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Eisschwund könnte Tierwelt in den Polarmeeren verändern

Der Eisschwund in den Polarmeeren ist immer mehr zu sehen.
Der Eisschwund in den Polarmeeren ist immer mehr zu sehen.bild: imagp

Eisschwund könnte Tierwelt in den Polarmeeren verändern

27.03.2023, 18:3027.03.2023, 18:30
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Der Eisschwund in den Polarmeeren könnte tiefgreifende Auswirkungen auf das dortige Ökosystem haben - und damit auch auf die Fischerei. Das schliessen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Analyse alter DNA vom Meeresgrund, wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven am Montag mitteilte. Ein Team um Ulrike Herzschuh warf demnach «einen Blick rund 20'000 Jahre zurück bis in die letzte Eiszeit».

Fischerboot, Groenland, McPMOS McPMOS

Fishing boat Greenland
Der Eisschwund in den Polarmeeren könnte tiefgreifende Auswirkungen auf das dortige Ökosystem haben.Bild: imago stock&people

Untersucht wurden Ablagerungen, die sich über die Jahrtausende am Meeresboden ansammelten und nun an die Oberfläche geholt wurden. Das Forschungsteam fand DNA von Vertretern aus 167 Familien von Meeresbewohnern, deren Lebensraum das Eis oder das freie Wasser ist. «Wir waren selbst überrascht, dass in diesen alten Sedimenten Informationen über das komplette Ökosystem stecken», erklärte Herzschuh. Ihre Erkenntnisse stellten sie im Wissenschaftsjournal «Nature Communications» vor.

Sie fand heraus, dass Diatomeen und andere Algen in oder unter dem Meereis typisch für die kälteren Phasen der letzten Eiszeit waren. Dies seien winzige Sauerstoffproduzenten, die Ruderfusskrebsen als Nahrung dienten. Diese seien wiederum von Fischen aus der Familie der Dorsche gefressen worden, wie dem Pazifischen Kabeljau, dem Alaska-Seelachs und dem Polardorsch.

Der Alaska-Seelachs
Der Alaska-Seelachsbild: imago

In wärmeren Epochen ohne Eis habe es dagegen viel weniger Diatomeen und Ruderfusskrebse gegeben, dafür aber mehr Cyanobakterien. Am Meeresgrund hätten sich in geschützten Buchten Seegraswiesen ausgebreitet, statt der Dorsche seien in der Beringsee mehr Lachse und Pazifische Heringe geschwommen.

Einfluss auf Fischerei

Ähnliche Veränderungen erwartet das Team auch für eine wärmere und weitgehend eisfreie Zukunft. Der Fang einiger beliebter Speisefische wie Seelachs und Kabeljau würde sich dann in der Beringsee womöglich nicht mehr lohnen, hiess es. Dafür könnten der Buckellachs und der Pazifische Hering weiter nach Norden vordringen.

In a photo provided by the U.S. Coast Guard, the Russian tanker Renda sits just off the coast of Nome with two fuel transfer hoses running to a causeway in the Nome harbor Monday Jan. 16, 2012. After  ...
In der Beringsee hat der Eisschwund Einfluss auf die Fischerei.Bild: AP U.S. Coast Guard

Die Forscherinnen und Forscher erwarten ausserdem, dass die Planktongesellschaften unter eisfreien Bedingungen weniger Kohlenstoff in die Tiefe transportieren und in den Sedimenten deponieren. Möglicherweise könnten die Meere dann nicht mehr so viel Kohlendioxid speichern, was den Klimawandel weiter anheizen würde, hiess es. (sda/afp/oee)

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