Mit zunehmendem Alter konzentrieren sich Berberaffen ähnlich wie Menschen auf eine kleinere Gruppe von Sozialpartnern. Das schreiben Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) in Göttingen und der Universität Zürich in der Fachzeitschrift «Current Biology».
Unser soziales Netzwerk wird kleiner, wenn wir älter werden. Wir pflegen dann vor allem Beziehungen zu den Menschen, die uns wirklich wichtig sind. Dieses Verhalten, von dem Forschende nun auch bei Affen berichten, «ist sehr wahrscheinlich tief in der Primaten-Evolution verankert», sagte Studienautorin Alexandra Freund von der Uni Zürich in einer Mitteilung des Fachjournals vom Donnerstag.
Kleinerer Kreis für Fellpflege
Die Wissenschaftler des DPZ und der Uni Zürich hatten 118 Tiere im Alter von 4 bis 29 Jahren in einem französischen Affenpark beobachtet und verschiedene Verhaltensexperimente gemacht. Das Resultat: Auch die Affen werden mit zunehmendem Alter wählerischer. Bereits im jungen Erwachsenenalter haben sie ein deutlich gesunkenes Interesse an neuen Gegenständen und weniger gut bekannten Artgenossen.
Dies zeige sich besonders bei der gegenseitigen Fellpflege, sagte DPZ-Verhaltensbiologin Laura Almeling. «Diese ist bei den Affen das Mass für die soziale Beziehung.» Während die jungen Tiere noch sehr häufig ihre Pflegepartner wechseln, beschränken sich betagtere Affen auf einen kleiner werdenden Kreis befreundeter Tiere.
Alte Affen – kleine Grüppchen
«Die älteren Berberaffen verlieren zwar nicht das Interesse an einem Miteinander», sagte die Forscherin. «Sie konzentrieren sich aber auf eine kleinere Gruppe.»
Die Affen werden mit zunehmendem Alter auch vorsichtiger im Umgang mit Neuem und weniger risikofreudig, haben die Forschenden herausgefunden. Auch darin seien sie älteren Menschen ähnlich. Auf Hilfeschreie von Artgenossen dagegen reagieren die Tiere bis ins hohe Alter. Die Reaktion auf die Schreie befreundeter Affen, etwa auf die der besten Freundin, sei jedoch stärker.
Es werde darüber diskutiert, ob das Schrumpfen des sozialen Netzwerks bei älteren Menschen nicht nur mit der abnehmenden Vitalität, sondern auch mit dem Bewusstsein der eigenen Endlichkeit zu tun habe könnte, sagte Almeling. Bei Affen könne dies nicht der Fall sein: «Denn Affen sind sich nicht bewusst, dass ihre Lebenszeit begrenzt ist.»
(sda/dpa)