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Das verrät deine Aussprache des Buchstabens R über dich

Sprichst du wie die Oberschicht oder doch wie der Pöbel? Was deine Aussprache des Buchstaben R verrät, erfährst du im Artikel.
Sprichst du wie die Oberschicht oder doch wie der Pöbel? Was deine Aussprache des Buchstaben R verrät, erfährst du im Artikel.Bild: Imago Images

Das verrät deine Aussprache des Buchstabens R über dich

Mal rollt es vorne, mal rollt es hinten am Gaumenzäpfchen. Nein die unterschiedliche Aussprache des Buchstabens R ist kein Sprachfehler, sondern historisch bedingt. Die Aussprache bestimmte früher, ob du zum Pöbel oder doch zur Oberschicht gehörst.
03.11.2024, 07:1503.11.2024, 07:15
Selina Urech / ch media
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Für die einen klingt es, als würde man gerade am Buchstaben ersticken und für die anderen war es historisch gesehen ein Mittel, um sich vom Gesindel zu distanzieren. Die Rede ist vom Buchstaben R, der hinten im Rachen gerollt wird.

Hörprobe A «das Aristokraten R»:

Hörprobe B – «das vorne gerollte R»:

In der Deutschschweiz ist überwiegend Hörprobe B, also das vorne gerollte R, zu hören. Hörprobe A, also das hintere R, hört man heute beispielsweise in Winterthur. «Das rollende R im Rachen lässt sich aber nicht einer bestimmten Region zuschreiben», erklärt Andreas Leemann, Professor für Sprachwissenschaft an der Uni Bern, gegenüber ZüriToday.

Dass die Variante A vermehrt in Winterthur auftritt, liege daran, dass Winterthur auch näher an Thurgau und Schaffhausen liegt. Diese wiederum rollen das R hinten, da sie näher an Deutschland sind. «In Deutschland wird praktisch überall das R hinten im Rachen gerollt», führt er weiter aus.

Das hinten gerollte R trägt in der Schweiz auch den Namen «Aristokraten R». Dieser «Spitzname» ist der Grund, warum es eben auch in der Stadt Zürich, in Basel und sogar in Bern auftaucht, wie der Sprachwissenschaftler erklärt.

«Früher haben die Privilegierten der Schweiz mit Absicht das R hinten gerollt, um sich von der weniger gebildeten Bevölkerung abzuheben», führt Leemann aus. Französisch galt früher nämlich als Sprache der Gebildeten und gehobeneren Klasse. Vor allem in den Städten Bern, Freiburg, Brig und eben Zürich bevorzugte die Elite das französisch gesprochene R deswegen.

Heute ist das natürlich nicht mehr so: «Lustigerweise wird das Aristokraten R heute sogar als weniger angenehm wahrgenommen als das vorne gerollte R», fügt Leemann an. Also keine Sorge, das mit dem «Pöbel R» zählt heute nicht mehr.

Aber neuste Forschungen zeigen, dass sich das «Aristokraten R» wieder weiter ausbreitet. «Vor allem im Nordwesten der Schweiz wird das hintere R wieder verbreiteter», erklärt der Sprachwissenschaftler. Dafür gibt es bislang aber noch keine endgültige Erklärung.

Netflix und Co. werden in der Schweiz zwar vermehrt auf Hochdeutsch, also mit einem hinten gerollten R geschaut, der Sprachwissenschaftler hält das als Grund aber für unwahrscheinlich: «Dann müsste sich das Aristokraten R eigentlich in der gesamten Deutschschweiz verbreiten, das tut es aber nicht.»

Für wahrscheinlicher hält er die örtliche Nähe zu Deutschland. «Es zeigt sich, dass vor allem die Regionen nahe an Deutschland wieder die Tendenz haben, das R hinten zu rollen. Vermutlich haben diese vermehrt Kontakt zu Deutschland und tragen es so weiter in die Schweiz hinein», so Leemann.

Das hintere R ist also längst nicht mehr eine Thurgauer oder Winterthurer Eigenheit. «Früher war das Aristokraten R beispielsweise nur in Basel-Stadt verbreitet. Mittlerweile hört man es aber bis ins Innere von Baselland. Das gilt übrigens auch für St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden», hält er fest.

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