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«Der Ball muss ins Tor, aber keiner der Spieler sieht etwas»

Der gelbe Ball muss ins Tor des Gegner. Die Herausforderung: Keiner der Spieler sieht, wo der Ball gerade liegt.
Der gelbe Ball muss ins Tor des Gegner. Die Herausforderung: Keiner der Spieler sieht, wo der Ball gerade liegt.Bild: Zur Verfügung gestellt

«Der Ball muss ins Tor, aber keiner der Spieler sieht etwas»

Seit Jahren erfreut sich der Sport Tischball – oder Showdown – auch im Kanton Zürich immer grösserer Beliebtheit. Wie bei anderen Ballspielen muss auch hier das Runde ins Eckige. Nur, dass man bei Showdown einzig auf sein Gehör vertrauen muss. Der Sport wurde nämlich für Blinde erfunden.
07.03.2022, 13:2907.03.2022, 13:34
Lothar Josef Lechner Bazzanella / ch media
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1960 erfand der Kanadier Joe Lewis die Sportart Showdown. Lewis, selbst völlig blind, wollte einen Sport, der von allen Menschen gespielt werden konnte: mit oder ohne Sehbeeinträchtigung. Also tüftelte er jahrelang an Regeln und Ausstattung für Showdown.

Entstanden ist ein Sport, bei dem sich zwei Spieler vor einer Art Tischtennisplatte gegenüberstehen. „Auf beiden Seiten gibt es ein kleines Tor, in welches ein Ball mithilfe eines Schlägers geschossen werden muss. Dazwischen befindet sich eine Plexiglassscheibe, unter welcher der Ball durch muss“, erklärt Marc Sommer, Präsident der Swiss Showdown Vereinigung und selbst aktiver Spieler.

Hören, wo der Ball gerade liegt

Das Geniale an der Sache: Der Ball hat in seinem Innern kleine Metallkörnchen, die bei jeder Bewegung Lärm erzeugen. Mithilfe dieser Geräusche müssen die Spieler dann erkennen, wo genau der Ball sich gerade befindet.

„Gespielt wird immer eins gegen eins“, so Sommer. Bei internationalen Turnieren wie Europa- oder Weltmeisterschaft gerne auch im gemeinsamen Team. Auch bei den Schweizer Meisterschaften, die seit 2019 stattfinden, gibt es solche Spiele im Team. „Da spielt dann Bern gegen St.Gallen oder Zürich gegen Bern.“

Für jedes Tor gibt es zwei Punkte. Einen Punkt erhält man, wenn der Gegner den Ball an die Mittelwand aus Plexiglas oder vom Tisch schlägt. Ebenfalls einen Punkt gibt es, wenn der Gegner den Ball mit irgendetwas ausser dem Schläger berührt.

Die Mitgliederzahl wächst

2012 fand der Sport seinen Weg langsam in die Schweiz und bei der Community der Sehbeeinträchtigten und Blinden immer mehr Anklang. „2016 hatten wir dann schon mehrere Vereine mit über 30 aktiven Spielern. 2018 gründeten wir die Swiss Showdown Vereinigung“, erzählt Sommer.

Und ein Jahr später fand die erste Schweizer Meisterschaft im Showdown statt. Dabei ist Sommer nicht nur Präsident, sondern seit Anfang an auch begeisterter Spieler. Auch an internationalen Turnieren war er schon mit dabei, zuletzt 2019 bei den Weltmeisterschaften in Olbia. „44 Männer aus der ganzen Welt traten dort gegeneinander an“, erzählt er.

Sommer und seine Teammitglieder trainieren regelmässig in Zürich Oerlikon. Aber auch in Winterthur, St. Gallen und Bern gibt es mittlerweile Showdown-Vereine. „Das Tolle ist, dass hier auch Nicht-Sehbeeinträchtigte Menschen mitspielen können. Einfach eine geschwärzte Brille aufsetzen und man kann sich mit anderen messen“, so ein Teammitglied.

Besonders gespannt blicken die Zürcher Spieler auf den November 2022. Eine Woche lang findet dann in der Stadt nämlich das erste internationale Showdown-Turnier der Schweiz statt. Vom 23. bis zum 27. November duellieren sich Spieler von überall her am Zurich Open 2022. Ziel ist unter anderem, durch solche Turniere die Bekanntheit des Sports, der mittlerweile in über 30 Ländern weltweit gespielt wird, zu fördern – und Showdown irgendwann auch mal zu einer eigenen Sportart bei den Paralympics zu machen.

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