die Habitualisierung des Pornografiekonsums kann problematisch sein.» Andreas Hill führt aus: «Beim Pornografiekonsum kann sich ein Gewöhnungseffekt einstellen, der die Toleranzschwelle erhöht. Dann konsumiert ein Teil der Männer immer härtere und auch verbotene Pornografie.»
(mim)
Hierfür spricht, dass trotz der plötzlichen ständigen Verfügbarkeit von Pornos nicht auch weltweit plötzlich mehr Sexualstraftaten verübt werden.
Und gleich findet sich auch ein Gutachter der dies bestätigt.
Ist exzessiver Konsum von Pornofilmen wirklich Ursache oder allenfalls ein Symptom?
Persönlich finde ich Pornofilme ähnlich langweilig wie WWE "sports entertainement" ; sie animieren mich zu gar nichts.